9 SCIENCE FICTION-STORIES
Es tut mir wirklich leid. Aber ich habe sein Bestes gewollt. Ich habe Baby weggeschickt. Es soll mit Kindern zusammen leben, die in einer ähnlichen Verfassung sind. Hier hätten wir das Kleine nie glücklich machen können. Ihr wißt es.«
»Er sagte uns nie, daß er nicht glücklich wäre«, meinte Jane.
Miß Kew brachte ein gepreßtes Lachen hervor. »Wenn er nur sprechen könnte, der arme kleine Kerl.«
»Bringen Sie ihn lieber wieder zurück«, sagte ich. »Sie wissen nicht, was Sie da sagen. Ich habe Ihnen doch erklärt, daß wir uns nie voneinander trennen dürften.«
Sie wurde wütend, aber sie beherrschte sich. »Ich will versuchen, es dir zu erklären, Liebling«, sagte sie. »Du und Jane und die Zwillinge – ihr seid alle normale, gesunde Kinder und werdet tüchtige Männer und Frauen werden. Aber mit dem armen Baby ist es anders. Es wird nicht mehr viel wachsen, und es wird nie wie die anderen Kinder herumlaufen und spielen können.«
»Aber das hat doch nichts damit zu tun«, widersprach Jane. »Sie hatten kein Recht, ihn wegzugeben.«
Ich nickte und fügte hinzu: »Bringen Sie ihn schnell wieder her.«
Da wurde sie giftig. »Unter den vielen Dingen, die ich euch beigebracht habe, ist auch die Regel, daß man älteren Leuten nicht widersprechen soll. Und jetzt lauft, zieht euch an und geht zum Frühstück hinauf. Sprechen wir nicht mehr über die Sache.«
Ich sagte ihr, so freundlich ich konnte: »Miß Kew, es wird Ihnen noch leid tun, wenn Sie Baby nicht zurückbringen lassen.«
Da sprang sie aus dem Bett und führte uns aus ihrem Zimmer.
Ich schwieg eine Zeitlang, und Stern fragte: »Was geschah dann?«
»Oh«, sagte ich, »sie holte es zurück.« Ich lachte plötzlich. »Jetzt ist es natürlich lustig, wenn man sich zurückerinnert. Ungefähr ein Vierteljahr kommandierte sie uns herum und bestimmte, was wir tun und lassen sollten, und dann verweigerten wir ihr plötzlich den Gehorsam. Wir hatten unser Möglichstes versucht, mit ihr auszukommen, wirklich, aber diesmal war sie zu weit gegangen. Von der Sekunde an, in der sie die Tür hinter uns zuschlug, bekam sie ihre Behandlung. Sie hatte einen großen Porzellantopf unter dem Bett stehen. Der hob sich jetzt in die Luft und krachte in den Kommodenspiegel. Dann öffnete sich eine der Kommodenschubladen, und ein Handschuh kam heraus, der ihr immer wieder ins Gesicht schlug.
Sie wollte zurück ins Bett springen, aber ein ganzer Teil der Decke löste sich ab und fiel auf das Bett. In dem kleinen Bad drehte sich der Stöpsel von selbst in den Badewannenabfluß, und der Hahn öffnete sich. Kurz bevor die Wanne überfloß, fielen alle Kleider von Miß Kew hinein. Sie wollte aus dem Zimmer laufen, aber die Tür blieb zu, und als sie fest daran rüttelte, öffnete sie sich so schnell, daß sie stolperte und zu Boden fiel. Da gingen wir zu ihr und sahen sie an. Sie weinte. Bis dahin hatten wir nicht gewußt, daß sie überhaupt weinen konnte.
»Holen Sie jetzt Baby zurück?« fragte ich sie.
Sie lag einfach da und weinte. Nach einer Weile sah sie zu uns auf. Es war wirklich mitleiderregend. Wir halfen ihr auf und holten ihr einen Stuhl. Sie sah erst uns und dann den zerbrochenen Spiegel an, bis ihr Blick zu der eingefallenen Decke glitt. »Was ist denn geschehen?« flüsterte sie. »Was ist geschehen?«
»Sie haben uns Baby weggenommen«, sagte ich. »Deshalb.«
Da sprang sie auf und sagte mit leiser, wirklich ängstlicher Stimme: »Irgend etwas hat das Haus erschüttert. Vielleicht hat uns ein Flugzeug gestreift. Oder ein Erdbeben hat stattgefunden. Sprechen wir nach dem Frühstück über Baby.«
»Gib ihr noch mehr, Janie«, sagte ich.
Ein dicker Wasserstrahl schoß ihr ins Gesicht und über die Brust, so daß ihr das nasse Nachthemd am Leib klebte. Das schien sie am meisten zu entsetzen. Dann
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