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9 SCIENCE FICTION-STORIES

9 SCIENCE FICTION-STORIES

Titel: 9 SCIENCE FICTION-STORIES Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Ernsting
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zwei­fel­haf­ten Ruf ge­nießt, an Bord das po­pu­lärs­te Mor­dop­fer zu sein. Dies­mal aber war der Cap­tain »der-Mann-den-man-lie­bend-gern-um­brin­gen-möch­te«.
    Hat­te der Koch nicht Kum­mer ge­nug mit den che­mi­schen und psy­chi­schen Auf­ga­ben sei­nes Am­tes, so sorg­te Win­kel­mann für Aus­gleich. Cap­tain Wil­li Win­kel­mann war ei­ner von de­nen, die, wenn sie schon ins Weltall hin­aus muß­ten, am bes­ten al­lein ge­hen soll­ten. Hät­ten die Preu­ßen über ein Ma­ri­ne­korps ver­fügt, wä­re Win­kel­mann im Nu der be­rüch­tigts­te Schlei­fer ge­we­sen. Sein Herz klirr­te ei­sig wie ein Stahl­split­ter, sei­ne Stim­me troff vor ät­zen­dem Sar­kas­mus. Der Pla­net Er­de war kaum groß ge­nug, um ei­ne so läs­ti­ge Wan­ze wie Wil­li Win­kel­mann zu be­her­ber­gen. Tag für Tag zu­sam­men­ge­pfercht mit uns in ei­nem strom­li­ni­en­för­mi­gen Ge­häu­se von der Grö­ße ei­nes Pull­man­wa­gens, ent­pupp­te sich un­ser Cap­tain sehr rasch als Ekel. Des Cap­tains er­klär­tes Op­fer war – wie könn­te es auch an­ders sein? – Mor­gan, der Koch. Win­kel­mann be­wies gleich zu An­fang sei­ne Fin­dig­keit; kaum er­blick­te er die Ein­tra­gung »Mor­gan, Pe­ter« im Heu­er­ver­trag, wuß­te er sie auch schon hu­mo­ris­tisch aus­zu­wer­ten: so­fort tauf­te er un­se­ren un­glück­se­li­gen Schiffs­ka­me­ra­den »Ma­gen­bit­ter« … Win­kel­mann war es, der über die ho­he Kunst des Ko­chens und über die Vor­zü­ge von ed­len Wei­nen sprach, wäh­rend wir un­se­re »Al­gae­bur­ger« kau­ten und Kaf­fee schlürf­ten, der nach Nutz­was­ser schmeck­te. Und Cap­tain Wil­li Win­kel­mann war es, der, be­zog er sich auf das Al­ler­hei­ligs­te des Schif­fes, nur das Wort »Gu­lasch­ka­no­ne« ge­brauch­te.
    Mor­gan gab sich al­le Mü­he, uns nach ebener­di­gen Stan­dards zu ver­kö­s­ti­gen. Er über­tünch­te den Ge­schmack syn­the­ti­schen Me­thion­ins – ei­ner Ami­no­säu­re, nicht künst­lich her­ge­stellt aus Chlo­rel­la –, in­dem er un­se­re Al­gen­ge­rich­te mit Pri­sen von Ori­ga­no und Thy­mi­an würz­te. Auch färb­te er die blaß­grü­nen Chlo­rel­la-Bro­cken ro­sa, kne­te­te die Al­gen­mas­se zur Fes­tig­keit von »Ham­bur­gers« und rös­te­te die Fla­den auf ein de­li­ka­tes Braun, in dem sinn­lo­sen, aber von Ver­zweif­lung ge­trie­be­nen Un­ter­fan­gen, dar­aus Pseu­dofleisch zu ma­chen. Zum Nach­tisch ser­vier­te er dann ei­ne Bä­cke­rei, her­ge­stellt aus der Trau­ben­zucker­pas­te des Koh­le­hy­drat-Re­zy­k­lors. Die Mann­schaft dank­te ihm. Der Cap­tain nicht. »Ma­gen­bit­ter«, sag­te er, sein Ton fros­tig wie herbst­li­cher Wind auf der Nord­see, »Sie tä­ten bes­ser dar­an, die­ses Zeug wie­der durch die Tanks lau­fen zu las­sen. In mei­ner Hei­mat gibt es das Wort­spiel: ›Der Mensch ist, was er ißt‹. Ich hal­te es für ei­ne Un­ver­schämt­heit, mir zu­zu­mu­ten, ich sol­le die­ser Saufraß wer­den, den Sie mir da vor­set­zen.« Cap­tain Win­kel­mann wisch­te sich mit der Ser­vi­et­te übers Kinn, hiev­te sei­nen Wanst vom Stuhl und klet­ter­te die Lei­ter hin­auf.
     
    »Doc, kön­nen Sie Win­kel­mann lei­den?« frag­te mich der Koch.
    »Nicht be­son­ders«, sag­te ich. »Das schöns­te Ge­schenk, das der Cap­tain sei­ner al­ten Da­me ma­chen kann, ist es wohl, sie am Mut­ter­tag al­lein zu las­sen. Aber was hilft’s, wir sind auf ihn an­ge­wie­sen. Schließ­lich weiß er mit ei­nem Schiff um­zu­sprin­gen.«
    »Ich wünsch­te, auch mit ei­nem Koch«, sag­te Mor­gan. »Das fet­te Schwein!«
    »Sei­ne Lei­bes­fül­le ist als un­be­wuß­tes Kom­pli­ment für Ih­re Koch­kunst zu wer­ten, Mor­gan«, er­wi­der­te ich. »Er zeigt großen Ap­pe­tit. Wie wir al­le. Ich ha­be schon an Bord vie­ler Raum­er ge­ges­sen und kann je­der­zeit be­zeu­gen, daß Sie ei­ne un­über­trof­fe­ne Kü­che füh­ren.«
    Mor­gan fisch­te ei­ne Hand­voll ge­trock­ne­ter Chlo­rel­la aus ei­nem Bot­tich und streck­te mir das Zeug ent­ge­gen. Es war grün, roch nach Pfuhl und sah ap­pe­tit­an­re­gend aus wie ein De­ku­bi­tus. »Mit so et­was muß ich ar­bei­ten«, sag­te er ver­ächt­lich. Er

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