9 SCIENCE FICTION-STORIES
stellten sich wie zwei Soldaten auf und starrten Miß Kew an.
»Was ist mit ihr los?« wollte Janie wissen.
»Ihr wird alle Augenblicke schlecht.«
»Dann gehen wir wieder heim.«
»Nein«, sagte ich.
Miß Kew hielt sich am Treppengeländer fest und zog sich mühsam hoch. Sie lehnte sich eine Weile mit geschlossenen Augen dagegen. Doch ganz plötzlich versteifte sich ihre Haltung. Sie sah um zehn Zentimeter größer aus. Dann marschierte sie auf uns zu.
»Gerard!« trompetete sie.
Ich glaube, sie wollte ursprünglich etwas anderes sagen. Aber dann blieb sie mit einem Ruck stehen und zielte mit ihrem Finger auf mich. »Was, um Himmels willen, ist denn das?«
Erst verstand ich sie nicht richtig und drehte mich um, um zu sehen, was sie meinte. »Was?«
»Das! Das!«
»Oh«, meinte ich. »Das ist Baby.«
Ich holte es von meinen Schultern herunter und hielt es ihr hin, damit sie es näher ansehen konnte. Sie stöhnte ein bißchen, aber dann kam sie noch einen Schritt näher und riß mir Baby aus den Händen. Sie hielt es ein wenig von sich weg und stöhnte wieder. Dann nannte sie es ein armes, kleines Ding und lief weg und legte das Kind auf ein langes, bankähnliches Gebilde, auf dem eine Menge Kissen lagen. Darüber war ein buntes Glasfenster. Sie beugte sich über den Kleinen, steckte die Knöchel in den Mund und biß daran herum. Dabei stöhnte sie immerzu. Schließlich drehte sie sich zu mir um.
»Wie lange ist er schon so?«
Ich sah Janie an, und sie sah mich an. »Er war schon immer so«, sagte ich.
Sie hustete und rannte zu Miriam hinüber, die auf dem Boden lag. Sie schlug Miriam ein paarmal ins Gesicht, bis sie die Augen öffnete. Sie setzte sich auf und sah uns an. Dann zuckte sie zusammen und machte die Augen wieder zu. Miß Kew stützte sie, als sie aufstand.
»Reiß dich zusammen«, knirschte Miß Kew zwischen den Zähnen. »Hol eine Schüssel mit heißem Wasser und Seife. Waschlappen. Handtücher. Beeil dich.« Sie gab Miriam einen festen Schubs. Miriam stolperte, hielt sich an der Wand fest und lief dann los.
Miß Kew ging zurück zu Baby und beugte sich über den Kleinen. Sie hatte die Lippen zusammengepreßt.
»Machen Sie kein Theater mit ihm«, sagte ich. »Er ist völlig in Ordnung. Wir haben Hunger.«
Sie warf mir einen Blick zu, als hätte ich sie geschlagen. »Du darfst nicht so mit mir sprechen, verstanden?«
»Sehen Sie«, sagte ich, »uns paßt das Ganze ja genausowenig wie Ihnen. Wenn Lone es uns nicht befohlen hätte, wären wir niemals hierhergekommen. Uns gefiel es da, wo wir waren.«
»Sag nicht, ›es paßt mir nicht‹.« Miß Kew sah uns der Reihe nach an. Dann nahm sie wieder dieses lächerlich kleine Taschentuch und preßte es gegen ihren Mund.
»Siehst du?« sagte ich zu Janie. »Dauernd wird ihr schlecht.«
»Hoho«, machte Bonnie.
Miß Kew warf ihr einen langen Blick zu.
»Gerard«, sagte sie mit seltsam unterdrückter Stimme. »Soviel ich weiß, hast du gesagt, daß diese Kinder deine Geschwister sind.«
»Ja. Und?«
Sie sah mich an, als hielte sie mich für ziemlich beschränkt. »Farbige kleine Mädchen können niemals unsere Geschwister sein, Gerard.«
»Unsere schon«, mischte sich Janie ein.
Miß Kew ging auf und ab – ziemlich schnell. »Wir haben noch eine Menge Arbeit vor uns«, sagte sie zu sich selbst.
Miriam kam mit einem riesigen ovalen Behälter herein. Über den Arm hatte sie Handtücher und andere Dinge gelegt. Sie stellte alles auf dem bankähnlichen Ding ab. Miß Kew steckte ihre Hand ins Wasser, dann nahm sie Baby auf und tauchte es hinein. Baby begann zu strampeln.
Ich trat einen Schritt vor und sagte: »Halten Sie mal einen Augenblick. Nicht weitermachen! Was haben Sie denn mit Baby vor?«
Janie sagte: »Sei still, Gerry. Er sagt, es sei gut so.«
»Gut? Ersäufen will sie ihn.«
»Nein. Jetzt halt den Mund.«
Miß Kew rieb Baby
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