9 SCIENCE FICTION-STORIES
unsere Erde!« hauchte sie. »So wollen wir es halten, all die langen Jahre hindurch, bis der Planet reif ist. Sie und ich, gemeinsam werden wir …«
Panik erfaßte ihn.
»Warten Sie meine Entscheidung ab!« stieß er hervor. »Sie vergessen, daß Sol III sich noch nicht qualifiziert hat. Finde ich keine Gründe, das galaktische Bürgerrecht zu bewilligen, wird der Planet eingeäschert.«
Ihr glühendes Gewand wurde ganz fahl vor Schreck, als er ihr vom Blinker-Projekt berichtete.
»Wain, wie können Sie so etwas in Erwägung ziehen!« Ihre geweiteten Augen waren schwarz und kalt. »Den Mord an einer Welt? Dreimilliardenfachen Mord!«
»Die Auslöschung der hiesigen Kultur mag bedauerlich erscheinen«, entgegnete er. »Aber von Mord kann gar keine Rede sein. Außer, den Eingeborenen wird menschlicher Status zugesprochen.«
»Aber es sind Menschen, Wain!« Ihr Gesicht glühte wieder vor Eindringlichkeit. »Ein Sozialfürsorger unserer Mission verbrachte mehrere Monate dort, eingeschnürt in ihre schrecklichen Wollkleider, getarnt als Medizinstudent. Er untersuchte Hunderte von ihnen. Physisch gesehen sind sie genauso menschlich wie wir!«
»Menschlicher Status hängt allein von den geistigen Gegebenheiten ab«, erinnerte er sie. »Oder, um präziser zu sein, in diesem speziellen Fall von meiner eigenen Urteilskraft.«
Aber nicht einmal dann begriff sie. Für ihre wohlkonditionierte Unschuld war ein Vizewächter weit über jede Korruption erhaben. Selbst gegen die offensten Anspielungen zeigte sie sich immun.
Die Bestechungssumme, die er sich wünschte, mochte sie nie zahlen – aber alle ihre Unschuld hielt sie nicht davon ab, sich der Künste der Psionik zu bedienen, um ihm eine andere Art von Bestechung aufzuzwingen, in der sie selbst einbezogen war. Weder seine windschiefen Nagezähne, noch seine schielenden gelben Augen oder die kümmerlich zurechtgeflickte Konditionierung seiner Person schienen ihr etwas auszumachen. Am Ende ihrer Reise saßen sie zusammen im Sichtdom und beobachteten, wie der luftlose Trabant den strahlenden Schein von Sol verfinsterte. Die Erde jedoch glühte noch immer in der Düsternis voraus: eine schmale, grüngeäderte Sichel, auf der einen Spitze ein funkelnder Eiskristall. Coral war ganz hingerissen.
»So wunderschön!« hauchte sie »So wunderschön und unberührt! Die Erfüllung aller meiner Wünsche!« Scarlet nickte, wandte aber kaum den Blick von ihr.
»Sag, daß du bleibst, Wain!« Sie ergriff seine Hand. »In ein paar Jahrhunderten haben wir hier eine blühende Zivilisation!«
»Aber ich bin nicht – äh – vollkommen konditioniert«, erwiderte er unbehaglich. »Bis dahin wäre ich – äh – ein älteres Semester.« Er sah, wie die psionischen Lichter ihres Haares verblaßten, und murmelte freudlos: »Ich verschwinde dorthin, wo es lebenswert ist, sobald meine Pflicht hier getan ist.«
»Aber, Wain!« Der psionische Staub, der sie einhüllte, wurde kalt und blau, als er sein Elend reflektierte. »Ich kann die Mission doch nicht einfach im Stich lassen. Und du weißt, daß unsere Arbeit hier gute zwei oder drei Jahrhunderte in Anspruch nehmen wird.«
»Deine Arbeit«, sagte er unglücklich. Daran konnte auch all der verführerische Zauber, den sie aufbot, nichts mehr ändern. Und so beobachtete er schweigend, wie die Erdsichel hinter dem schwarzen, zackigen Rand des Mondes unterging. Er hatte schon genug Zeit seines kurzen Lebens im Korps vergeudet; warum sollte er jetzt seine Jugend für sie hergeben? Sicher fand sich jemand anderer, der ihm das Gewünschte zahlte. Und war er einmal reich, würden mehr als genug liebliche Frauen
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