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9 SCIENCE FICTION-STORIES

9 SCIENCE FICTION-STORIES

Titel: 9 SCIENCE FICTION-STORIES Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Ernsting
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zu Zim­mer 101. 101 war ein rie­si­ges Au­di­to­ri­um; ei­ni­ge Män­ner in blau-gel­ben Uni­for­men tum­mel­ten sich auf ei­ner Estra­de, ein Mi­kro­phon auf­stel­lend, wäh­rend blei­che Men­schen mit an­ge­spann­ten Ge­sich­tern her­ein­ka­men und ih­re Plät­ze so wähl­ten, daß sie mög­lichst weit weg von den an­dern sa­ßen.
    Dawes schlüpf­te in ei­ne lee­re Rei­he, ziem­lich weit hin­ten, und schau­te sich sei­ne Lei­dens­ge­nos­sen zum ers­ten­mal an. Hun­dert Men­schen hat­ten sich dünn über einen Raum ver­streut, der das Zehn­fa­che ih­rer An­zahl faß­te. Ein iro­ni­sches Lä­cheln um­spiel­te sei­ne Mund­win­kel, als er fest­stell­te, daß es je­dem ein­zel­nen ge­lun­gen war, sich auf ein klei­nes Ei­land zu flüch­ten, fünf oder sechs lee­re Stüh­le zwi­schen sich und den nächs­ten Nach­barn zu brin­gen; an­schei­nend be­sorgt, in die­sen letz­ten Stun­den nur ja in kei­ne Pri­vat­sphä­re ein­zu­grei­fen.
    Es schie­nen ganz nor­ma­le Leu­te zu sein. Dawes be­merk­te, daß die meis­ten En­de der Zwan­zig oder An­fang der Drei­ßig, und ei­ni­ge we­ni­ge noch äl­ter wa­ren. Er über­leg­te, ob die Ko­lo­nis­ten ein­fach aufs Ge­ra­te­wohl zu­sam­men­ge­wür­felt wur­den, oder ob man bis zu ei­nem ge­wis­sen Grad einen ex­ter­nen Ein­fluß aus­üb­te. Es wä­re doch durch­aus mög­lich, daß der Kom­pu­ter fünf­zig zwan­zig­jäh­ri­ge Män­ner und fünf­zig vier­zig­jäh­ri­ge Frau­en wähl­te. Ei­ne sol­che Grup­pe wür­de wohl kaum hin­aus­ge­schickt wer­den.
    Hin­ter ihm wur­den die Saal­tü­ren ge­schlos­sen. Ein Of­fi­zier mit ei­ner statt­li­chen An­zahl von Bän­dern und Ab­zei­chen auf sei­ner Uni­form schritt hin­auf aufs Po­di­um, blick­te stirn­run­zelnd auf das Mi­kro­phon, stell­te es ei­ni­ge Mil­li­me­ter hö­her und sag­te: »Will­kom­men in Ban­gor. Ich bin Com­man­der Les­wick und ver­ant­wort­lich für Ihr Wohl­be­fin­den bis zum Start um sech­zehn Uhr. Ich weiß, daß die ver­gan­ge­ne Wo­che kri­tisch für Sie war, viel­leicht so­gar tra­gisch für ei­ni­ge. Ich be­ab­sich­ti­ge nicht, je­ne Phra­sen und Slo­gans zu wie­der­ho­len, die Sie in den letz­ten Ta­gen zur Ge­nü­ge ge­hört ha­ben.
    Sie sind aus­er­wählt wor­den; Sie wer­den die Er­de ver­las­sen und nie wie­der zu­rück­keh­ren. Ich spre­che des­halb so of­fen und hart, weil es jetzt zu spät ist für Il­lu­sio­nen und Selbst­täu­schung und Trost. Sie sind er­faßt wor­den, um ei­ne Auf­ga­be aus­zu­füh­ren, die für die Mensch­heit von größ­ter Wich­tig­keit ist. Ich will nicht heu­cheln und sa­gen, daß Sie es leicht ha­ben wer­den; ganz im Ge­gen­teil. Sie wer­den dem un­ge­heu­ren Pro­blem ge­gen­über­ge­stellt, auf ei­ner frem­den Welt, Bil­lio­nen Mei­len von hier ent­fernt, ei­ne Ko­lo­nie grün­den zu müs­sen. Ich weiß, jetzt füh­len Sie sich ängst­lich und ein­sam und nie­der­ge­schla­gen. Aber ver­ges­sen Sie ei­nes nicht: Je­der von Ih­nen ist ein Er­den­mensch. Sie sind ein Ver­tre­ter der höchs­ten be­kann­ten Le­bens­form. Sie ha­ben einen Ruf, dem Sie ge­recht wer­den müs­sen, dort drau­ßen. Und Sie wer­den ei­ne Welt auf­bau­en. Für zu­künf­ti­ge Ge­ne­ra­tio­nen die­ser Welt wer­den Sie die Ge­or­ge Wa­shing­tons und Tho­mas Jef­fer­sons und John Han­cocks sein.
    Ihr Pla­net ist der neun­te von sech­zehn Pla­ne­ten, die sich um den Stern We­ga dre­hen. Die We­ga ist ei­ner der hells­ten Ster­ne des Weltalls und auch ei­ner der nächs­ten zur Er­de – drei­und­zwan­zig Licht­jah­re von hier ent­fernt. In ge­wis­ser Hin­sicht kön­nen Sie sich glück­lich schät­zen: im We­ga- Sys­tem gibt es zwei be­wohn­ba­re Pla­ne­ten. Ih­re Welt und der ach­te Pla­net, der noch nicht be­völ­kert ist. Das heißt, Sie wer­den im Lau­fe der Zeit einen Pla­ne­ten-Nach­barn ha­ben. Die meis­ten an­de­ren Ko­lo­ni­en le­ben auf der ein­zi­gen be­wohn­ba­ren Welt ih­res Sys­tems. Üb­ri­gens, Ihr Pla­net heißt Osi­ris, der ägyp­ti­schen My­tho­lo­gie ent­nom­men, aber Sie kön­nen ihn auch an­ders be­nen­nen, wenn Sie ein­mal dort sind.
     
    Die Rei­se wird et­wa vier Wo­chen dau­ern. Das

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