9 SCIENCE FICTION-STORIES
daran nicht gedacht zu haben! Natürlich, wenn man da hinausfährt bekommt man einen Partner! Allmählich beruhigten sich ihre flatternden Nerven. »Ich … Das habe ich nicht bedacht«, sagte sie leise. »Natürlich. Er ist ja verheiratet.« Ein Klumpen schien in ihrer Kehle zu stecken.
Mr. Stewart beugte sich vor und lächelte wieder. »Sie sehen, wir könnten Sie gar nicht zu ihm schicken. Jetzt nicht mehr.«
»Aber vor vier Jahren wäre es gegangen. Ich hätte nur herkommen und ein Wort zu sagen brauchen, und Sie hätten mich mitgeschickt! Und ich wäre jetzt bei ihm! Seine Frau!« Ihre Stimme überschlug sich beinahe. Sie brach in Tränen aus und verbarg den Kopf zwischen den Händen.
Dieser Höhepunkt ihrer Erregung dauerte nur wenige Augenblicke an. Als sie aufschaute, begegnete sie Mr. Stewarts ruhig beobachtendem Blick. Wahrscheinlich erlebte er täglich Szenen dieser Art.
»Ich werde also auf einen anderen Planeten kommen?« fragte sie beherrscht. »Auf welchen?«
»Nur die höheren Stellen wissen das, Miß Thomas. Ist es von so großer Bedeutung?«
»Nein – nein, eigentlich nicht.«
Er fingerte nervös mit den Papieren am Schreibtisch. »Ich habe Ihren Akt angefordert, aber es wird eine Weile dauern. Sie wurden nicht hier registriert.«
»Nein«, antwortete sie, »in Philadelphia. Vor vierzehn Jahren.« Es schien eine Ewigkeit her zu sein. Und jetzt, so plötzlich, war ihre Nummer gekommen. In Gedanken sah sie jene Cherry Thomas von 2104, wie sie schüchtern das Formular ausfüllte. Ein verstörtes neunzehnjähriges Kind war sie damals gewesen. Diese vierzehn Jahre hatten viel mit sich gebracht.
Mr. Stewart fragte: »Wenn ich richtig verstanden habe, sind Sie nicht verheiratet, Miß Thomas?«
»Nein. Ich war verheiratet, vor drei Jahren. Jetzt nicht.«
»Gibt es jemanden, der Sie vielleicht freiwillig begleiten würde?«
Cherry ging in Gedanken eine Anzahl von Männern durch, die sie kannte. Nein, keiner hatte das Zeug zu einem Freiwilligen in sich. Sie schüttelte stumm den Kopf.
»Darf ich Ihren Beruf erfahren?« fragte Mr. Stewart.
»Ich – lebe von Männern.«
Mr. Stewart fuhr mit der Zunge über die dünnen blassen Lippen. »Haben Sie vor, ein Gesuch einzureichen?«
»Wozu wäre das gut?«
»Mit Ihrem psychologischen Hintergrund hätten Sie vielleicht die Chance davonzukommen.«
»Was heißt das?«
»Wenn Sie, sagen wir, Nymphomanie nachweisen können.« Mr. Stewart errötete verlegen. »Es ist nicht allgemein bekannt, aber ein verworrenes Sexualleben kann Sie disqualifizieren. Eine unkontrollierte Frau richtet möglicherweise größten Schaden an in einer kleinen Gemeinschaft, die eine interstellare Kolonie zu Beginn ja ist.«
Cherry starrte ihn ernst an. »Sie meinen, ich könnte abgewiesen werden, weil ich …«
»Es wäre eine Möglichkeit, sagte ich. »Die ideale Frau ist eine solche, die sich in eine Ehe einfügen kann, die den Mann nimmt, der sie wählt, die mit ihm glücklich ist und so viele Kinder gebiert, als ihre Konstitution zuläßt. Glauben Sie, für diese Art von Leben geeignet zu sein?«
Cherry runzelte unsicher die Stirn. Einmal, erinnerte sie sich, war sie wie andere Mädchen gewesen, hatte sich nach einem Heim gesehnt, nach einem Mann, nach Kindern. Aber irgendwo auf ihrem Lebensweg waren diese Wünsche dann verlorengegangen.
Sie lächelte. Seit Dan weg war, hatte sie jeden Tag damit begonnen, diese Lotterie und die dafür Verantwortlichen zu verfluchen. Aber jetzt, da sie selbst im Netz hing, erkannte sie, daß sie eben darauf gewartet hatte, ohne es zu wissen. Dieser Aufruf bot Flucht – Flucht vor der rauhen, flitterhaften Welt, in der sie lebte, Flucht vor den spöttischen Männern,
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