Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
9 SCIENCE FICTION-STORIES

9 SCIENCE FICTION-STORIES

Titel: 9 SCIENCE FICTION-STORIES Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Ernsting
Vom Netzwerk:
Ko­stü­men zu klei­den und mit Kos­me­ti­ka auf­zu­mö­beln. Das End­er­geb­nis war, daß sie, an­statt wie ei­ne ein­fa­che al­te He­xe aus­zu­se­hen, nun wie ei­ne skan­da­lös auf­ge­ta­kel­te, durch und durch ver­derb­te, mut­maß­lich be­trun­ke­ne al­te He­xe aus­sah.
    Das Ro­ma hat in sei­ner lan­gen Ge­schich­te, die bis zu den Ta­gen des Al­ko­hol­ver­bots zu­rück­reicht, be­stimmt schon al­le Ty­pen und Ver­fas­sun­gen er­lebt. Ich be­zweifle je­doch nicht, daß wir eins der übels­ten Paa­re seit Er­öff­nung des Lo­kals wa­ren.
    »Das – äh – das ist mei­ne Oma«, er­klär­te ich den schmut­zig grin­sen­den Be­kann­ten, an de­nen ich mich auf un­se­rem Weg hin­ein nicht vor­bei­drücken konn­te. »Oma ist ge­ra­de zu Be­such da aus dem hin­ters­ten Hin­ter­wald. Ent­schul­digt uns einen Au­gen­blick, ja? Oma hat einen Dop­pel­ten drin­gend nö­tig.«
    Das schi­en un­be­streit­bar. Wir nah­men schließ­lich an ei­nem Tisch­chen hin­ten bei der Kü­che Platz und blie­ben dort bis zum En­de des Auf­tritts. »In Ord­nung«, sag­te mei­ne al­te He­xe, als Ve­nus de Li­te mit üb­li­cher Hast ih­ren Strip im blau­en Ram­pen­licht be­en­de­te. »Das Mus­ter ha­be ich. Nur – es gibt da ei­ne An­zahl Un­ter­schie­de zwi­schen der da und dem Bild in Ih­rem Geist. Das Al­ter, die Che­mi­ka­li­en …«
    Ve­nus rausch­te un­ter wil­dem Ap­plaus ab. Die Lich­ter gin­gen an, und der Con­fe­ren­cier stol­per­te auf die Büh­ne, um uns mit sei­ner neu­en Ver­si­on al­ter Ka­lau­er zu be­glücken. Ich über­leg­te … Je schi­cker die Pup­pe, de­sto grö­ßer ver­mut­lich der Grad der Il­lu­si­on. »Wo Sie auf Wi­der­sprü­che sto­ßen«, sag­te ich mei­ner al­ten He­xe, »hal­ten Sie sich ein­fach an mei­ne Phan­ta­sie, ja?«
    »Ge­macht, ge­macht«, er­wi­der­te sie strah­lend, und wäh­rend sie mei­ne Hand tät­schel­te, be­dach­te sie mich mit ei­nem Au­gen­auf­schlag. Ich nahm ein ver­ächt­li­ches Ge­mur­mel wahr, das von den um­lie­gen­den Ti­schen stamm­te. »Soll ich?« mein­te sie. »Viel­leicht ma­chen Sie bes­ser die Au­gen zu. Ich …«
    »Nein, nicht hier!« Ich pack­te sie beim Arm und zerr­te sie hoch. An den Nach­bar­ti­schen schenk­te man uns un­ge­teil­te Auf­merk­sam­keit, und das Ge­mur­mel hat­te jetzt einen omi­nösen Klang an­ge­nom­men. »Kom­men Sie. Um Him­mels wil­len, ver­schwin­den wir!« Ich war nicht eben über­zeugt, daß es funk­tio­nie­ren wür­de; aber ein ge­ram­melt vol­les Nacht­lo­kal eig­net sich kaum da­für, es aus­zu­pro­bie­ren.
    »Lei­chen­fled­de­rer!« war ei­ne der ent­rüs­te­ten Be­mer­kun­gen, die ich auf­schnapp­te, als ich die al­te Vet­tel hin­aus­zerr­te.
     
    Auf der Rück­fahrt war sie still und nach­denk­lich. So auch ich, zu­mal mir der zwei­fel­haf­te Sta­tus mei­nes Ru­fes und ge­sun­den Men­schen­ver­stan­des ei­ni­ges zu den­ken gab …
    Da­heim zeig­te sie sich kurz­an­ge­bun­den und ge­schäf­tig. Ich muß­te ihr hel­fen, Kon­ser­ven und an­de­res Zeug aus dem Kühl­schrank zu schaf­fen und auf­zu­sta­peln. »Ist bes­ser so …« Und mit ty­pisch häus­li­cher Ver­an­la­gung füg­te sie hin­zu: »Sie hät­ten sich Ener­gie und Ma­te­ri­al ge­spart, wenn Sie dort nicht gleich da­von­ge­lau­fen wä­ren. Ich brau­che ei­ne gan­ze Men­ge, um den Wech­sel durch­zu­füh­ren. Mein ei­ge­ner Vor­rat ist knapp, und ich muß ihn mir für spä­ter auf­he­ben.«
    »Oh, geht in Ord­nung. Füh­len Sie sich wie zu Hau­se.« Ich konn­te mich des Ein­drucks nicht er­weh­ren, daß die Sa­che ins Traum­haf­te ab­glitt. Sie wis­sen ja, wie es manch­mal bei Träu­men ist? Hand­lung und Auf­bau sind rein phan­tas­tisch. Man weiß, das Gan­ze ist ba­rer Un­sinn. Bei ei­ni­ger Wil­lens­an­stren­gung könn­te man auf­wa­chen und dem ein En­de be­rei­ten. Trotz­dem läßt man den Din­gen ih­ren Lauf, nur um zu se­hen, was her­aus­kommt … So et­wa war mir jetzt.
    »Oh, rich­tig, noch eins«, sag­te mei­ne He­xe. »Wie steht es mit den Au­gen? Ihr geis­ti­ges Bild von die­sem bil­li­gen Flitt­chen in je­nem zweit­ran­gi­gen Lo­kal war ja reich­lich aus­ge­schmückt, aber ich fand

Weitere Kostenlose Bücher