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9 SCIENCE FICTION-STORIES

9 SCIENCE FICTION-STORIES

Titel: 9 SCIENCE FICTION-STORIES Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Ernsting
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kno­chi­ges Ge­sicht ver­düs­ter­te sich. »Zwei Jah­re noch, und ich wä­re in Si­cher­heit ge­we­sen. Aber, das ist eben Schick­sal. Neh­men Sie es nicht zu schwer, Mi­ke. Um fünf­zehn Uhr wer­den wir uns ja wie­der­se­hen.« Haas klopf­te Dawes freund­lich auf die Schul­ter und schlen­der­te von dan­nen.
    Um fünf­zehn Uhr er­tön­te wie­der der Gong in der Hal­le. Die kla­re Stim­me des Spre­chers sag­te: »Ach­tung! Ach­tung! Wir bit­ten al­le Ko­lo­nis­ten, sich vor der Ka­ser­ne zu ver­sam­meln.« In der Hal­le traf Dawes Ma­ry El­li­ot; die äl­te­re Frau lä­chel­te ihm zu und er er­wi­der­te das Lä­cheln krampf­haft. Ver­schie­de­ne Per­so­nen, die Dawes nicht kann­te, ge­sell­ten sich beim Fahr­stuhl zu ih­nen, und ge­mein­sam fuh­ren sie hin­un­ter.
    »Nun, es ist so­weit«, mein­te Ma­ry El­li­ot. »Leb­wohl, Er­de. Ich dach­te, die­se Wo­che wür­de nie en­den!«
    »So er­ging es auch mir!« rief ei­ne ger­ten­schlan­ke Brü­net­te hin­ter Dawes aus. Sie moch­te um die drei­ßig Jah­re alt sein. »Aber nun ist sie doch ver­gan­gen. Al­so – ade, Er­de.«
    Drei Bus­se war­te­ten vor der Ka­ser­ne. Män­ner in blau-gel­ben Uni­for­men wie­sen Ko­lo­nis­ten in den ers­ten Bus ein, bis er voll­be­setzt war und di­ri­gier­ten die nächs­ten zum zwei­ten Bus. Dawes be­stieg den drit­ten; zu der Zeit hat­te der ers­te Bus be­reits die Hälf­te des Weges über das rie­si­ge Feld zu­rück­ge­legt.
    Die Uni­for­mier­ten ver­sa­hen ih­ren Dienst so ru­hig und un­per­sön­lich, daß es Dawes schon ein we­nig un­mensch­lich vor­kam. Aber, über­leg­te er dann, sie sa­hen das ja drei­mal pro Wo­che. In der gan­zen Welt wür­den jetzt Men­schen in Raum­schif­fe ver­la­den wer­den. Bei Ein­bruch der Nacht wür­den sechs­tau­send Erd­be­woh­ner auf ih­rem Weg in ei­ne un­be­kann­te Zu­kunft sein.
    Von der Nä­he ge­se­hen schi­en das Raum­schiff Ge­gen­schein un­ge­heu­er­lich. Auf­recht auf sei­nen Flos­sen ste­hend, rag­te es et­wa sech­zig Me­ter vom kah­len, brau­nen Erd­reich em­por. Der Rumpf war mit ei­ner mo­le­kül­star­ken Gold­schicht or­na­ment­ar­tig über­zo­gen; je­des der Raum­schif­fe hat­te ei­ne ei­ge­ne, kenn­zeich­nen­de Far­be. Die Lu­ke be­fand sich in zwan­zig Me­ter Hö­he. Um dort­hin zu ge­lan­gen, muß­te man einen Auf­zug be­nüt­zen, der fünf Mann faß­te. Ei­ne ei­ser­ne Lei­ter stand je­nen zur Ver­fü­gung, die klet­tern woll­ten.
    Dawes hat­te es nicht ei­lig. Er war­te­te ge­dul­dig, bis er an der Rei­he war. wand­te den Kopf, um einen letz­ten Blick auf die Er­de zu wer­fen.
    Die Luft in die­ser ein­sa­men Ge­gend war frisch und klar, ver­mischt mit ei­nem in­ten­si­ven Ge­ruch; es duf­te­te nach fer­nen Kie­fern und Tan­nen. Die Son­ne stand tief am Ok­tober­him­mel, und ei­ne küh­le Bri­se strich vom Nor­den her­ein.
    Jetzt, im Au­gen­blick des An-Bord-Ge­hens be­gann Dawes an al­le Din­ge zu den­ken, die er nie wie­der se­hen wür­de. Nie­mals mehr einen Son­nen­un­ter­gang auf der Er­de, nie wie­der den Mond voll und bleich am Him­mel, nie wie­der die ver­trau­ten Kon­stel­la­tio­nen. Nie wie­der die Pracht herbst­lich ge­färb­ter Ahorn­blät­ter, nie wie­der über ein Feld stür­men­de Fuß­ball­spie­ler, nie wie­der »hot dogs«, oder Bu­let­ten, oder Va­nil­le­eis. Das wa­ren Klei­nig­kei­ten; aber Klei­nig­kei­ten vollen­de­ten ei­ne Welt, und es war ei­ne Welt, die er für im­mer zu­rück­ließ.
    »Die nächs­ten fünf«, rief der Uni­for­mier­te.
    Dawes ging schlep­pen­den Schrit­tes vor und auf die me­tal­le­ne Platt­form. Mit ei­nem Äch­zen der Sei­le hob sich der Auf­zug. Jetzt, da er dem Raum­schiff na­he war, konn­te er die win­zi­gen Ma­le und Ker­ben se­hen, die von frü­he­rem Ein­satz Zeug­nis ab­leg­ten. Von ei­ni­ger Ent­fer­nung aus be­trach­tet, schau­te es fun­kel­na­gel­neu aus; von der Nä­he je­doch ganz an­ders.
    Der Auf­zug hielt am Rand der Ein­stieg­lu­ke. Ar­me zo­gen sie ins In­ne­re, und hin­ter Dawes senk­te sich der Lift be­reits wie­der, um die nächs­te La­dung zu ho­len. Drin­nen war­fen schil­lern­de Lam­pen ih­re kal­ten Licht­ke­gel auf einen

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