9 SCIENCE FICTION-STORIES
lehnte mich an die Wand.
»He«, sagte er nach einer Zeit, »wir haben alle schon gegessen. Keiner nimmt dir den Teller weg. Du kannst ganz langsam essen.«
Ich aß noch schneller als vorher. Ich war fast fertig, als ich alles wieder von mir gab. Dann fiel ich aus irgendeinem Grund mit dem Kopf gegen die Hockerkante. Ich ließ Teller und Löffel fallen und blieb liegen. Mir war wirklich elend zumute.
Lone kam zu mir herüber und beugte sich über mich. »Tut mir leid, Kleiner«, sagte er. »Machst du bitte sauber, Janie?«
Direkt vor meinen Augen verschwand das Zeug vom Boden. In diesem Moment und auch danach war mir alles egal. Ich fühlte den Kopf des Mannes neben meinem Hals. Dann fuhr er mir durch das Haar.
»Beanie, bring ihm eine Decke. Wir gehen alle schlafen. Er braucht jetzt eine Zeitlang Ruhe.«
Ich fühlte, wie die Decke um mich gewickelt wurde, und ich war eingeschlafen, bevor er mich richtig hingelegt hatte.
Ich weiß nicht, wieviel Zeit vergangen war, als ich wieder aufwachte. Ich hatte keine Ahnung, wo ich war, und das jagte mir Angst ein. Ich hob den Kopf und sah die glühenden Aschereste am Feuerplatz. Lone hatte sich in seinen Kleidern ausgestreckt. Janies Staffelei wirkte in dem rötlichen Dunkel wie ein riesiges Raubinsekt. Ich sah, daß Babys Kopf in der Wiege auftauchte, aber ich konnte nicht feststellen, ob es mich ansah oder nicht. Janie lag neben der Tür am Boden, und die Zwillinge hatten es sich auf dem alten Tisch bequem gemacht. Nichts außer Babys Kopf bewegte sich.
Ich stand auf und sah mich im Raum um. Nur ein Zimmer, nur eine Tür. Ich ging auf Zehenspitzen zu ihr hinüber. Als ich an Janie vorbeikam, öffnete sie die Augen.
»Was ist los?« flüsterte sie.
»Geht dich nichts an«, sagte ich. Ich ging zur Tür, als kümmerte ich mich nicht um sie, aber ich beobachtete sie genau. Sie tat nichts. Aber die Tür war so fest verschlossen wie beim erstenmal, als ich zu fliehen versucht hatte.
Ich ging zurück zu Janie. Sie sah mich nur an. Sie war nicht wütend. »Ich muß aber dringend mal«, sagte ich.
»Ach so«, meinte sie. »Warum hast du das nicht gleich gesagt?«
Plötzlich stöhnte ich und griff nach meinem Leib. Ich kann das Gefühl nicht beschreiben, das ich hatte. Es war kein eigentlicher Schmerz. Man konnte es mit nichts vergleichen.
»Okay«, sagte Janie. »Du kannst wieder ins Bett gehen.«
»Aber ich muß doch …«
»Was mußt du?«
»Nichts.« Das stimmte. Ich mußte nicht mehr hinausgehen.
»Nächstesmal brauchst du es mir nur zu sagen. Ich denke mir nichts dabei.«
Ich sagte nichts und ging zu meiner Decke zurück.
»Ist das alles?« fragte Stern. Ich lag auf der Couch und sah zu der grauen Decke hinauf. Er fuhr fort: »Wie alt bist du?«
»Fünfzehn«, sagte ich schläfrig. Er wartete, bis für mich die graue Decke wieder in Wände überging, in einen Boden, einen Teppich und Lampen, einen Schreibtisch und einen Stuhl, auf dem Stern saß. Ich setzte mich auf und stützte meinen Kopf einen Augenblick in die Hände. Dann sah ich Stern an. Er spielte mit seiner Pfeife und erwiderte meinen Blick. »Was haben Sie mit mir gemacht?«
»Ich sagte es dir vorher. Ich mache nichts. Du selbst tust es.«
»Sie haben mich hypnotisiert.«
»Nein.« Seine Stimme war ruhig, aber ich wußte, daß er nicht log.
»Was sollte das alles dann? Ich war … Es kam mir vor, als erlebte ich das Ganze noch einmal mit.«
»Fühlst du etwas?«
»Alles.« Ich schauderte. »Jede verdammte Einzelheit. Was war es?«
»Jeder, der es fertigbringt, fühlt sich hinterher besser. Du kannst die Sache jetzt immer wieder durchgehen, und jedesmal wird es weniger schmerzen. Du wirst sehen.«
Es war zum erstenmal seit Jahren, daß mich etwas erstaunte. Ich drehte seine Worte hin und her und fragte ihn dann: »Wenn ich es selbst getan habe, wie konnte es dann kommen, daß ich es vorher noch nie erlebt habe?«
»Man braucht
Weitere Kostenlose Bücher