9 SCIENCE FICTION-STORIES
Auge sehen, und von so eminenter Bedeutung für sie, daß eine Verpflegungsliste Aufschluß über ein ganzes Kapitel Schiffahrtsgeschichte geben kann.
Dereinst, beispielsweise, als Seefahrer noch Inseln kartographierten und auf Robbenfang gingen, nannten sich die Männer der Backschaft »Labskauser«, eingedenk des breiigen Mischmaschs, der zur damaligen Zeit führend war unter den Seemannsgerichten. Der »Limey« wieder bekam seinen Namen vom Zitrussaft, der zur Skorbutverhütung in seine Kost geträufelt wurde, und zwar aus einer Frucht, die wir nur als Garnierung für unseren Gin-and-Tonic kennen. Und heutzutage werden wir Marsleute »Schleimköpfe« genannt, zu Ehren der Chlorella- und Scenedesmus-Algen, die, indem sie die kleineren Räume drinnen verstopfen, das Tor öffnen zum größeren Raum draußen.
Sollte irgendein Ebenerdiger die geschichtliche Bedeutung von Magenfüllern zur Diskussion stellen – liege sie nun darin, daß die Walfische ausgerottet wurden; oder die Fidschi-Insulaner Bekanntschaft mit der Syphilis machten; oder aber das australische Küstenland nun von Kreuzungen aus Middlesex und Hampshire förmlich wimmle –, so sei er hingewiesen auf das hundertunderste Kapitel von Moby Dick, einem Buch, das spulenweise in den Vergnügungstanks aller Raumer vorliegt. Doch will ich stark annehmen, daß kein Marsmann masochistisch genug ist, dieses Repertoire erfrischender Köstlichkeiten durchzuackern; nicht, ehe unser Landgang vor der Tür steht, allenfalls in der letzten Woche. Die Lektüre eines Katalogs über Dutzende Fleisch- und Käsesorten würde jedermann schwer im Magen liegen, der dazu verurteilt ist, sich mit Chlorella-Kulturen abzufinden. Die Mannschaft der Pequod aß wurmstichigen Zwieback und Gepökeltes; Nimitz’ Leute kämpften angefüllt mit Bohnen und Speck; die Triton machte ihre Unterwasser-Erdumschiffung, und das bei einer Kombüse voll Pizza und konzentriertem Apfelsaft. Dann aber, als die Schiffer Meere gegen Himmel eintauschten, begann der große Abstieg.
Welche Annehmlichkeit des ebenerdigen Daseins zuallererst gestrichen werden sollte, lag auf der Hand: vernünftiges Essen! Die Pioniere des Vakuums schlürften Proteinsäfte aus Aluminiumtuben – und überglücklich kehrten sie heim zu Mutters Kochtöpfen.
Lange bevor ich auf der Uni war und es mich danach juckte, durch ein Bullauge ins All zu blicken, hatte die Kombüsenwissenschaft das Exordium von Jesaja 36I12 erfüllt, nämlich den Schleimköpfen zum heutigen Frühstück das aufzutischen, was Vorvorgesterns Tellerreste und Abwaschwasser waren.
Der Schiffskoch, jener Mann, der das tägliche Wunder vollbringt, Abfall zu Eßbarem zu verwandeln, ist in vielerlei Hinsicht die wichtigste Person an Bord eines Raumers. Er kann für gesunde Moral sorgen oder aber eine Meuterei anfachen. Seine Macht ist enorm. Schleimköpfe erinnern sich noch gut des Fiaskos, beispielsweise, auf dem Schiff Ihrer Majestät, Ajax, wo ein Kombüsenjunge seine Chlorella-Tanks mit schwerem Wasser von der Abschirmung des Schiffes nivellierte … Vier Offiziere und einundzwanzig Mannschaften wurden im tiefen Raum aus der Ajax geborgen, halb tot durch Deuteriumvergiftung. Auch wissen wir um die Benjo Maru- Affäre, ausgelöst von einem Schiffskoch, der zuließ, daß sein Algen-Lebensbrot mit einem rasch wuchernden Saccharomycodes -Pilz verseucht wurde … Der japanische Raumer torkelte nach zwanzigwöchiger Trunkenheit zu seiner Rampe in Piano West: der fremde Pilz war an Bord des Schiffes in aller Magen gelangt, wo er jeden darauffolgenden Bissen zu
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