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9 SCIENCE FICTION-STORIES

9 SCIENCE FICTION-STORIES

Titel: 9 SCIENCE FICTION-STORIES Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. W. Mommers und A. D. Krauß
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al­le um­brin­gen. Ho­len Sie die Po­li­zei …!«
    »Mi­riam!« keif­te die an­de­re Frau wie­der, und Mi­riam be­ru­hig­te sich. Am Trep­pen­kopf stand die­se Frau mit dem Back­pflau­men­ge­sicht und dem spit­zen­be­setz­ten Kleid. Sie sah sehr viel äl­ter aus, als sie war, ver­mut­lich, weil sie den Mund so fest zu­sam­men­preß­te. Ich glau­be, sie war et­wa drei­und­drei­ßig – drei­und­drei­ßig! Sie hat­te tücki­sche Au­gen und ei­ne klei­ne Na­se.
    »Sind Sie Miß Kew?« frag­te ich sie.
    »Ja. Was soll denn die­ses Ein­drin­gen in mein Haus?«
    »Ich muß mit Ih­nen re­den, Miß Kew.«
    »Sag ›spre­chen‹ und nicht ›re­den‹. Hal­te dich ge­ra­de und laß das Mur­meln.«
    »Ich ho­le die Po­li­zei«, sag­te das Dienst­mäd­chen.
    Miß Kew wand­te sich ihr zu. »Das hat noch Zeit, Mi­riam. Nun, du klei­ner Schmutz­fink, was willst du von mir?«
    »Ich muß mit Ih­nen al­lein re­den«, er­klär­te ich ihr.
    »Las­sen Sie das nicht zu, Miß Kew«, jam­mer­te das Mäd­chen.
    »Sei still, Mi­riam. Klei­ner Jun­ge, ich sag­te dir doch, du sollst nicht ›re­den‹ sa­gen. Sprich ru­hig vor Mi­riam. Sie darf al­les hö­ren.«
    »Blö­des Zeug.« Bei­den blieb der Mund of­fen­ste­hen. »Lo­ne hat es mir ver­bo­ten.«
    »Miß Kew, wol­len Sie wirk­lich …«
    »Sei still, Mi­riam. Jun­ger Mann, du wirst dich an­stän­dig …« Doch dann quol­len ihr die Au­gen her­vor. »Wer, sag­test du …?«
    »Lo­ne. Er hat es mir ver­bo­ten.«
    »Lo­ne.« Sie stand an der Trep­pe und sah ih­re Hän­de an. Dann sag­te sie: »Mi­riam, ich brau­che dich nicht mehr.« Und man hät­te nicht glau­ben wol­len, daß das die glei­che Frau wie vor­hin war.
    Das Mäd­chen woll­te wi­der­spre­chen, aber Miß Kew deu­te­te mit dem Zei­ge­fin­ger hin­aus, und ihr Fin­ger war so spitz und scharf, daß er an einen Ge­wehr­lauf er­in­ner­te. Das Mäd­chen ver­schwand schleu­nigst.
    »He«, rief ich ihr nach. »Hier ist Ihr Be­sen.« Ich woll­te ihn ihr nach­wer­fen, aber Miß Kew nahm ihn mir ab.
    »Hier her­ein«, sag­te sie.
     
    Sie ließ mich vor sich her in ein Zim­mer ge­hen, das so groß wie der Wei­her war, in dem wir im­mer schwam­men. Über­all sah man Bü­cher, und die Ti­sche wa­ren mit Le­der über­zo­gen und hat­ten gol­de­ne Blüm­chen an den Ecken.
    Sie deu­te­te auf einen Stuhl. »Setz dich. Nein, war­te einen Au­gen­blick.« Sie ging zum Ka­min und hol­te ei­ne Zei­tung aus ei­ner Schach­tel, die sie auf dem Stuhl aus­brei­te­te. »Jetzt setz dich.«
    Ich setz­te mich auf den Stuhl, und sie schlepp­te einen zwei­ten Stuhl her­bei, aber auf den leg­te sie kein Pa­pier.
    »Was ist los?« frag­te sie. »Wo ist Lo­ne?«
    »Tot«, sag­te ich.
    Sie hielt den Atem an und wur­de schnee­weiß. Dann starr­te sie mich an, bis ih­re Au­gen ganz wäs­se­rig wa­ren.
    »Tot? Lo­ne ist tot?«
    »Ja. Wir hat­ten letz­te Wo­che einen Wol­ken­bruch, und als Lo­ne am nächs­ten Abend bei dem star­ken Sturm hin­aus­ging, kam er an ei­ner al­ten Ei­che vor­bei, die vom Was­ser un­ter­spült war. Der Baum hat ihn er­schla­gen.«
    »Hat ihn er­schla­gen«, flüs­ter­te sie. »O nein, das ist nicht wahr! Das ist nicht wahr!«
    »Und ob es wahr ist. Wir ha­ben ihn heu­te mor­gen ein­ge­gra­ben. Wir konn­ten ihn nicht mehr län­ger so las­sen. Er be­gann zu …«
    »Sei still!« Sie be­deck­te ihr Ge­sicht mit den Hän­den.
    »Was ist denn los?«
    »Es ist gleich vor­bei«, sag­te sie lei­se. Sie stand auf und stell­te sich mit dem Rücken zu mir an den Ka­min. Ich zog einen mei­ner Schu­he aus, wäh­rend ich dar­auf war­te­te, daß sie zu­rück­kam. Aber statt des­sen sprach sie vom Ka­min aus. »Bist du Lo­nes klei­ner Jun­ge?«
    »Ja. Er sag­te mir, ich sol­le hier­her­kom­men.«
    »Ach, mein ar­mer, klei­ner Jun­ge!« Sie lief auf mich zu, und einen Au­gen­blick lang dach­te ich, sie wol­le mich auf die Ar­me neh­men. Aber kurz vor mir blieb sie ste­hen und rümpf­te die Na­se ein we­nig.
    »Wie – wie heißt du?«
    »Ger­ry.«
    »Nun, Ger­ry, wie wür­de es dir ge­fal­len, in die­sem hüb­schen großen Haus zu woh­nen und – und sau­be­re Klei­der und al­les an­de­re zu be­kom­men?«
    »Ja, so stel­le ich mir das Gan­ze auch vor. Lo­ne sag­te mir, ich

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