9 SCIENCE FICTION-STORIES
sein Urteilsvermögen waren deutlich hinter dem selbstgefälligen Lächeln von Newbolts schmallippigem Mund zu erkennen.
»Ich fürchte, Sie werden feststellen, Sir, daß meinem Vorgänger ein grober Fehler unterlief, als er für eine solch frühe Krise Vorbereitungen traf. Ich drängte ihn damals, nicht nach Ihnen zu schicken.«
Scarlet starrte empor zu dem Kommandanten, während sich alles in ihm anspannte. Schon jetzt konnte er sehen, daß Newbolt dumm genug war, eine sehr gefährliche Einstellung gegenüber jeglicher Art von Korruption zu vertreten.
»Was soll das heißen?« knurrte er. »Waren die Eingeborenen nicht dabei, diesen Mond hier zu erreichen?«
»Das schon, Sir. Aber vorerst begnügten sie sich, die Oberfläche mit ihren plumpen kleinen Raketen zu bepflastern.« Newbolt nickte verächtlich. »Selbst wenn sie uns jemals entdecken sollten, für die Zivilisation sind sie nie reif. Ihre Kultur leidet an krankhaftem Militarismus.«
»Ich werde Ihrer Meinung entsprechendes Gewicht beimessen«, erwiderte Scarlet ätzend, »sobald ich es für notwendig halte.«
Newbolt blieb ungerührt.
»Wir haben Beweismaterial zur Einsichtnahme durch Euer Ehren gesammelt«, fuhr er fort. »Als Ihr Schiff gemeldet wurde, gab ich Anweisung, daß sich alle menschlichen Wesen im Solarsystem zu einer Voruntersuchung hier einfinden mögen.«
»Danke.«
»Ich persönlich möchte Ihnen raten, das Blinker-Projekt zu befürworten«, fügte Newbolt hinzu. »Ich bin überzeugt, daß dies alles nur eine Zeitverschwendung war. Die Eingeborenen sind zwar zahlreicher geworden, kaum aber menschlicher.«
»Ich frage Sie um Ihren Rat, wenn der Augenblick dafür gekommen ist«, entgegnete Scarlet. »Bitte veranlassen Sie, daß mein Gepäck ins Quartier gebracht wird. Und arrangieren Sie alles für eine sofortige Einvernahme.«
»Jawohl, Euer Ehren.«
»Wain!« Coral Fell kam dahergeschwebt, ein einziges rosa Glühen der Bewunderung, die Augen weit und groß und starr auf Newbolt gerichtet. »Ich möchte den Kommandanten kennenlernen.«
»Ich glaube nicht, daß du sehr begeistert sein wirst«, warnte Scarlet sie. »Er rät mir, daß Blinker-Projekt zu befürworten.«
»So? Na, trotzdem.«
Unglücklich machte Scarlet sie miteinander bekannt. Ihr psionischer Puder glitzerte wie Sternenstaub, reflektierte beides, ihr Entzücken und Newbolts Mannesstolz. Als sie ihn bat, der Untersuchung beiwohnen zu dürfen, stimmte Newbolt zu, ohne Scarlets Erlaubnis abzuwarten.
Dann, eine Meile unter der Oberfläche, führte Newbolt sie rasch durch eine lange Halle, die als Museum für den bewachten Planeten diente. Kristallene Schaukästen waren zu sehen, gefüllt mit Steinäxten, rostzerfressenen Klingen und primitiven Fernlenkgeschossen.
»Unser neuestes Ausstellungsstück.« Newbolt blieb vor einer Nische stehen, in der eine glatte, schimmernde Rakete hing, unter sich die prachtvolle Sichel des Planeten, im Hintergrund eine sternenübersäte Leere. »Das erste bemannte Raumschiff von der Erde.«
»Wie haben Sie es hierhergeschafft?«
»Wir folgten ihm auf seinem Kurs. Die Eingeborenen wollten damit den Mond erreichen, aber sie gerieten in einen solaren Strahlenschauer, der die Abschirmung durchschlug. Als sie tot waren, bargen wir ihr Schiff.« Er lachte glucksend. »Wenn die gewußt hätten, daß wir sie aus nächster Nähe beobachteten …«
»Sie haben sie sterben lassen?« unterbrach Scarlet. »Hier draußen im leeren Raum?«
»Sie kennen ja die Satzungen …« Newbolt zuckte die Achseln, nicht gerade sehr respektvoll. »Kontakt war ihnen keiner gelungen. Folglich
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