9 SCIENCE FICTION-STORIES
lag angeschnallt auf seiner Koje. Er hatte dunkelblaue Augen, und seine Brauen stießen über der Adlernase in einer geraden Linie zusammen. Er las einen Brief, der auf blaßblaues Papier geschrieben war. Hin und wieder hielt er ihn nahe ans Gesicht, roch daran, schloß die Augen und lächelte breit.
»Jetzt kommt es«, sagte er heiser. »Hört mal alle her: ›Liebster, Goldschatz, mein Einziger! Ich werde nie die Nacht vergessen, in der du mir …«
»… den Großen Bären zeigtest«, unterbrach ihn Ted Craddock, indem er den Satz beendete. Er saß vor dem Tisch, eine Flasche Orangensaft in der gebräunten Hand. Er war der Benjamin der Gruppe, ein fünfundzwanzigjähriger Mann mit angenehmen Zügen und einer dunklen, gesunden Hautfarbe. Um seine braunen Augen spielten Lachfältchen. »Dieses Weib muß ihre Liebesbriefe in Parfüm tauchen. Tu das Zeug weg, Iron, es verstänkert den ganzen Raum.« Er unterbrach sich und hustete unterdrückt.
»Besser als der andere Gestank, den wir die ganze Zeit einatmen müssen«, meinte Barr verärgert. »Ich schwöre euch, daß ich keine Ahnung hatte, wie ihr Kerle stinken könnt. Und du, Ted, verteil nicht deine ganzen Bazillen auf uns. Warum hältst du dir nicht die Hand vor den Mund? He, jetzt hört mal den hier an.« Er holte ein zusammengefaltetes rosa Blatt aus dem Bund seiner Shorts. »Das war ein kleiner blonder Engel …«
»Laß das, Iron«, sagte Emil Jelinek ruhig. Er war um einige Jahre älter als Barr, der Endzwanziger, – ein schmaler, eckiger Mann mit spärlichem schwarzem Haar und einem verwegenen Schnurrbart. Er lag in der Koje neben Barr und hatte die Hände unter dem Kopf verschränkt. »Weiber sind mehr als zweieinhalb Jahre von uns entfernt. Bis du zurückkommst, hat jede von deinen Bräuten mindestens zwei Kinder.«
»Die nicht«, brüstete sich Barr. »Die warten. Da, hier hat Ellen es mir geschrieben. Sie schreibt, daß sie fünf oder auch zehn Jahre auf mich warten will, wenn es sein muß. Sie sagt, daß keiner es mit mir aufnehmen könne.«
Tony Migliardo schwebte am anderen Ende des Decks neben dem Imbiß-Automaten. Er war ein gutaussehender, dunkelhäutiger Mann mit feuchtbraunen Augen und blauschwarzem Haar. Jetzt lachte er. »Es gibt viele Männer wie dich, Iron, und sie wird sie finden – Fortpflanzungsorgane mit geringeren Neigungen zum Raumflug.«
»Du schmutziger, kleiner …« Barr versuchte, von seiner Koje aufzuspringen, aber der Gurt, mit dem er festgeschnallt war, hinderte ihn daran.
Jelinek wandte den Kopf und sah Barr scharf an. »Seid mal für zehn Sekunden alle still. Wenn ihr schon nach fünf Tagen so streitet, was wollt ihr dann in zweihundertsechzig Tagen machen? Mig? Hast du verstanden?«
»Es tut mir wirklich leid, Iron«, entschuldigte sich Migliardo. »Ich hätte das nicht sagen sollen.«
Barr entspannte sich. »Schon gut.«
»Und Iron«, fügte Jelinek hinzu. »Ich halte es für besser, wenn du uns mit den Einzelheiten deiner Eroberungszüge verschonst. Es gibt genug andere Dinge, für die wir unsere Nerven brauchen.«
Barr brummte vor sich hin. »Ihr Kerle seid selbst schuld, wenn ihr weiterhin so weltfremd bleibt. Bitte, meinetwegen.«
Craddock begann zu husten.
Barr warf sich herum und starrte ihn an. »Und du? Geht einem das vielleicht nicht auf die Nerven?«
»Mal sehen, was man dagegen tun kann«, sagte Jelinek. »Ted?« Er öffnete eine Schublade über seinem Kopf und holte einen Augenspiegel heraus.
Craddock befreite sich aus den Tischschlingen und schwebte auf Jelineks Koje zu. Er hielt sich dort mit einer Hand fest, während Jelinek seinen Hals untersuchte. »Die Ränder sind entzündet, aber das könnte auch vom Husten kommen.« Er holte einen kleinen Metallbehälter aus der Schublade und drückte einen
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