9 SCIENCE FICTION-STORIES
solle zu Ihnen kommen. Er sagte, Sie hätten so viel Zaster, daß Sie nicht wüßten, wohin damit. Und außerdem schuldeten Sie ihm einen Gefallen.«
»Ich ihm?« Das schien sie zu verwundern.
»Ja.« Ich versuchte es ihr näher zu erklären. »Er sagte, er hätte einmal etwas für Sie getan, und Sie hätten versprochen, es ihm zurückzuzahlen, wenn Sie könnten. So war es.«
»Was hat er dir darüber erzählt?« Ihre Stimme kreischte wieder.
»Nicht ’ne verdammte Silbe.«
»Bitte, sag dieses Wort nie wieder«, bat sie mit geschlossenen Augen. Dann öffnete sie sie wieder und nickte entschlossen. »Ich habe es versprochen, und ich werde es halten. Du kannst von jetzt an hierbleiben. Wenn – wenn du willst.«
»Mit mir hat das nichts zu tun. Lone hat es mir befohlen.«
»Du wirst dich hier wohlfühlen«, sagte sie. Sie musterte mich von oben bis unten. »Dafür werde ich sorgen.«
»Okay. Soll ich jetzt die anderen holen?«
»Die anderen – auch Kinder?«
»Ja. Das gilt nicht nur für mich. Für uns alle – für die ganze Bande.«
Sie lehnte sich in ihrem Stuhl zurück, zog ein lächerlich kleines Seidentuch aus der Tasche und tupfte sich die Lippen damit ab. Dabei ließ sie mich nicht aus den Augen. »Erzähl mir von diesen – diesen anderen Kindern.«
»Also, da ist mal Janie. Sie ist elf wie ich. Und Bonnie und Beanie sind acht. Zwillinge, müssen Sie wissen. Und Baby. Baby ist drei.«
»Baby ist drei«, wiederholte sie.
Ich schrie. Stern kniete sofort neben meiner Couch und drückte seine Handflächen gegen meine Wangen, um meinen Kopf ruhig zu halten, denn ich hatte ihn hin und her geworfen.
»Guter Junge«, sagte er. »Du hast es gefunden. Du weißt noch nicht, was es ist, aber du weißt, wo es ist.«
»Und ob«, sagte ich heiser. »Haben Sie ein Glas Wasser?«
Er goß mir etwas Wasser aus einer Thermosflasche ein. Es war so kalt, daß es weh tat. Ich legte mich zurück und ruhte mich aus, als hätte ich eine Klippe überwunden. »So etwas kann ich nicht noch einmal aushalten«, sagte ich.
»Willst du, daß wir für heute aufhören?«
»Und Sie?«
»Ich kann weitermachen, so lange du willst.«
Ich dachte darüber nach. »Ich würde gern noch weitermachen, aber einen dicken Brocken vertrage ich jetzt nicht. Wenigstens nicht im Augenblick.«
»Wenn du noch einen dieser ungenauen Vergleiche hören willst«, sagte Stern, »bitte: Die Psychiatrie ist wie eine Straßenkarte. Es gibt immer verschiedene Wege, um zu einem Punkt zu gelangen.«
»Ich nehme den Umweg«, erklärte ich ihm. »Die achtspurige Autobahn. Nicht den steilen Pfad über die Berge. Meine Kupplung schleift. Wo muß ich abbiegen?«
Er lachte vor sich hin. Seine Stimme gefiel mir. »Einfach an der Kiesauffahrt vorbei.«
»Da war ich schon. Da ist eine Brücke eingestürzt.«
»Du kennst aber die ganze Strecke. Fang jenseits der Brücke an.«
»Daran habe ich nicht gedacht. Ich glaubte, ich müßte die ganze Strecke Schritt für Schritt abgehen.«
»Vielleicht, vielleicht auch nicht. Aber wenn du den Rest der Strecke gegangen bist, wird es dir nicht mehr schwerfallen, die Brücke zu überqueren. Möglicherweise ist auf der Brücke gar keine wichtige Station. Aber das kannst du erst wissen, wenn du alles andere abgesucht hast.«
»Fangen wir an.« Irgendwie war ich nun doch gespannt.
»Darf ich einen Vorschlag machen?«
»Nur zu.«
»Erzähl einfach«, sagte er. »Versuch nicht, zu weit in das einzudringen, was du erlebt hast. Die erste Periode – als du acht warst – hast du stark miterlebt. Die zweite mit den fremden Kindern hast du nur erzählt. Dann den Besuch – den hast du wieder miterlebt. Jetzt mußt du wieder erzählen.«
»Gut.«
Er wartete und sagte dann ruhig: »In der Bibliothek. Du hast ihr von den anderen Kindern erzählt.«
Ich erzählte ihr von ihnen … und dann sagte
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