9 SCIENCE FICTION-STORIES
davon. War er psychologisch und physiologisch für eine Kolonisation geeignet; war er nicht disqualifiziert durch die Existenz kleiner Kinder, die ansonsten verwaisen würden; hatte er kein schweres Verbrechen begangen, so konnte er schweigen. Aber Männer wie Harness wollten auf die Art alter Jungfrauen jeden Tratsch hören, dachte Noonan.
Er antwortete laut: »Zur Befriedigung Ihrer Neugierde will ich Ihnen sagen, daß ich das Leben hier satt habe und daß ich es anderswo versuchen will. Ich habe keine Schulden, und ich habe in letzter Zeit keine unschuldigen Mädchen verführt, und ich will keiner dominierenden Mutter entkommen. Ich melde mich einzig und allein, weil ich sehen möchte, was da draußen vor sich geht.«
Über diesen dröhnenden Ausbruch erschreckt, wich Harness zurück und sagte: »Ja, ja, natürlich, Mr. Noonan. Ich wollte Ihnen nichts unterstellen … Nun, wenn Sie die restlichen Fragen auf dem Formular ausfüllen wollen …«
Noonan füllte sie aus. Als er zur Spalte kam: Wieviel Zeit werden Sie brauchen, um Ihre Angelegenheiten hier zu ordnen? malte er in eindrucksvollen Großbuchstaben hinein: KEINE. Er unterschrieb und gab Harness das Formular zurück, der es durchlas und erstaunt die Brauen hob, als er zur letzten Eintragung kam.
»Sie wollen unverzüglich starten, Mr. Noonan?«
»Warum nicht? Meine Angelegenheiten sind geregelt. Ich besitze keine Reichtümer, und ich habe nicht viel Geld, und ich habe niemanden, dem ich es schenken könnte. So werde ich einfach alles der Caritas übergeben.
Geld werde ich wohl jetzt keines mehr brauchen.«
»Sehr gut«, meinte Harness. »Heute haben wir den achten Oktober. Wollen Sie sich in drei Tagen wieder hier melden?«
»Drei Tage? Wozu?«
»Dem Gesetz nach steht Ihnen eine Frist von drei Tagen zu, um Ihre Entscheidung zu überdenken. Haben Sie bis Ende der Woche Ihren Entschluß nicht geändert, dann kommen Sie wieder her, und wir werden Ihren Akt abschließen.«
Noonan schüttelte den Kopf. »Habe nichts zu überdenken. Das tat ich, bevor ich herkam.«
5
»Muß ich wirklich nächste Woche weg?« fragte Carol Herrick. Starr und gespannt saß sie da, mit steifem Rücken und zusammengepreßten Knien und blickte über den breiten, aufgeräumten Schreibtisch auf einen ältlichen Mann, der, wie es schien, ihre Schicksalsfäden in der Hand hatte. »Ich meine, gibt es keine Möglichkeit, daß ich hierbleiben kann?«
Der Angestellte des Kolonisationsbüros schüttelte ernst den Kopf.
»Gar keine?« fragte Carol.
»Wenn Sie geeignet sind, müssen Sie gehen. So will es das Gesetz, und das kann man auf keine Weise umgehen.«
Waren sie auch mild ausgesprochen, sie blieben doch hart, diese Worte. Carol kämpfte verzweifelt gegen die aufsteigenden Tränen an. Am liebsten hätte sie sich diesem Mann vor die Füße geworfen und seine Knie mit Tränen benetzt. Wie konnte man sie nur auf eine andere Welt schicken? Das war nicht gerecht, dachte sie. Sie gehörte hierher nach San Franzisko mit seinem Nebel und den Brücken, den Spaziergängen im Golden Gate Park an Sonntagnachmittagen; und nicht auf irgendeinen unheimlichen, fremden Planeten.
Leise und verwirrt stammelte sie: »Aber – warum gerade ich? Ich weiß nichts über den Weltraum, nichts über die Sterne. Ich kann nicht einmal gut kochen. Ich bin nicht von der Sorte, die man da oben braucht.«
»Auch Menschen wie Sie sind willkommen, Kind. Sie werden lernen, wie man kocht, näht, wilde Tiere abhäutet. Der Weltraum wird Sie in eine richtige Pionier-Frau verwandeln.«
Röte überzog ihre Wangen. »Das ist wieder so etwas. Sie wollen, daß ich heirate, nicht wahr? Alle Kolonisten müssen heiraten.«
»Natürlich. Und Kinder
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