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9 SCIENCE FICTION-STORIES

9 SCIENCE FICTION-STORIES

Titel: 9 SCIENCE FICTION-STORIES Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Ernsting
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um­zu­wan­deln. Dann könn­test du spä­ter mit uns zu­rück­keh­ren.«
    Noch ein paar ab­schlie­ßen­de Wor­te und »Wie­der­se­hen, Va­ter« sag­ten sie. Dann hat­ten sie mich ver­las­sen. Ich war al­lein. Kei­ne große üp­pi­ge und lieb­li­che Frau; kei­ne zucker­sü­ße klei­ne brü­net­te Frau; kei­ne tem­pe­ra­ment­vol­le, fröh­li­che, lie­ben­de ti­zian­blon­de Frau. Ja, über­haupt kei­ne Frau.
    Ich hat­te mich noch nie so ein­sam ge­fühlt. Nie­mand da au­ßer mir. Was soll­te ich tun?
    Nun, es gab nur eins für mich, und das tat ich denn. Ich be­trank mich. Or­dent­lich. Ir­gend­wann im Lau­fe der kom­men­den Nacht hielt ich drau­ßen bei der Ga­ra­ge ei­ne trä­nen­rei­che To­ten­wa­che und be­grub den letz­ten Kör­per mei­ner Frau. Dies, er­ken­ne ich, war ge­dan­ken­los. Ich hät­te Ärz­te, Be­stat­tungs­be­am­te ru­fen kön­nen und sol­len, um von of­fi­zi­el­ler Sei­te zu er­fah­ren, daß in dem Kör­per kein Le­ben mehr steck­te, und ich hät­te dann ein for­mel­le­res, kost­spie­li­ge­res Be­gräb­nis in die We­ge lei­ten müs­sen. Aber zum einen war ich be­trun­ken; und zum an­dern hat­te ich mich ein­fach schon dar­an ge­wöhnt, es auf die­se Art und Wei­se zu er­le­di­gen.
     
    Am nächs­ten Ta­ge um 14.30 Uhr klin­gel­te es an der Haus­tür. Ich war ver­zwei­felt und be­han­del­te ge­ra­de mei­nen Kum­mer und Ka­ter mit kal­tem Bier und erns­ter Mu­sik von mei­nem Ster­nen­ba­by.
    Ich ließ die Glo­cke ei­ne Wei­le läu­ten. Dann ließ ich je­man­den ein biß­chen ge­gen die Tür häm­mern. Aber das schlug sich auf mein Kopf­weh, und so mel­de­te ich mich.
    Drau­ßen stand Mrs. Schmer­ler von ne­ben­an, ei­ne Bu­sen­freun­din Tan­te Bei­les. In ih­rer Be­glei­tung be­fan­den sich auch ein paar grim­mig bli­cken­de Po­li­zis­ten. Sie al­le dräng­ten sich her­ein.
    »Was zu fei­ern, Mac?« frag­te ei­ner, wäh­rend Mrs. Schmer­ler und die an­de­ren arg­wöh­nisch her­um­starr­ten.
    »Nein«, sag­te ich, zu elend, um nach­zu­den­ken. »Nicht zu fei­ern, zu be­trau­ern. Ver­lor ge­ra­de mei­ne Frau … und auch die Kin­der.«
    »Kin­der hat­te er nie wel­che!« fauch­te Mrs. Schmer­ler. »Nur Frau­en. Und weiß Gott zu viel von der bil­li­gen Sor­te. Was wür­de da nur sei­ne ar­me, teu­re Tan­te Bel­le sa­gen, fromm wie kei­ne an­de­re! – Warum fra­gen Sie ihn nicht, wes­halb er ge­gra­ben und ›Ster­nen­staub‹ ge­sun­gen hat … drau­ßen bei der Ga­ra­ge ver­gan­ge­ne Nacht? Und auch nicht zum ers­ten­mal!«
     
    Die plötz­li­che Er­kennt­nis traf mich wie ein Schlag, was al­les man dort drau­ßen bei der Ga­ra­ge fin­den könn­te – und wie das in den un­be­tei­lig­ten, skep­ti­schen Au­gen des Ge­set­zes aus­se­hen wür­de. Ich öff­ne­te und schloß drei- oder vier­mal den Mund, wie ein Gold­fisch, dem nicht gut ist. Aber das ein­zi­ge, was her­vor­kam, war ein Mi­as­ma von Al­ko­hol. Mrs. Schmer­ler starr­te mich an, scho­ckiert und em­pört. Es war der große Au­gen­blick ih­res Le­bens.
    Die Po­li­zis­ten ka­men – nicht ag­gres­siv, eher für­sorg­lich – und hiel­ten mei­nen Arm in fes­tem Griff.
    Die üb­ri­gen Ein­zel­hei­ten will ich mir er­spa­ren. Sie hol­ten Ver­stär­kung und sie gru­ben. Dann nah­men sie mich ins Ge­bet. Ich mach­te den Mund nicht auf. Sie loch­ten mich ein. Laut Ge­fäng­nis­buch­ma­chern stand es für mich 50:1, oh­ne Ge­gen­wet­te, daß ich die To­des­zel­le schaf­fen wür­de. So wie ich mich fühl­te, war mir das egal. Die Zei­tun­gen ge­rie­ten aus dem Häus­chen. Seit den Wahlen hat­te sich nichts Rech­tes mehr ge­tan. Al­le mei­ne Be­kann­ten von frü­her mach­ten jetzt Fu­ro­re mit Son­der­be­rich­ten à la »Schon da­mals war et­was Er­schre­cken­des an ihm«.
    Tags dar­auf, als mein Ka­ter et­was ab­ge­klun­gen war und ich wie­der ver­nünf­tig den­ken konn­te, än­der­te sich mei­ne Ein­stel­lung um hun­dert­acht­zig Grad. Warum soll­te ich jetzt schon auf­ge­ben? Nein, ich wür­de mir einen Rechts­an­walt neh­men.
    Ich ging ’rü­ber, um ein biß­chen an mei­ner Zel­len­tür zu rüt­teln. »He! He, Sie dort, Wär­ter! Kom­men Sie mal her, ja?!«
    Er kam. »So?

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