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9 SCIENCE FICTION-STORIES

9 SCIENCE FICTION-STORIES

Titel: 9 SCIENCE FICTION-STORIES Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. W. Mommers und A. D. Krauß
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Lei­chen­tuch. Und nie wie­der tan­zen kön­nen, oh­ne mich an sein plötz­li­ches Auf­tau­chen zu er­in­nern. Wie ich ihn haß­te! Oh, wie ich ihn haß­te!
    Al­lein an ei­ner Stel­le zu tan­zen, wo nie­mand mich kann­te, das war mei­ne ein­zi­ge Flucht vor der Miß Kew, die die an­de­ren kann­ten. Vor der Frau, die ins Vik­to­ria­ni­sche Zeit­al­ter ge­paßt hät­te, vor der Frau, die äl­ter aus­sah, als sie war. Die kor­rekt war, ge­stärk­te Schür­zen, Spit­zen und Lei­nen trug, und die ein­sam war. Jetzt wür­de ich wirk­lich die sein, für die sie mich hiel­ten, durch und durch, für im­mer und ewig, weil er mir das ein­zi­ge Ge­heim­nis ge­raubt hat­te, das ich zu be­sit­zen wag­te.
    Er kam hin­aus in den Son­nen­schein und trat auf mich zu, wo­bei er sei­nen großen Kopf ein we­nig schief hielt. Ich blieb ste­hen, wo ich zu tan­zen auf­ge­hört hat­te, steif vor Haß und Furcht. Mein Arm war noch aus­ge­streckt und mei­ne Hüf­te ge­bo­gen.
    Er sag­te: »Liest du Bü­cher?«
    Ich konn­te es nicht er­tra­gen, daß er mir so na­he kam, aber ich konn­te mich auch nicht von der Stel­le rüh­ren. Er streck­te sei­ne har­te Hand aus und be­rühr­te mein Kinn. Er dreh­te mei­nen Kopf her­um, bis ich ihm ins Ge­sicht se­hen muß­te. Ich wich vor ihm zu­rück, aber mein Ge­sicht schmieg­te sich an sei­ne Hand, ob­wohl er mich nicht sehr fest hielt. »Du mußt ein paar Bü­cher für mich le­sen. Ich ha­be kei­ne Zeit, sie zu su­chen.«
    »Wer sind Sie?« frag­te ich ihn.
    »Lo­ne«, er­wi­der­te er. »Wirst du die Bü­cher für mich le­sen?«
    »Nein. Las­sen Sie mich los! Las­sen Sie mich los!«
    Er lach­te mich aus. Er hielt mich gar nicht fest.
    »Was für Bü­cher?« rief ich.
     
    Er hob mein Ge­sicht ein we­nig an, sehr be­hut­sam. Ich muß­te noch mehr zu ihm auf­se­hen. Er ließ sei­ne Hand sin­ken. Sei­ne Au­gen, die Iris – sie be­gan­nen sich zu dre­hen …
    »öff­ne mir dein In­ne­res«, sag­te er. »Ich will nach­se­hen.«
    In mei­nem Ge­dächt­nis wa­ren Bü­cher, und er un­ter­such­te die Ti­tel. Nein, nicht die Ti­tel, denn le­sen konn­te er nicht. Er sah nach, was ich von den Bü­chern wuß­te. Plötz­lich kam ich mir schreck­lich nutz­los vor, denn ich hat­te nur einen Bruch­teil des­sen, was er brauch­te.
    »Was ist das?« frag­te er rauh.
    Ich wuß­te, was er mein­te. Er hat­te es aus mei­nem In­nern ge­zo­gen. Ich hat­te selbst nicht ein­mal mehr ge­wußt, daß es drin­nen war, aber er zerr­te es ans Licht.
    »Te­le­ki­ne­se«, sag­te ich.
    »Wie macht man das?«
    »Nie­mand weiß, ob man es über­haupt fer­tig­brin­gen kann. Man be­wegt rea­le Din­ge mit dem Ver­stand.«
    »Man kann es«, sag­te er kurz. »Und das da?«
    »Tele­por­ta­ti­on. Das ist das glei­che – nun, fast das glei­che. Man kann den ei­ge­nen Kör­per auf Be­fehl des Ver­stan­des an ir­gend­ei­ne an­de­re Stel­le be­we­gen.«
    »Ja, ja, ich weiß schon«, sag­te er brum­mig.
    »Mo­le­ku­lar­durch­drin­gung. Te­le­pa­thie und Hell­se­hen. Ich weiß nicht viel dar­über. Das Gan­ze kommt mir al­bern vor.«
    »Lies dar­über. Es ist egal, ob du es ver­stehst oder nicht. Was ist das?«
    Es war in mei­nem Ge­hirn, es kam auf mei­ne Lip­pen. »Ge­stalt.«
    »Was be­deu­tet das?«
    »Grup­pe. Man könn­te sa­gen, ei­ne Heil­me­tho­de für ver­schie­de­ne Krank­hei­ten. Oder vie­le Ge­dan­ken, in ei­nem Satz aus­ge­drückt. Das Gan­ze ist grö­ßer als die Sum­me der Ein­zel­tei­le.«
    »Dar­über lies auch nach. Be­son­ders dar­über. Es ist sehr wich­tig, ver­stehst du?«
    Er wand­te sich ab, und als sich sein Blick von mir lös­te, war es wie ein Schlag. Ich stol­per­te und fiel auf die Knie. Er ging zu­rück in die Wäl­der, oh­ne sich noch ein­mal um­zu­se­hen. Ich nahm mei­ne Sa­chen und rann­te nach Hau­se. Ich war wü­tend, und die Wut schüt­tel­te mich wie ein Sturm. Ich hat­te Angst. Ich wuß­te, ich wür­de die Bü­cher le­sen, und ich wuß­te, ich wür­de zu­rück­ge­hen, und ich wuß­te, ich wür­de nie wie­der tan­zen.
    So las ich die Bü­cher und ging zu­rück. Manch­mal kam ich drei oder vier Ta­ge hin­ter­ein­an­der, und manch­mal, wenn ich ein be­stimm­tes Buch nicht fin­den konn­te, viel­leicht erst nach zehn

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