9 SCIENCE FICTION-STORIES
von oben bis unten mit Seife ein, drehte es ein paarmal herum und schrubbte es ab. Dann erstickte es fast in einem riesigen Handtuch. Miriam stand mit dummem Gesicht daneben, als sie ihm eine Art Geschirrtuch so um die Beine wickelte, daß es hinterher wie eine Hose aussah. Als sie damit fertig war, hätte man nicht glauben mögen, daß das ein und dasselbe Baby war. Und auch Miß Kew selbst schien sich verändert zu haben. Sie atmete schwer, und ihr Mund war noch strenger zusammengekniffen. Sie hielt Baby Miriam hin.
»Nimm das arme Ding«, sagte sie. »Und leg es …«
Aber Miriam trat einen Schritt zurück. »Tut mir leid, Miß Kew, aber ich gehe. Ich …«
Miß Kew trompetete ihr entgegen: »Du kannst mich in dieser Situation nicht allein lassen. Diese Kinder brauchen Hilfe. Siehst du das nicht selbst?«
Miriam sah mich und Janie an. Sie zitterte. »Sie sind hier nicht sicher, Miß Kew. Die sind nicht nur schmutzig, die sind plem-plem.«
»Wir beide hätten nicht anders ausgesehen, wenn man uns so vernachlässigt hätte. Und sag nicht ›plemplem‹! Gerard?«
»Was?«
»Sag nicht … O Himmel, wir haben so viel zu tun. Gerard, wenn ihr hier leben wollt, dann müßt ihr euch noch sehr ändern. Ihr könnt nicht unter diesem Dach bleiben und euch so benehmen wie bisher. Verstehst du das?«
»Ja, sicher. Lone sagte, daß wir genau das tun sollten, was Sie sagen, damit Sie zufrieden sind.«
»Wirst du alles tun, was ich sage?«
»Habe ich das nicht gerade erklärt?«
»Gerard, du mußt noch lernen, daß man mit mir nicht in diesem Ton sprechen darf. Nun, junger Mann, wenn ich dich bitten würde, auch das zu befolgen, was Miriam sagt, würdest du gehorchen?«
»Was meinst du?« fragte ich Janie.
»Ich werde Baby fragen.« Janie sah Baby an, und Baby warf die Ärmchen hoch und plapperte etwas.
Janie sagte: »Ist schon okay.«
»Gerard, ich habe dich etwas gefragt«, rief Miß Kew.
»Nun kippen Sie nicht gleich aus den Socken«, sagte ich. »Ich muß mich doch erst mit den anderen beraten. Ja, wenn Sie wollen, gehorchen wir auch Miriam.«
Miß Kew wandte sich an Miriam. »Hast du das gehört, Miriam?«
Miriam sah Miß Kew und dann uns an und schüttelte den Kopf. Dann streckte sie ihre Hände ein wenig nach Beanie und Bonnie aus.
Die beiden gingen ruhig zu ihr hin. Jede nahm sie bei einer Hand. Sie sahen zu ihr auf und grinsten. Vermutlich hatten sie irgendeine kleine Teufelei vor, aber sie machten ganz brave Gesichter.
Miriam verzog den Mund und sah einen Augenblick geradezu menschlich aus. Sie sagte: »Schon gut, Miß Kew.«
Miß Kew ging zu ihr hinüber und händigte ihr Baby aus, und sie ging damit nach oben. Miß Kew schickte uns Miriam nach. Wir gingen alle die Treppen hinauf.
Von da an haben sie uns bearbeitet und nicht mehr losgelassen – drei Jahre lang.
»Es war die Hölle«, sagte ich zu Stern.
»Sie konnten nichts anderes tun.«
»Vermutlich nicht. Aber wir konnten auch nichts für unsere Art. Sehen Sie, wir taten genau, was Lone uns befohlen hatte. Nichts auf der Welt konnte uns davon abhalten. Uns waren die Hände gebunden, und wir mußten alles tun, was Miß Kew uns befahl. Aber sie und Miriam schienen das nie zu verstehen. Ich schätze, sie hatten das Gefühl, sie müßten alles bis zum Äußersten treiben. Dabei hätten sie uns nur zu sagen brauchen, was wir tun sollten. Wir hätten es getan. Es hätte doch gereicht, wenn sie zum Beispiel gesagt hätte, ich dürfe nicht in einem Bett mit Janie schlafen.
Aber Miß Kew machte ein richtiges Theater daraus. So wie sie sich aufführte, hätte man glauben können, daß wir die Kronjuwelen gestohlen hatten. Oder wenn sie sagte: ›Ihr müßt euch wie kleine Damen und Gentlemen benehmen!‹, so sagte uns das überhaupt nichts. Und zwei von drei Befehlen, die sie uns gab, waren von dieser Art.
›Äh-äh‹, pflegte sie zu sagen,
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