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9 SCIENCE FICTION-STORIES

9 SCIENCE FICTION-STORIES

Titel: 9 SCIENCE FICTION-STORIES Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. W. Mommers und A. D. Krauß
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Ta­gen. Er war im­mer auf der klei­nen Lich­tung, war­te­te im Schat­ten und nahm, was er aus den Bü­chern brauch­te. Mich ließ er un­be­ach­tet. Er er­wähn­te nie das nächs­te Tref­fen. Ob er täg­lich kam, um auf mich zu war­ten, oder ob er nur kam, wenn ich hin­ging, weiß ich nicht.
    Er ließ mich Bü­cher le­sen, die mir nichts sag­ten, Bü­cher über Evo­lu­ti­on, Ge­sell­schafts- und Kul­tu­r­or­ga­ni­sa­tio­nen, My­tho­lo­gie …
    Und so­viel wie mög­lich über Sym­bio­se. Ich un­ter­hielt mich nicht mit ihm. Manch­mal spra­chen wir kein Wort, und au­ßer sei­nen über­rasch­ten Aus­ru­fen war nichts zu hö­ren.
    Er ent­riß mir die Bü­cher, wie er Bee­ren von ei­nem Strauch riß – al­le auf ein­mal. Er roch nach Schweiß und Er­de und den grü­nen Säf­ten, die er im Wald beim Vor­bei­strei­fen aus den Blät­tern preß­te.
    Wenn er et­was aus den Bü­chern lern­te, so merk­te man es sei­ner äu­ße­ren Er­schei­nung nicht an.
    Es kam ein Tag, an dem er ne­ben mir saß und an et­was her­um­zurät­seln schi­en.
    Er sag­te: »Kennst du ein Buch, das über sol­che Din­ge Be­scheid gibt?« Er war­te­te lan­ge und dach­te nach. »Zum Bei­spiel Ter­mi­ten. Sie fres­sen das Holz, und klei­ne Bak­te­ri­en in ih­rem Ma­gen ver­dau­en es. Und die Ter­mi­ten fres­sen nur das, was die Bak­te­ri­en üb­riglas­sen. Was ist das?«
    »Sym­bio­se«, er­in­ner­te ich mich. Ich er­in­ner­te mich nur an die Wor­te. Lo­ne hol­te den In­halt aus den Wor­ten und warf die Wor­te weg. »Zwei Le­bens­ar­ten, die von­ein­an­der ab­hän­gen und oh­ne ein­an­der nicht exis­tie­ren kön­nen.«
    »Ja. Gibt es ein Buch über vier oder fünf die­ser Ar­ten?«
    »Ich weiß nicht.«
    Dann frag­te er: »Was ist das? Man hat einen Sen­der mit vier oder fünf Emp­fän­gern, und je­der Emp­fän­ger macht et­was an­de­res. Ei­ner gräbt, ei­ner fliegt, ei­ner macht Lärm, aber je­der nimmt sei­ne Be­feh­le von ei­ner Zen­tra­le ent­ge­gen. Je­der hat sei­ne ei­ge­ne Ener­gie und sei­ne ei­ge­ne Auf­ga­be. Wenn man statt Sen­der und Emp­fän­ger ver­schie­de­ne Le­be­we­sen nimmt, was ist das?«
    »Wo je­der Or­ga­nis­mus ein Teil des Gan­zen ist, aber trotz­dem ge­trennt lebt? Nein, ich glau­be nicht … Wenn Sie nicht ge­sell­schaft­li­che Or­ga­ni­sa­tio­nen mei­nen, wie ein Team oder ei­ne Grup­pe von Leu­ten, die Be­feh­le von ei­nem Boß ent­ge­gen­neh­men.«
    »Nein«, sag­te er so­fort, »nicht so. Wie ein ein­zi­ges Tier.« Er mach­te ei­ne Ges­te, und ich ver­stand.
    »Sie mei­nen ei­ne Ge­stalt -Le­bens­form?« frag­te ich. »Das ist Phan­tas­te­rei!«
    »Dar­über gibt es wohl kei­ne Bü­cher, was?«
    »Nicht daß ich wüß­te.«
    »Ich muß mehr dar­über er­fah­ren«, sag­te er schwer­fäl­lig. »Es gibt so et­was. Ich möch­te wis­sen, ob so et­was schon ein­mal da war.«
    »Ich kann mir nicht vor­stel­len, wie es so et­was ge­ben soll­te.«
    »Aber ich lü­ge nicht. Ein Teil, der Din­ge holt, ein Teil, der nach­denkt, ein Teil, der al­les her­aus­bringt, und ein Teil, der spricht.«
    »Spricht? Nur Men­schen spre­chen.«
    »Ich weiß«, sag­te er und stand auf, um weg­zu­ge­hen.
    Ich such­te und such­te nach so ei­nem Buch, aber ich konn­te nichts der­glei­chen fin­den. So ging ich wie­der zu Lo­ne und sag­te ihm Be­scheid. Er schwieg sehr lan­ge und be­trach­te­te die blaue Hü­gel­ket­te am Ho­ri­zont. Dann sah er mich wie­der mit sei­nen bren­nen­den Au­gen an und such­te.
    »Du lernst, aber du denkst nicht«, sag­te er und sah wie­der zum Ho­ri­zont.
    »Das ist bei al­len Men­schen so«, mein­te er schließ­lich. »Es ge­schieht di­rekt vor ih­ren Au­gen, und sie se­hen nichts. Es gibt Ge­dan­ken­le­ser. Es gibt Men­schen, die Din­ge be­we­gen kön­nen, oh­ne sie zu be­rüh­ren. Es gibt Men­schen, die sich kraft ih­res Ver­stan­des selbst fort­be­we­gen kön­nen. Was es nicht gibt, ist ein Mensch, der sie al­le zu­sam­men­bringt – wie ein Ge­hirn, das al­le Ner­ven ver­ei­nigt, die Seh-, Ge­schmacks- und Ge­fühls­ner­ven.«
    »Ich bin so ein Mensch«, schloß er. Dann saß er wie­der lan­ge stumm da. Ich glaub­te schon, er ha­be mich ver­ges­sen.
    »Lo­ne«, sag­te ich, »was ma­chen

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