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9 SCIENCE FICTION-STORIES

9 SCIENCE FICTION-STORIES

Titel: 9 SCIENCE FICTION-STORIES Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. W. Mommers und A. D. Krauß
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auch nicht: »Gut.« Er mach­te über­haupt kein Auf­he­bens da­von. Er nahm le­dig­lich sei­nen Te­le­fon­hö­rer ab und sag­te: »Sa­gen Sie für die­sen Nach­mit­tag al­le an­de­ren Ver­ab­re­dun­gen ab.«
    Dann rutsch­te er sei­nen Stuhl so von mir weg, daß ich ihn nicht se­hen konn­te.
     
    Es war sehr ru­hig in sei­nem Raum. Er hat­te ihn mit schall­dich­ten Wän­den ver­klei­den las­sen.
    Ich sag­te: »Warum, glau­ben Sie, hat Lo­ne mich so lan­ge da drau­ßen woh­nen las­sen, wenn ich nichts von all den Din­gen ver­stand, die die an­de­ren Kin­der fer­tig­brach­ten?«
    »Viel­leicht hat­test du doch dei­ne Fä­hig­kei­ten.«
    »O nein«, sag­te ich be­stimmt. »Ich ha­be es im­mer wie­der ver­sucht. Ich war stark für einen Jun­gen mei­nes Al­ters, und ich wuß­te, daß es im­mer bes­ser ist, den Mund zu hal­ten, aber da­von ab­ge­se­hen, un­ter­schied ich mich nicht von an­de­ren Kin­dern. Ich glau­be auch nicht, daß ich jetzt an­ders als nor­ma­le Fünf­zehn­jäh­ri­ge bin – nur daß sie nicht mit Lo­ne und den an­de­ren zu­sam­men ge­lebt ha­ben.«
    »Hat das et­was mit ›Ba­by ist drei‹ zu tun?«
    Ich sah zu der grau­en De­cke auf. »Ba­by ist drei. Ba­by ist drei. Ich ging zu ei­nem großen Haus mit ei­nem ge­wun­de­nen Pfad, der un­ter ei­ner Art Per­go­la ver­lief. Ba­by ist drei. Ba­by ist …«
    »Wie alt bist du?«
    »Drei­und­drei­ßig.«
    Ich sag­te es, und im nächs­ten Au­gen­blick schoß ich von der Couch hoch wie von der Ta­ran­tel ge­sto­chen. Ich lief auf die Tür zu.
    »Sei kein Narr«, sag­te Stern. »Willst du, daß ich dei­net­we­gen den gan­zen Nach­mit­tag ver­lie­re?«
    »Das ist mir egal. Ich zah­le da­für.«
    »Schon gut, es liegt ganz bei dir.«
    Ich ging zu­rück. »Die­ser Teil der Ge­schich­te liegt mir über­haupt nicht.«
    »Gut. Dann kom­men wir der Sa­che schon nä­her.«
    »Wes­halb ha­be ich ›drei­und­drei­ßig‹ ge­sagt? Ich bin fünf­zehn. Und noch ei­nes …«
    »Ja?«
    »Die­ses ›Ba­by ist drei‹ – schön, ich ha­be es ge­sagt. Aber wenn ich dar­über nach­den­ke, so ist es nicht mei­ne Stim­me, die es sagt.«
    »So wie drei­und­drei­ßig nicht dein Al­ter ist?«
    »Ja«, flüs­ter­te ich.
    »Ger­ry«, sag­te er warm, »du brauchst dich vor nichts zu fürch­ten.«
     
    Ich merk­te, daß ich zu auf­ge­regt at­me­te. Ich ver­such­te mich zur Ru­he zu zwin­gen. »Es ge­fällt mir nicht, daß ich mich an Din­ge er­in­ne­re, die ei­ne frem­de Stim­me mir zu­flüs­tert«, sag­te ich.
    »Sieh mal«, sag­te er mir, »die­se Ge­hirn­wä­sche­rei, wie du es vor ei­ner Wei­le nann­test, ist nicht so, wie sie sich die meis­ten Leu­te vor­stel­len. Wenn ich dich in dei­ne Geis­tes­welt be­glei­te – oder wenn du al­lein hin­ein­gehst –, wirst du ei­ne Welt fin­den, die sich von der Wirk­lich­keit nicht all­zu­sehr un­ter­schei­det. An­fangs wird es zwar so schei­nen, weil der Pa­ti­ent sich noch nicht von all sei­nen Phan­tas­te­rei­en, den Ir­ra­tio­na­li­tä­ten und au­ßer­ge­wöhn­li­chen Er­leb­nis­sen ge­trennt hat. Aber je­der lebt in die­ser Art von Welt. Als ei­ner un­se­rer großen Geis­ter den Satz präg­te: ›Die Wahr­heit ist un­wirk­li­cher als die Dich­tung‹, sprach er über die­ses Phä­no­men.
    Wo­hin wir ge­hen, was wir tun – wir sind von Sym­bo­len um­ge­ben, von Din­gen, die wir gar nicht an­se­hen oder die uns gar nicht auf­fal­len wür­den, wenn wir hin­sä­hen. Wenn je­mand es fer­tig­bräch­te, dir ge­nau zu er­zäh­len, was er tat und er­leb­te, als er zehn Schritt die Stra­ße hin­un­ter­ging, wür­dest du so einen ver­wir­ren­den, ver­zerr­ten und un­voll­stän­di­gen Ein­druck er­hal­ten wie noch nie in dei­nem Le­ben. Kei­ner sieht sei­ne Um­ge­bung mit Auf­merk­sam­keit an, bis er an einen Platz wie die­sen ge­rät. Es macht kei­nen Un­ter­schied, ob man da­bei ver­gan­ge­ne Er­eig­nis­se be­trach­tet. Wich­tig ist le­dig­lich, daß man kla­rer als je zu­vor sieht, weil man sich be­müht, zu se­hen.
    Nun zu­rück zu die­sem ›Drei­und­drei­ßig‹. Ich glau­be, es ist ei­ner der häß­lichs­ten Schocks, die man er­lebt, wenn man merkt, daß man sich an die Er­leb­nis­se an­de­rer

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