9 SCIENCE FICTION-STORIES
umzuwandeln. Dann könntest du später mit uns zurückkehren.«
Noch ein paar abschließende Worte und »Wiedersehen, Vater« sagten sie. Dann hatten sie mich verlassen. Ich war allein. Keine große üppige und liebliche Frau; keine zuckersüße kleine brünette Frau; keine temperamentvolle, fröhliche, liebende tizianblonde Frau. Ja, überhaupt keine Frau.
Ich hatte mich noch nie so einsam gefühlt. Niemand da außer mir. Was sollte ich tun?
Nun, es gab nur eins für mich, und das tat ich denn. Ich betrank mich. Ordentlich. Irgendwann im Laufe der kommenden Nacht hielt ich draußen bei der Garage eine tränenreiche Totenwache und begrub den letzten Körper meiner Frau. Dies, erkenne ich, war gedankenlos. Ich hätte Ärzte, Bestattungsbeamte rufen können und sollen, um von offizieller Seite zu erfahren, daß in dem Körper kein Leben mehr steckte, und ich hätte dann ein formelleres, kostspieligeres Begräbnis in die Wege leiten müssen. Aber zum einen war ich betrunken; und zum andern hatte ich mich einfach schon daran gewöhnt, es auf diese Art und Weise zu erledigen.
Am nächsten Tage um 14.30 Uhr klingelte es an der Haustür. Ich war verzweifelt und behandelte gerade meinen Kummer und Kater mit kaltem Bier und ernster Musik von meinem Sternenbaby.
Ich ließ die Glocke eine Weile läuten. Dann ließ ich jemanden ein bißchen gegen die Tür hämmern. Aber das schlug sich auf mein Kopfweh, und so meldete ich mich.
Draußen stand Mrs. Schmerler von nebenan, eine Busenfreundin Tante Beiles. In ihrer Begleitung befanden sich auch ein paar grimmig blickende Polizisten. Sie alle drängten sich herein.
»Was zu feiern, Mac?« fragte einer, während Mrs. Schmerler und die anderen argwöhnisch herumstarrten.
»Nein«, sagte ich, zu elend, um nachzudenken. »Nicht zu feiern, zu betrauern. Verlor gerade meine Frau … und auch die Kinder.«
»Kinder hatte er nie welche!« fauchte Mrs. Schmerler. »Nur Frauen. Und weiß Gott zu viel von der billigen Sorte. Was würde da nur seine arme, teure Tante Belle sagen, fromm wie keine andere! – Warum fragen Sie ihn nicht, weshalb er gegraben und ›Sternenstaub‹ gesungen hat … draußen bei der Garage vergangene Nacht? Und auch nicht zum erstenmal!«
Die plötzliche Erkenntnis traf mich wie ein Schlag, was alles man dort draußen bei der Garage finden könnte – und wie das in den unbeteiligten, skeptischen Augen des Gesetzes aussehen würde. Ich öffnete und schloß drei- oder viermal den Mund, wie ein Goldfisch, dem nicht gut ist. Aber das einzige, was hervorkam, war ein Miasma von Alkohol. Mrs. Schmerler starrte mich an, schockiert und empört. Es war der große Augenblick ihres Lebens.
Die Polizisten kamen – nicht aggressiv, eher fürsorglich – und hielten meinen Arm in festem Griff.
Die übrigen Einzelheiten will ich mir ersparen. Sie holten Verstärkung und sie gruben. Dann nahmen sie mich ins Gebet. Ich machte den Mund nicht auf. Sie lochten mich ein. Laut Gefängnisbuchmachern stand es für mich 50:1, ohne Gegenwette, daß ich die Todeszelle schaffen würde. So wie ich mich fühlte, war mir das egal. Die Zeitungen gerieten aus dem Häuschen. Seit den Wahlen hatte sich nichts Rechtes mehr getan. Alle meine Bekannten von früher machten jetzt Furore mit Sonderberichten à la »Schon damals war etwas Erschreckendes an ihm«.
Tags darauf, als mein Kater etwas abgeklungen war und ich wieder vernünftig denken konnte, änderte sich meine Einstellung um hundertachtzig Grad. Warum sollte ich jetzt schon aufgeben? Nein, ich würde mir einen Rechtsanwalt nehmen.
Ich ging ’rüber, um ein bißchen an meiner Zellentür zu rütteln. »He! He, Sie dort, Wärter! Kommen Sie mal her, ja?!«
Er kam. »So?
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