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9 SCIENCE FICTION-STORIES

9 SCIENCE FICTION-STORIES

Titel: 9 SCIENCE FICTION-STORIES Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. W. Mommers und A. D. Krauß
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soll­te. Wie mir die Leu­te so er­zähl­ten, scheint es zwei Ar­meen zu ge­ben, die sich we­gen der ver­schie­de­nen Ras­sen­an­sich­ten be­kämp­fen. Die einen wol­len, daß Schwarz und Weiß ge­trennt le­ben, und die an­de­ren wol­len, daß sie zu­sam­men sind. Aber ich ver­ste­he nicht, warum sich bei­de Grup­pen so sehr dar­über auf­re­gen. Warum las­sen sie das The­ma nicht ein­fach?«
    »Sie kön­nen nicht. Siehst du, Ger­ry, die Men­schen müs­sen dar­an glau­ben, daß sie in ir­gend­ei­ner Form den an­de­ren über­le­gen sind. Du und Lo­ne und die an­de­ren Kin­der – ihr wart ei­ne en­ge Ge­mein­schaft. Habt ihr nie das Ge­fühl ge­habt, daß ihr ein we­nig den an­de­ren Men­schen über­le­gen wart? Bes­ser als sie?«
    »Bes­ser? Wie hät­ten wir bes­ser sein kön­nen?«
    »Oder an­ders.«
    »Nun ja, das viel­leicht schon, aber wir ha­ben uns nie Ge­dan­ken dar­über ge­macht. An­ders, ja. Aber nicht bes­ser.«
    »Du bist ein ein­ma­li­ger Fall«, sag­te Stern. »Und jetzt er­zähl mir über den an­de­ren Streit, den ihr hat­tet. We­gen Ba­by.«
    »Ba­by – ja. Al­so, das war ein paar Mo­na­te, nach­dem wir zu Miß Kew ge­zo­gen wa­ren. Al­les ging schon ziem­lich gut. Wir sag­ten von selbst ›dan­ke‹ und ›bit­te‹, und sie hol­te den ver­säum­ten Un­ter­richt an uns nach. Fünf Ta­ge in der Wo­che hat­ten wir vor­mit­tags und nach­mit­tags re­gel­mä­ßig Schu­le. Ja­ne muß­te sich schon längst nicht mehr um Ba­by küm­mern, und die Zwil­lin­ge strolch­ten her­um, wo es ih­nen Spaß mach­te. Das war lus­tig. Sie tauch­ten ein­mal da auf, im nächs­ten Au­gen­blick wie­der dort, und Miß Kew woll­te oft ih­ren Au­gen nicht trau­en. Es reg­te sie aber auch zu sehr auf, wenn die bei­den plötz­lich ir­gend­wo nackt im Raum schweb­ten. So lie­ßen sie es blei­ben, und Miß Kew war zu­frie­den. Sie war über­haupt mit der Ent­wick­lung zu­frie­den. Seit Jah­ren hat­te sie völ­lig al­lein ge­lebt – seit Jah­ren. Sie hat­te so­gar ei­ne Uhr vor dem Haus, da­mit nie­mand her­ein­zu­kom­men brauch­te. Aber in un­se­rer Ge­gen­wart schi­en sie auf­zu­le­ben. Sie trug nicht mehr die­se Alt­wei­ber­rü­schen und be­gann halb­wegs mensch­lich aus­zu­se­hen. Manch­mal aß sie so­gar mit uns zu­sam­men.
    Aber ei­nes Ta­ges wach­te ich auf und hat­te ein ganz un­heim­li­ches Ge­fühl. Es war, als hät­te mir je­mand im Schlaf et­was ge­stoh­len und ich wuß­te nicht, was es war. Ich klet­ter­te aus dem Fens­ter und den Bal­kon ent­lang zu Ja­nies Zim­mer, was ich ei­gent­lich nicht tun durf­te. Sie war noch im Bett. Ich ging hin und weck­te sie. Ich se­he noch ge­nau ih­re Au­gen vor mir, wie sie sich noch im Schlaf zu ei­nem Schlitz öff­ne­ten und dann ganz groß und rund wur­den. Ich muß­te ihr nicht sa­gen, was mich be­un­ru­hig­te. Sie wuß­te es, und sie wuß­te auch, was uns fehl­te.
    »Ba­by ist fort«, sag­te sie.
    Da war es uns gleich­gül­tig, wen wir auf­weck­ten. Wir pol­ter­ten aus ih­rem Zim­mer hin­un­ter in die Hal­le und in den klei­nen Raum am En­de des Gan­ges, wo Ba­by schlief. Wir woll­ten es nicht glau­ben. Die hüb­sche Wie­ge, die wei­ße Tru­he mit den Schub­la­den und all das Ras­sel­zeug zum Spie­len wa­ren fort. Statt des­sen stand ein Schreib­tisch im Zim­mer. Es sah aus, als hät­te Ba­by nie in dem Raum ge­wohnt.
    Wir sag­ten nichts. Wir dreh­ten uns auf der Stel­le um und platz­ten in Miß Kews Schlaf­zim­mer. Ich war erst ein ein­zi­ges­mal dort ge­we­sen und Ja­nie auch nicht viel öf­ter. Aber ver­bo­ten oder nicht, das war uns jetzt gleich­gül­tig. Sie setz­te sich auf und lehn­te sich an das Brett am Kopf­en­de. Sie sah uns bei­de kühl an.
    »Was soll das be­deu­ten?« frag­te sie uns.
    »Wo ist Ba­by?« schrie ich ihr ent­ge­gen.
    »Ge­rard«, sag­te sie ru­hig, »du brauchst mich nicht an­zu­schrei­en.«
    Ja­ne war ein wirk­lich ru­hi­ges Kind, aber sie sag­te: »Sa­gen Sie uns lie­ber, wo es ist, Miß Kew.« Und Sie hät­ten Angst be­kom­men, wenn Sie ih­re Au­gen da­bei an­ge­se­hen hät­ten.
    Ganz plötz­lich leg­te Miß Kew ih­re stei­ner­ne Mie­ne ab und streck­te uns die Hän­de ent­ge­gen. »Kin­der«, sag­te sie, »es tut mir leid.

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