9 SCIENCE FICTION-STORIES
auch früher kaum welche. Mein Körper würde ein paar Jahrhunderte überstehen; ich war bereit und willens, den ganzen langen Weg gemeinsam mit ihr zu gehen.
Aber es kommt dann immer anders, stimmt’s?
Was uns passierte, wie den meisten auch, war, daß sie Ende des dritten Jahres schwanger wurde. Ein ganz normales weibliches Merkmal, könnte man sagen, und nicht besonders überraschend. Nein, das nicht. Nur war sie keine normale Frau.
Eines Abends – an unserem letzten gemeinsamen Abend, wie sich dann herausstellte – lagen wir im Bett, als sie es mir eröffnete.
»Liebling«, meinte sie und gab mir einen Kuß, »ich muß dir etwas sagen«.
»Mmm?« Ich war schon schläfrig.
»Ich habe gehofft und gehofft, daß es passieren würde, aber ich war nicht sicher, ob es ging.«
»Eh? Was denn?«
»Liebling, wir – bekommen Zuwachs.«
»Was?« Mit einemmal war ich hellwach. »Wir kriegen ein Baby? Na, das ist ja prächtig. Wunderbar! Glaubst du, wird er nach mir geraten?« Als ich es mir genauer überlegte, schien es einigermaßen problematisch.
»Mach dir deswegen keine Sorgen, Liebling«, sagte sie leise. »Das ist Frauensache, weißt du. Die Einzelheiten überlaß nur mir.«
Ich küßte sie. Wir waren sehr lieb und zärtlich zueinander. Ich schlief ein und träumte die ganze Nacht lang.
Tags darauf wachte ich mit einem eisigen, verlorenen und leeren Gefühl auf, als wäre ein Teil von mir gestorben. Ich streckte hilfesuchend die Hand aus – und schrie.
Der sanft gerundete Körper neben mir im Bett war kalt und starr.
»Bitte, hab’ keine Angst! Es ist alles in Ordnung. Wirklich, es ist alles in Ordnung!« Das war eine Stimme und doch wieder keine Stimme, wie ganz zu Anfang. Sie klang vertraut und gleichzeitig unbekannt. Nichts war in Ordnung! Ich sah auf, übers Bett. Da waren zwei winzige grelle Lichtpunkte.
»Was? Wo?«
»Vater«, sagten sie, »wir sind deine Kinder«.
So hatte ich sie mir gewiß nicht vorgestellt!
»Nein. O nein! Sternenbaby, wo bist du?«
»Hier. Wir waren sie. Nun ist sie plus dir zu uns geworden. Sie hat sich geteilt, und jetzt sind wir zwei, die Kinder von dir und ihr.«
»Unsinn! Hört auf mit dem zweideutigen Gerede und sprecht vernünftig!« Zweideutig war’s bei Gott.
Wenn aber Unsinn, dann von einer Art, die mir gar nicht gefiel.
Doch es blieb mir nichts anderes übrig, als es zu akzeptieren – als die reine, brutale Wahrheit. Es war einfach die Art und Weise, in der sich ihre Lebensform vermehrte. Meine außerirdische Frau hatte sich geteilt, um zu zwei halb-außerirdischen Nachkommen zu werden.
Ich fühlte mich elend. Ich wollte keine strahlenden Lichtpunktkinder! Ich wollte meine Frau! »Schaut, warum könnte nicht einer von euch …«
»Aber Vater!« riefen sie. »Das wäre ja Blutschande! Nein. – Wir müssen jetzt gehen. Deshalb kam Mutter hierher – um ihr Volk durch die Beimengung eines frischen, neuen Kraftstroms wiederzubeleben und zu stärken.«
»Meint ihr mich?« Es war schmeichelhaft, der Gedanke, mein Stammbaum würde die Bevölkerung eines fernen Sonnensystems zu neuem Tatendrang anregen, aber kein Heilmittel für die Einsamkeit, die nun über mich hereingebrochen war. »Ihr kehrt wieder zurück durch den Weltraum – und laßt mich hier allein?«
»Ja, Vater. Wir müssen sofort heim.«
»Oh, Moment, wartet noch ein bißchen! Ihr sagt, ich sei euer Vater. Nun, dann verbiete ich euch …«
»Vater, bitte, es hat keinen Zweck, uns zurückzuhalten.«
»Aber – kommt ihr später einmal zurück?«
»Sicher. Der Erfolg ihrer Mission läßt hoffen, daß sich die Fraktionen daheim auf eine Politik der weiteren Vermischung einigen. Wir und andere von unserer Familie werden kommen. Bald, hoffen wir. Vielleicht findet sich sogar eine Möglichkeit, dich in unsere Form
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