9 SCIENCE FICTION-STORIES
sechsundzwanzigjähriges Mädchen mit bebender, heiserer Stimme. »Ich war Verkäuferin bei Macy.«
»Mike Dawes, Cincinnati, zuletzt Medizinstudent.«
»Rina Morris, aus Denver«, stellte sich eine gut aussehende Rothaarige vor. »Verkäuferin.«
»Howard Stoker, Kansas City«, brummte ein kräftiger Mann mit stoppeligem Kinn und dicken, schmutzigen Fingern. »Bauarbeiter.«
»Claire Lubetkin, Pittsfield, Massachusetts.« Das war eine Blondine mit sanftem Gesichtsausdruck und einem nervösen Tick unter dem linken Auge. »Angestellte in einem Radio- und Fernsehgeschäft.«
»Sid Nolan, Tulsa. Elektroingenieur.« Er war ein schlanker, dunkelhaariger, zerfahrener Mann, der ständig mit dem Silberbesteck spielte.
»Helen Chambers, Detroit«, sagte eine müde aussehende Frau in den Dreißigern, mit dunklen Ringen unter den Augen. »Hausfrau.«
Ed Sanderson kicherte befangen. »Nun, jetzt kennen wir uns, hoffe ich. Hausfrauen, Ingenieur, Student, Rechtsanwalt …«
»Wie kommt es, daß keine Reichen gezogen werden?« fragte Howard Stoker plötzlich. »Sie nehmen nur Leute wie uns. Die Reichen kaufen sich frei.«
»Das stimmt nicht«, entgegnete Phil Haas. »Meist ist es so, daß Geschäftsleute und Industrielle erst richtig wohlhabend werden, wenn sie über das begrenzte Alter hinaus sind. Aber erinnern Sie sich nicht, als vor einigen Monaten jener Ölmagnat aus Texas gezogen wurde …«
»Natürlich«, unterbrach Sid Nolan. »Dick Morrison. Und seines Vaters Millionen konnten ihn nicht retten.« Stoker murmelte etwas Unverständliches und verstummte. Die Konversation schien zu erlahmen. Dawes schaute hinunter auf seinen Teller, auf dem das Essen noch immer zum größten Teil unangetastet war. Diesen Leuten hatte er nichts zu sagen, mit denen er durch die Automaten-Hand des Komputers zusammengebracht worden war. Sie waren einfach Leute für ihn. Fremde. Einige waren fünfzehn Jahre älter als er. Erst vor wenigen Jahren war er dem Knabenalter entwachsen, und jetzt erwartete man von ihm, als ein Gleichgestellter, als ein Erwachsener unter ihnen zu leben. So schnell wollte ich nicht erwachsen werden, dachte er. Aber jetzt bleibt mir vermutlich nichts anderes übrig.
Der Lunch schleppte sich dahin bis dreizehn Uhr dreißig. Commander Leswick erschien, um eine Ruhepause von neunzig Minuten anzukündigen. Um fünfzehn Uhr würde man mit dem Besteigen des Raumschiffs beginnen, also eine Stunde vor dem Start.
Hintereinander marschierten sie aus dem Speisesaal – hundert zusammengewürfelte Menschen, jeder mit seiner Bürde an Furcht und Bedauern und Groll. Dawes ging schweigend neben Phil Haas einher, dem Rechtsanwalt aus Los Angeles. Bei der Tür lächelte Haas und fragte: »Ließen Sie eine Freundin zurück, Mike?«
Diese plötzliche Ansprache riß Dawes aus seiner Träumerei. »Oh – äh – nein, ich glaube nicht. Ich dachte, mir eine festere Bindung nicht leisten zu können. Nicht mit noch acht Semestern Medizinstudium vor mir.«
»Ich kann Sie gut verstehen. Ich heiratete während meines Senior-Jahres am U.C.L.A. Es war eine schwierige Zeit für uns, während ich Jura studierte.«
»Sie – waren verheiratet?«
Haas nickte. Sie traten hinaus ins Freie. Es gab keinen Rasen, nur kahle, braune Erde bis zur Umzäunung. »Ich habe – hatte zwei Kinder«, sagte er. »Der Junge wird sieben, das Mädchen fünf Jahre alt.«
»Wenigstens ist Ihre Frau jetzt von der Lotterie ausgeschlossen«, meinte Dawes.
»Nur, wenn sie nicht wieder heiratet. Und ich bat sie, wieder eine Ehe einzugehen. Sie gehört nicht zu den Frauen, die ohne Mann das Leben meistern können.«
Haas’
Weitere Kostenlose Bücher