9 SCIENCE FICTION-STORIES
erinnern kann. Das Ego ist zu wichtig, um das durchgehen zu lassen. Aber bedenke das eine: Dein ganzes Denken spielt sich nach einem Kode ab, und du kannst nur etwa ein Zehntel davon entschlüsseln. Nun kommt dir ein Stück Kode in den Weg, das für deine Gefühle abstoßend wirkt. Siehst du nicht, daß es nur einen Weg gibt, ihn zu entschlüsseln? Du darfst ihm nicht ausweichen.«
»Sie wollen sagen, daß ich angefangen habe, mich – mit dem Verstand eines anderen zu erinnern?«
»Dir erschien es wenigstens eine Weile so, und das muß etwas bedeuten. Versuchen wir, es herauszufinden.«
»Gut.« Mir war übel, und ich fühlte mich erschöpft. Und plötzlich erkannte ich, daß die Übelkeit und die Erschöpfung eine Reaktion meines Körpers waren, die meinem Verstand helfen wollten, diese unangenehme Sache zu umgehen.
»Baby ist drei«, sagte er.
Baby ist drei, ich bin dreiunddreißig. Ich, du, Kew …
»Kew!« schrie ich auf. Stern sagte nichts. »Sehen Sie«, erklärte ich, »ich weiß nicht, wie ich darauf komme, aber irgendwie bin ich sicher, daß wir auf diesem Weg nicht weiterkommen. Macht es Ihnen etwas aus, wenn ich es anders versuche?«
»Du bist der Doktor«, sagte er nur.
Ich mußte lachen. Dann schloß ich die Augen.
Dort hinter den Hecken und felsigen Ecken verstecken sich Türen und Fenster. Der Rasen ist sauber und grün, alle Blumen blühen.
Es war, als wagten sie es nicht, ihre Blütenblätter abzuwerfen, aus Angst, die Ordnung zu stören. Ich ging die Auffahrtsallee hinauf. Ich hatte Schuhe an, und sie beengten meine Füße. Ich wollte nicht zu dem Haus gehen, aber ich mußte.
Ich ging die Stufen zwischen den großen weißen Säulen hinauf und sah die Tür an. Ich wollte, ich hätte durch sie hindurchsehen können, aber sie war so dick und weiß. Über der Tür befand sich ein fächerförmiges Fenster, aber es war zu hoch oben. Neben der Tür waren auch zwei Fenster, doch sie setzten sich aus farbigem Glas zusammen. Ich schlug mit der Hand gegen die Tür und machte sie dabei schmutzig.
Nichts rührte sich, so schlug ich noch einmal dagegen. Sie wurde aufgerissen, und eine hagere Schwarze stand im Eingang. »Was willst du?«
Ich sagte ihr, daß ich Miß Kew sprechen müsse.
»So etwas wie dich will Miß Kew gar nicht sehen«, sagte sie. Sie sprach zu laut. »Dein Gesicht ist schmutzig.«
Ich begann wütend zu werden. Es hatte mir schon gar nicht gepaßt, daß ich hierherkommen mußte, wo man im hellen Tageslicht an fremden Leuten vorbeiging. So sagte ich: »Mein Gesicht geht Sie überhaupt nichts an. Wo ist Miß Kew? Los, holen Sie sie.«
Sie keuchte. »Hör mal, so kannst du doch nicht mit mir sprechen!«
»Ich will überhaupt nicht mit Ihnen sprechen, weder so noch so«, erklärte ich. »Lassen Sie mich hinein.«
Ich wünschte mir, Janie wäre hier. Janie hätte sie vom Eingang weggebracht. Aber so mußte ich allein mit ihr fertig werden. Ich war zu langsam. Noch bevor ich überhaupt ein Schimpfwort hervorgebracht hatte, knallte sie mir die Tür vor der Nase zu.
So trommelte ich mit dem Fuß gegen die Tür. Für diesen Zweck eignen sich Schuhe fabelhaft. Nach einer Weile riß sie die Tür so plötzlich auf, daß ich beinahe das Gleichgewicht verlor. Sie hatte einen Besen in der Hand. »Schau, daß du von hier fortkommst, du Schmutzfink, sonst hole ich die Polizei«, kreischte sie.
Sie gab mir einen Stoß, und ich fiel hin.
Ich stand wieder auf und lief ihr nach. Sie trat einen Schritt zurück und versetzte mir einen Schlag mit dem Besen, als ich in ihrer Nähe war, aber auf alle Fälle war ich jetzt wenigstens drinnen. Die Frau stieß kleine, schrille Laute aus und machte sich an die Verfolgung. Ich nahm ihr den Besen weg, und dann schrie jemand: »Miriam!«
Ich wurde ganz steif, während die Schwarze einer Hysterie nahe war. »Oh, Miß Kew, seien Sie vorsichtig! Er wird uns
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