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9 SCIENCE FICTION-STORIES

9 SCIENCE FICTION-STORIES

Titel: 9 SCIENCE FICTION-STORIES Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Ernsting
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er an ei­nem mil­den Ok­to­ber­nach­mit­tag auf ei­ner schmut­zi­gen, ver­wahr­los­ten Stra­ße in Old Bal­ti­mo­re vor ei­nem Bü­ro, auf des­sen Tür in gol­de­nen Let­tern prang­te: KO­LO­NI­SA­TI­ONS­BÜ­RO, DIS­TRIKT EINS, RE­GIS­TRIE­RUNGS­STEL­LE NR. 212. We­ni­ge sim­ple Wor­te, und er wür­de sein Pri­vat­le­ben für im­mer auf­ge­ben.
    Im ent­schei­den­den Au­gen­blick zö­ger­te er, was ab­so­lut nicht sei­nem Cha­rak­ter ent­sprach. Aber er zö­ger­te nur Se­kun­den. Er hat­te sich ent­schlos­sen und wuß­te, daß es kein Zu­rück mehr gab.
    Die Tür war noch alt­mo­disch und mit der Hand zu öff­nen. Er er­faß­te die Klin­ke und drück­te sie nie­der. Er trat ein.
    Ein Dut­zend Tee­na­ger, Bur­schen und Mäd­chen, stan­den an ei­nem Tisch links von der Tür, em­sig über Fra­ge­bo­gen ge­beugt. Zur Rech­ten stan­den wei­te­re Schlan­gen und war­te­ten, zur kör­per­li­chen Un­ter­su­chung in die Or­di­na­ti­on ge­ru­fen zu wer­den. Al­le schau­ten ver­ängs­tigt drein. Noo­nan lä­chel­te in­ner­lich. Durch sei­ne frei­wil­li­ge Mel­dung wür­de ein an­de­rer Mann vier­und­zwan­zig Stun­den län­ger auf der Er­de blei­ben dür­fen.
    Er streb­te der Re­zep­ti­on zu und sag­te laut und deut­lich, so daß je­der im Raum es hö­ren konn­te: »Ich hei­ße Noo­nan. Ich bie­te mich frei­wil­lig zur Aus­wahl an – je frü­her, de­sto bes­ser.«
    Ein Dut­zend Köp­fe fuh­ren her­um und starr­ten ihn an. Es war plötz­lich ganz still im Zim­mer. Der An­ge­stell­te mur­mel­te ir­gend et­was und führ­te ihn wei­ter zu ei­nem Bü­ro, auf des­sen Tür ein Schild mit dem Na­men Mr. Har­ness an­ge­bracht war.
    Mr. Har­ness war ein schüch­tern und bü­ro­kra­tisch aus­se­hen­der, ver­hut­zel­ter klei­ner Mann mit über­trie­ben fei­er­li­chen Ma­nie­ren. Er bot Noo­nan einen Stuhl an und frag­te: »Ver­ste­he ich rich­tig, daß Sie sich frei­wil­lig mel­den?«
    »Sie ver­ste­hen rich­tig.«
    Sin­nend leg­te Mr. Har­ness die ge­spreiz­ten Fin­ger aus­ein­an­der. »Frei­wil­li­ge sind sel­ten, wie Sie sich vor­stel­len kön­nen. Sie sind der ers­te seit über ei­nem Mo­nat.«
    Noo­nan zuck­te die Ach­seln. »Wer­de ich ei­ne Me­dail­le be­kom­men?«
    Mr. Har­ness wur­de ver­le­gen. »Das nun wie­der nicht. Aber Sie er­hal­ten Pri­vi­le­gi­en. Das wis­sen Sie doch, nicht wahr?«
    »Ich weiß, daß Frei­wil­li­ge sich ih­re Ehe­part­ner zu­erst wäh­len kön­nen«, sag­te Noo­nan frei her­aus. »Viel­leicht be­kom­men sie auch bes­se­res Es­sen im Raum­schiff wäh­rend der Fahrt. Aber ich bin nur an dem Ehe­part­ner-Pri­vi­leg in­ter­es­siert.«
    »Ah – ja. Na­tür­lich, Mis­ter …«
    »Noo­nan. Ky Noo­nan.«
    Mr. Har­ness griff nach ei­nem lee­ren For­mu­lar und ei­ner Fe­der. »Das kön­nen wir gleich fest­hal­ten, Mr. Noo­nan. Wol­len Sie mir bit­te den Vor­na­men buch­sta­bie­ren?«
    Noo­n­ans Mund zuck­te är­ger­lich. »Cy­ril. C-Y-R-I-L. Cy­ril, Fran­klin Noo­nan. Ich selbst nen­ne mich Ky.« Der ab­ge­dro­sche­ne Vor­na­me war sei­ner Mut­ter Idee ge­we­sen; er ver­ab­scheu­te ihn, aber al­le Do­ku­men­te tru­gen die­sen Na­men, und er war zu stolz, ei­ne le­ga­le Na­mens­än­de­rung zu be­an­tra­gen. Er nann­te sich Ky und beließ es da­bei.
    »Ge­burts­da­tum?«
    »4. Ja­nu­ar 2086.«
    »So sind Sie al­so – äh – drei­ßig Jah­re alt. Ih­re Be­schäf­ti­gung, bit­te?«
    »Zu­letzt war ich Po­li­zist. Ei­ne Men­ge Din­ge vor­her.«
    »Ir­gend­ei­ne Spe­zi­al­aus­bil­dung? Me­di­zin, Ju­ra, Na­tur­wis­sen­schaf­ten, Tech­nik?«
    »Ich weiß, was ich da­mit an­fan­gen soll.« Noo­nan streck­te sei­ne großen Hän­de vor. »Und ich weiß, wo­zu das gut ist.« Er tipp­te sich an die Stirn. »Aber kei­ne Aus­bil­dung, nein.«
    Har­ness blick­te auf. »Darf ich Sie fra­gen, warum Sie sich frei­wil­lig mel­den, Mr. Noo­nan? Sie müs­sen na­tür­lich nicht ant­wor­ten, aber in­ter­es­sie­ren wür­de es mich schon …« Noo­nan lä­chel­te. Ei­nem Frei­wil­li­gen wur­den be­stimm­te Pri­vi­le­gi­en ein­ge­räumt. Und die Ver­wei­ge­rung ei­ner Ant­wort auf die­se letz­te Fra­ge war ei­nes

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