9 SCIENCE FICTION-STORIES
dir schon.«
»Also gut«, sagte ich.
Er hob mich auf und trug mich die Schienen hinunter. Wenn er irgend etwas anderes gesagt hätte, wäre ich einfach liegengeblieben, bis ich erfroren war. Und außerdem, was konnte er schon von mir wollen? Ich wäre zu nichts in der Lage gewesen.
Ich dachte nicht mehr darüber nach, sondern schlummerte ein.
Einmal wachte ich auf, als er von der Straße abwich und nach rechts ging. Er tauchte in den Wäldern unter. Ich sah keinen Weg, aber er schien zu wissen, wohin er ging.
Das nächstemal wachte ich von einem knirschenden Geräusch auf. Er trug mich über einen gefrorenen Teich, und das Eis unter seinen Füßen gab nach. Er beeilte sich nicht. Ich sah nach unten und erkannte die weißen Sprünge, die da entstanden, wo er seinen Fuß hinsetzte. Es war mir so egal. Ich döste wieder ein.
Schließlich setzte er mich ab. Wir waren da. »Da« – das war das Innere eines Raumes. Es war sehr warm. Er stellte mich auf die Beine, und ich kippte sofort um. Zuallererst sah ich zur Tür. Ich lief hinüber und lehnte mich mit dem Rücken gegen die Wand, damit ich im Notfall fliehen konnte. Dann blickte ich mich um.
Es war ein großes Zimmer. Eine Wand war rauher Fels. Die übrigen bestanden aus Holzbalken, deren Ritzen verkleistert waren. An der Felswand brannte ein riesiges Feuer. Es war kein eigentlicher Feuerplatz, eher eine Art Vertiefung im Fels. Auf einem Regal an der gegenüberliegenden Seite stand eine alte Autobatterie, von der zwei gelbe Glühbirnen gespeist wurden. Sie baumelten einfach an langen Drähten. Außerdem gab es noch einen Tisch, ein paar Kisten und zwei dreibeinige Hocker. Die Luft roch nach Rauch und so wundervoll und herzzerreißend nach Essen, daß mir das Wasser im Mund zusammenlief.
»Was habe ich da mitgebracht, Baby?« fragte der Mann.
Und das Zimmer war voll von Kindern. Hm, eigentlich nur drei, aber mir schienen es mehr als drei zu sein. Da war ein Mädchen etwa in meinem Alter – acht, meine ich –, ihre linke Wange war mit blauer Farbe beschmiert. Das Mädchen hatte eine Staffelei und eine Palette und eine ganze Handvoll Pinsel. Aber die Pinsel benutzte sie gar nicht. Sie schmierte die Farbe mit den Fingern auf das Gemälde. Dann sah ich noch ein kleines Negermädchen von etwa fünf Jahren, das mich aus großen runden Augen anstarrte.
Und in einer Holzwiege, die auf zwei Sägeböcken stand, lag das Baby. Es tat, was alle Babys tun, sabberte ein wenig, warf die Ärmchen hoch und strampelte mit den Beinen.
Als der Mann sprach, sah das Mädchen an der Staffelei zuerst mich und dann das Baby an. Das Baby strampelte und sabberte.
Das Mädchen sagte: »Er heißt Gerry, und er ist wütend.«
»Worüber ist er wütend?« fragte der Mann. Er sah das Baby an.
»Über alles«, sagte das Mädchen. »Über alles und jeden.«
»Woher kommt er?«
»He, was soll denn das?« sagte ich, aber niemand beachtete mich. Der Mann stellte dem Baby weiterhin Fragen, und das Mädchen mit der Palette beantwortete sie. Verrückteste Sache, die ich je erlebt hatte.
»Er ist von der Staatsschule weggelaufen«, sagte das Mädchen. »Zu essen bekam er genug, aber keiner war in Harmonie mit ihm.«
Genauso sagte sie: Keiner war in Harmonie mit ihm.
Da riß ich die Tür auf. Ein Schwall kalter Luft kam herein. »Sie gemeiner Kerl«, rief ich dem Mann zu. »Sie sind von der Schule.«
»Mach die Tür zu, Janie«, sagte der Mann. Das Mädchen an der Staffelei rührte sich nicht, aber die Tür fiel hinter mir mit einem lauten Knall zu. Ich wollte sie wieder aufmachen, aber sie rührte sich nicht. Mit einem Aufschrei rüttelte ich daran.
»Eigentlich müßtest du dafür in der Ecke stehen«, sagte der Mann. »Stelle ihn in die Ecke, Janie.«
Janie sah mich an. Einer der dreibeinigen Hocker segelte auf mich zu. Er blieb
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