9 SCIENCE FICTION-STORIES
›achte auf deine Sprache!‹ Das kapierte ich anfangs überhaupt nicht. Schließlich fragte ich sie, was, zum Teufel, sie damit meinte, und da sagte sie es mir endlich. Aber Sie verstehen, was ich damit sagen will.«
»Natürlich«, erklärte Stern. »Wurde es mit der Zeit nicht einfacher, sie zu verstehen?«
»Wirklichen Streit hatten wir eigentlich nur zweimal. Einmal wegen der Zwillinge und einmal wegen Baby. Das war wirklich arg.«
»Was geschah denn?«
»Mit den Zwillingen? Nun, als wir ungefähr eine Woche dort waren, merkten wir allmählich, daß etwas faul war. Janie und ich, wollte ich sagen. Wir bekamen Bonnie und Beanie praktisch nie zu sehen. Es war, als sei das Haus in zwei Hälften geteilt, eine für Miß Kew, Janie und mich und die andere für Miriam und die Zwillinge. Schätzungsweise hätten wir es früher bemerkt, wenn nicht alles so fremd für uns gewesen wäre. Die neuen Kleider und die Betten und all das. Aber es war so: Wir durften alle im Nebenhof spielen, und wenn es dann zum Essen ging, wurden die Zwillinge von uns getrennt und mußten mit Miriam essen, während wir mit Miß Kew aßen. Und so fragte Janie: »Warum essen die Zwillinge nicht mit uns?«
»Miriam paßt auf sie auf, meine Liebe«, erwiderte Miß Kew.
Janie sah sie mit ihren graugrünen Augen an. »Das weiß ich. Lassen Sie sie hier essen, dann passe ich auf sie auf.«
Miß Kews Mund wurde wieder ganz streng, und sie sagte: »Sie sind farbige kleine Mädchen, Jane. Und jetzt iß deinen Teller leer.«
Aber sie erklärte weder mir noch Janie, worum es ging. Ich sagte: »Ich will, daß sie bei uns essen. Lone sagte, daß wir zusammenbleiben müßten.«
»Aber ihr seid doch zusammen«, erwiderte sie. »Wir wohnen alle in einem Haus. Wir essen das gleiche Essen. Und jetzt sprechen wir nicht mehr über diese Sache.«
Ich sah Janie an, und sie sah mich an, und sie sagte: »Und warum können wir dann nicht alle hier essen?«
Miß Kew legte die Gabel weg und sah sie grimmig an. »Das habe ich euch schon erklärt, und jetzt möchte ich nicht mehr darüber sprechen.«
Also, das hielt ich wirklich für ungerecht. Und so rief ich, so laut ich konnte: »Bonnie! Beanie!« Schwupp! waren sie in unserem Zimmer.
Und da brach die Hölle los. Miß Kew befahl ihnen, hinauszugehen, und sie wollten nicht, und Miriam kam mit ihren Kleidern angelaufen, aber sie konnte sie nicht fangen. Miß Kew brüllte sie an, und als das nichts nützte, brüllte sie mich an. Sie sagte, das sei zuviel. Nun, schon möglich, daß sie eine schwere Woche hinter sich hatte, aber uns war es nicht besser ergangen. Schließlich befahl uns Miß Kew, aus ihrem Haus zu verschwinden.
Ich holte Baby und ging, und die Zwillinge und Janie kamen mit. Miß Kew wartete, bis wir alle draußen waren, und dann rannte sie uns wieder nach. Sie blieb so vor uns stehen, daß wir nicht weiterkonnten.
»Befolgt ihr so Lones Wünsche?« fragte sie.
Ich erwiderte: »Ja.«
Sie sagte, soviel sie verstanden hätte, wollte Lone, daß wir bei ihr blieben. Worauf ich ihr entgegenhielt, daß Lone gesagt habe, wir müßten alle zusammenbleiben.
Sie wollte, daß wir zurückkämen und uns noch einmal mit ihr unterhielten. Janie fragte Baby, und Baby sagte ja. Also gingen wir zurück.
Wir schlossen einen Kompromiß. Wir aßen nicht mehr im Speisezimmer. Im Haus war eine große Veranda, so eine mit Glasfenstern, einer Tür zum Speisezimmer und einer anderen Tür zur Küche. Da draußen aßen wir alle zusammen. Miß Kew mußte wieder allein essen.
Aber einen komischen Erfolg hatte das Ganze.
»Und der war?« wollte Stern wissen.
Ich lachte. »Miriam. Sie sah aus wie immer und schimpfte wie immer, aber sie schob uns jetzt oft zwischen den Mahlzeiten kleine Leckerbissen zu. Ich brauchte zwei Jahre, bis ich herausfand, was das alles eigentlich
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