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90 Tage auf Bewaehrung

Titel: 90 Tage auf Bewaehrung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Fisher
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doch, er war da. Wir saßen übrigens die ganze Nacht im Auto. Das war so aufregend wie der erste Kuss mit Michael Z. und genauso wenig schön.
    Problematisch war nur die Polizei, die in dieser schönen Wohngegend alle zehn Minuten Streife fuhr und langsam auf die beiden ketchupverschmierten, colaverklebten und burgergestopften Dauer-PKW-Insassinnen aufmerksam wurde. Da waren sie schon wieder! Nach drei Stunden kamen Ronja und ich uns vor wie Bonnie und Clyde. Jedes Mal, wenn die Bullenkutsche um die Ecke bog, schmissen wir uns auf Ronjas Kommando in den Fußraum. Ich hatte ständig das Lenkrad im Magen und unzählige blauen Flecke. Ich kann auch nicht sagen, dass sich diese Aktion wirklich gelohnt hat. Erstens blieb die Situation vor und in der Wohnung vom Anfang bis zum Ende unserer Observation gleich, zweitens platzte mir morgens um fünf fast die Blase. Ich musste dringend Wasser lassen. Was ich dann auch tat,
in schöner Zweisamkeit mit einem Königspudel mit Strassspange im Pony, der gerade Gassi geführt wurde von seinem schwulen Herrchen. Dieses Riesenvieh sah mir beim Pinkeln direkt in die Augen. Die spinnen doch hier, in dieser Gegend. So was würde meinem Stadtmops nie einfallen,’ne Strassspange! Na gut, Herrchen und Pudel waren ähnlich erschrocken wie ich. Das war auch der Anlass, diese Aktion langsam zu beenden, nicht dass ich noch wegen Erregung öffentlichen Ärgernisses drankam und die neugierigen Polizisten mich in Handschellen auf ein Käffchen im Präsidium einluden.
    Dazu muss man sagen, dass ich natürlich aufs Äußerste angespannt war, während meine Freundin sich vor Lachen und Freude ihre Oberschenkel rosa schlug! Ich befürchtete schon, einen Luftröhrenschnitt an ihr vornehmen zu müssen, und muss auch sagen, dass ich ihr Verhalten nicht adäquat fand! Sie hatte mit mir zu leiden! Dass war kein Spässken hier! In zehn Jahren, vielleicht! Aber auch nur, wenn ich es wirklich restlos verarbeitet hatte.
    Ich hatte natürlich auch mal angerufen - mit unterdrückter Rufnummer und selbstverständlich SOFORT wieder aufgelegt. Auf seinem Handy, zu Hause und im Büro. Ronja meinte ja, ich sei gefährdet, ein Stalker zu werden. Absurd! Aberwitzig! Ich doch nicht! Okay, hätte man jetzt denken können, nach der Geschichte mit der Liebes-Voodoo-Puppe, dem magischen Weihrauch und meiner und Ellas Atemnot!
    Ich hatte in der »Vogue«, der »Amica« oder der »Elle«, ich weiß nicht mehr so genau, etwas über Liebeszauber gelesen. Nicht nur, dass ich nicht mehr wusste, wo es stand, ich konnte mich auch kaum an die genaue Rezeptur erinnern. Was zu einem - für mich völlig untypischen - Chaos führte!
Aus einer Kerze bastelte ich die Voodoo-Puppe (sie erinnerte nicht wirklich an ihn), schnitt ein Stück aus seinem T-Shirt raus, womit ich die Puppe umwickelte, fand noch ein paar Haare in meiner Bürste (igitt!). Seine Zahnbürste habe ich auch noch dazugepackt (jahaaaa!), anschließend ein paar Beschwörungsformeln auf einen Zettel gekritzelt und das Ganze dann mit viel, viel Weihrauch entzündet. Zum Glück riefen die Nachbarn nicht die Feuerwehr, obwohl es erheblich qualmte. In meinem vernebelten Zustand konnte ich noch erkennen, dass Ella anfing zu schielen. Süß.
    Das alles erzählte ich nun schön der Reihe nach meiner Analytikerin Frau S. Ich blieb ganz ruhig, schließlich wollte ich nicht, dass sie glaubte, ich neige zur Hysterie.
    Nachdem ich das erzählt und mir selbst dabei zugehört hatte, musste ich eigentlich damit rechnen, dass sie jetzt den Antrag auf Entmündigung ausfüllen oder mir zumindest den Jagdschein verpassen würde. Aber sie blieb wie immer stumm.
    Also ging ich völlig unbefriedigt und ein bisschen erstaunt und beängstigt über die Abgründe meiner Seele aus dieser Stunde. Als ich gerade überlegte, wen ich jetzt mit meinem Kummer nerven konnte, vibrierte mein Handy. Ich bekam einen Herzaussetzer! »Was soll der Scheiß? Schluck jetzt endlich deinen bekloppten Stolz runter. Ich sehe sowieso überall nur dich. Ständig habe ich das Gefühl, dich oder dein Auto entdeckt zu haben. Du siehst, ich kann an nichts anderes denken.«
    Denken… wir sind damit beschäftigt zu denken, was wohl der andere gerade denkt, dabei wissen wir so wenig. Genau. Jetzt hab ich’s! Ich WEISS, dass er an mich denkt. So wie ich an ihn denke. Und ich weiß, dass er weiß, dass ich
’ne Macke hab. Mit der man aber sehr viel Spaß, Freude und Abwechslung im Leben haben kann. Fragen Sie mal den

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