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90 Tage auf Bewaehrung

Titel: 90 Tage auf Bewaehrung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Fisher
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weil er so im Stress war, dass er mir die Tür nicht aufgehalten und mir wieder mal kein Feuer gegeben hat. Und dabei würde ich Weibchen das so schön finden. Aber das ist wohl nur der Zuckerguss einer Beziehung. Und zu viel Zucker macht fett und ist schlecht für die Zähne.
    Und wenn ich ehrlich bin, sagt er mir ab und zu, dass ihm gefällt, was er sieht. Und das ist wirklich schon viel Liebeserklärung von einem Eroberer. Was will ich eigentlich mehr?

    Zu seiner großen Verwirrung wollte ich wiederum, dass er gelegentlich akzeptierte, dass ich meinen Koffer sieben Jahre auch allein getragen, dass ich sieben Jahre lang selber den Weg zum Flughafen oder zur Bahn gefunden habe und auch immer in der Lage war, mir ganz allein ein Taxi zu bestellen.
    Auch die Autopflege lag bislang in meiner Hand. Wobei die mich nicht wirklich interessiert und deshalb auch ausgesprochen selten stattfindet. Aber ich hätte es getan, wenn ich es hätte tun wollen! Und nun kam er, zog eine Augenbraue hoch, nur weil da noch die Schlittschuhe vom letzten Winter hinten drinlagen, und philosophierte über den Zustand des Lacks! Mein Gott, die paar Roststellen und Kratzer, die sieht doch kein Mensch. Und wen’s stört, der soll halt weggucken.
    »Gib mal den Schlüssel, ich kümmere mich darum«, sagte er, und ich verspürte nervöses Herzkammerflimmern. Spinn ich? Wo bitte blieb die Augenhöhe? Hatte er denn gar keinen Respekt vor meiner Lebensleistung? Wieso behandelt er mich wie ein Kleinkind, dessen Laufställchen mal dringend ausgesaugt werden sollte? Machten die Schlittschuhe auf meinem Rücksitz vielleicht Sinn? Hä? Hatte ich mir vielleicht was dabei gedacht? Konnte doch sein, dass es im Mai noch mal frieren würde oder ich einfach elf Monate keine Zeit gehabt hatte, sie wegzuräumen. Das war doch auch alles egal! Ich fand’s schön so. Ende.
    Während ich das alles dachte, gab ich ihm meinen Autoschlüssel, ohne auch nur ein einziges Wort zu sagen. Ich war schlau, lächelte weibchengleich und freute mich auf ein Auto in tadellosem Zustand. Außerdem weiß ich eins ganz genau: Bei Männern ist das Auto das Symbol der Liebe. Und ich akzeptiere, dass jeder Kratzer im Lack für ihn einen emotionalen Totalschaden bedeutet.

    Ich entschied, dass ich ihm ein gutes Gefühl gäbe, wenn ich es großzügig zuließe, dass er sich um mich und mein Auto kümmern dürfe. Ich spielte also Weibchen. Erschreckenderweise gelang es mir sogar ganz gut. Wahrscheinlich, weil es mir auch gefiel. Und wenn ich vom Auto mal absehe, mag ich es, mich von solch lästigen Aufgaben befreien zu lassen. Eine einfache Regel: Der Mann ist der Mann, und die Frau ist die Frau.
    Weibchen oder nicht Weibchen - war das tatsächlich für mich noch die Frage?

Hilfe, er war beim Friseur

    Jetzt waren wir schon zwei Wochen zusammen. Und ich hatte das Gefühl, ihn ewig zu kennen. War es nicht herrlich, dass wir ganz häufig zum gleichen Zeitpunkt das Gleiche sagten. Wenn ich ihm gerade eine SMS schreiben wollte, kam seine. Das konnte doch nur Schicksal sein, oder Fügung. Wahrscheinlich sind wir seelenverwandt, kennen uns aus einem anderen Leben. Wenn ich die Augen schloss, sah ich ihn genau vor mir. Seine braunen Augen, sein Lächeln, wie seine lustigen Locken sein Gesicht sanft umschmeichelten. Huch, jetzt klingelte es an der Tür. Liebster, ich eile... Dann stand er oben, und die Platte hatte’nen Sprung. AAA-AAAAAHHHHH… Er war beim Friseur gewesen!
    Er nahm mich in den Arm, wie immer, und doch war jetzt alles anders. ANDERS! Wo waren denn bitte seine Locken geblieben? Und was war das für ein albernes Geschmiere in seinen Resthaaren? Nach den ersten Schocksekunden konnte ich sogar wieder sprechen. Und sagte den sehr klugen Satz: »Du warst beim Friseur.« »Was? Ach so, ja. Sag mal, wollen wir Sushi essen gehen?« Dass Männer so sein können! Der ignoriert jetzt glatt meinen Kummer. Okay, von dem er ja noch gar nichts wusste: Er hatte sich, ohne mich zu fragen, die Haare abratzeln lassen und wollte so auch noch mit mir unter Leute gehen. Ich habe doch schließlich auch einen guten Ruf, und den hätte ich innerhalb von Sekunden verlieren können. Um es noch mal klipp und klar
und deutlich zu sagen: In meinen Augen sah er jetzt einfach aus wie ein Teller bunte Knete. Gar nicht gut!
    »Hallo, Erde an Kim...« Sah so aus, als sei ich mittlerweile zur Salzsäule erstarrt. Aber ich konnte nicht anders. Ich bin so. Hochgradig neurotisch. Meine Analytikerin Frau S. bekommt

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