9 SCIENCE FICTION-STORIES
würde er ihn gut überprüfen müssen …
Nein. Daran wollte er nicht denken.
Er öffnete die äußere Tür und glitt hindurch. Dann tastete er nach dem Ringhaken und verschloß sie wieder. Er konnte jetzt sein Heim von außen sehen.
Es war eine Kugel, eine Miniaturwelt. Etwa dreißig Fuß im Durchmesser. Das ist nicht zuwenig, wenn man bedenkt, daß jedes kleinste Stückchen Platz ausgenutzt werden kann. Die Kugel rotierte, um in den Räumen, die der Oberfläche am nächsten waren, die Illusion von ein Drittel g zu erzeugen. Der Mittelachse zu wurde die Schwerkraft immer geringer. Diese Achse bestand aus einer Luftschleuse, einem imaginären Zylinder, der durch das Spielzimmer und den Vorratsraum lief.
Um die Kugel war der Raum – rußigschwarze Nacht, in der mehr Sterne funkelten, als es den Menschen erscheinen mußte, die den Himmel durch das Luftfilter der Erde betrachteten.
Dort rechts war die rote Scheibe des Mars, näher als all die anderen, die er sehen konnte, aber immer noch sehr, sehr weit weg. Zu seiner Linken lag die Erde, eintausendfünfundsiebzig Meilen entfernt. Sie war jetzt dunkel, da Mond und Sonne sich auf der ihm abgewandten Seite befanden. Eine große, schwarze Scheibe, hier und da erhellt von den rötlichen Lichtern der Städte, größer als alle Sterne der Umgebung. Einen Augenblick schien sie unter ihm zu schweben, dann war es, als wollte sie ihn mit ihrem Gewicht erdrücken.
Hier draußen, wo es kein Auf und Ab gab, wo die einzigen Richtungen nah und fern waren, konnte der Mensch verzweifeln. Er konnte sich Illusionen hingeben und dabei verrückt werden. Was mußten erst die armen, verlorenen Kerle da draußen vor dem Mars erleiden, die so weit weg von der Heimat waren, daß ihnen die Erde wie irgendein Stern unter Millionen erschien? Er sah wieder in die Richtung des Mars, aber es war natürlich unmöglich, die Santa Maria zu erspähen. Selbst mit dem besten Teleskop der Station konnte man sie jetzt nicht mehr erreichen.
Ein paar hundert Fuß weiter weg war das Rad, ein rotierender Ring, der von einer einzigen Speiche zusammengehalten wurde.’ Es schimmerte im Sternenlicht weiß und gegen das Samtschwarz der Nacht. Rund um das Rad waren die Kugeln der anderen Heime angeordnet – neun insgesamt. Irgendwie ließen sie das Rad menschlicher aussehen. Sie gaben ihm ein Gesicht, ließen es weniger als eine vorgeschobene Basis, sondern vielmehr als eine Kolonie von Männern und Frauen erscheinen, die freiwillig hier lebten. Er konnte nicht zulassen, daß diese Illusion zerstört wurde.
Es war schwer für eine Frau. Männer können manchmal von Träumen leben, aber Frauen brauchen etwas Greifbares. Und Männer wiederum brauchen ihre Frauen und Kinder. Sie haben es immer wieder fertiggebracht, Frauen in wilde Grenzgebiete mitzunehmen und dort ihre Heime zu bauen.
Die Frage war die: Waren die Männer so weit an die Grenzen vorgedrungen, daß die Frauen ihnen nicht mehr folgen konnten?
Er stieß sich zum Rad hin ab und schwebte mühelos hinüber. Als er die Nabe erreicht hatte, hielt er sich mit dem Ärmelhaken seines Anzugs an dem Käfig fest, in den die Taxis mit ihrer menschlichen Last einfuhren.
Er ging durch die Luftschleuse, zog seinen Anzug aus und hängte ihn an den Haken. Dann kletterte er die pendelnde Strickleiter zum Gewichtskontrollraum hinunter. Hier unten war die Luft schlecht – dick, heiß und feucht. Angefüllt mit den Gerüchen, die arbeitende Menschen verbreiten.
Colonel Danton erwartete ihn vor dem Observatorium. Er wirkte alt, hager und krank. Nur noch ein paar silberweiße Fäden waren von seinem vollen Haar übriggeblieben. Der graue Star hatte seine Augen fast völlig erblinden lassen.
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