90 Tage auf Bewaehrung
geschickt, wollte jeden Tag mit mir zum Mittagessen gehen … das Übliche halt.«
Für mich war das nicht wirklich »üblich«, aber bitte … Vielleicht sind die Münchner Männer anders. Ich war ein bisschen beleidigt. Und schon etwas angezwitschert von der Luxus-Brause. Katharina war in München eine angesagte Nummer, sie hatte eine gut gehende Galerie und war eine geschätzte und bekannte Fotografin. Sie gehörte zu den so genannten Upper-Class-Jet-Set-A-Promis der Münchner Szene. Und der Typ? Gut aussehender Frauenarzt mit dem Hang nach oben.
Und Katharina war ein gebranntes Kind mit schlechten Erfahrungen, eifersüchtig und misstrauisch. »Irgendwie hatte ich den fatalen Eindruck, dass da was nicht zusammenpasste. Da kann doch nicht so ein Mann ohne Fehler ausgerechnet mich wollen? Irgendwie war da was faul. Das habe ich gleich gespürt.«
»Was ist denn jetzt die Geschichte? Konnte er nicht? War er schwul? Hatte er Schweißfüße?«, fragte ich leicht gereizt.
»Nein, alles schön. Aber er hatte so komisch Zeit. Mal mittags, dann drei Tage gar nicht, dann wieder wollte er mit mir in jede angesagte Bar gehen, in die er ohne mich gar nicht hineingekommen wäre. Und ich bin fast jedes Mal ausgerastet, wenn er rechts und links nach den hübschen Mädchen geguckt hat. Er benahm sich nicht wirklich wie frisch verliebt.«
Getrieben von Misstrauen und nach drei gebrochenen Herzen in Folge, nahm sie diesmal die Regie für diese merkwürdige Beziehung selbst in die Hand: Sie schickte ihm einen Privatdetektiv auf den Hals! Der verfolgte ihn drei Tage, und die Auswahl an Fotos konnte sich sehen lassen. Katharinas Gespür war vollkommen richtig gewesen. Wenn er sagte, er sei in der Praxis, war er auf seinem Boot am Starnberger See mit einer hübschen Brünetten. Wenn er angeblich
auf Hausbesuch war, traf er sich auf ein Schäferstündchen mit seiner Sprechstundenhilfe, und die Dritte war ein Starlett mit Ambitionen Richtung Hollywood - oder wenigstens »Big Brother«. »Das war widerlich!«, schnaubte Katharina und bestellte noch eine Runde Champagner. »Ich habe ihn erst gefragt, wo er war, habe mich in aller Seelenruhe anlügen lassen und ihm dann Foto für Foto präsentiert. Meine Güte, war das peinlich. Für ihn. Nie wieder will ich diesen Idioten sehen! Ich bin froh, dass ich diesmal meinen Instinkten so vertrauen konnte und mich nicht habe verarschen lassen!«
Inzwischen war ich total beballert. »Hast du so was schon mal gemacht? Jemanden so kontrolliert?« Sabrina grinste breit, und Katharina bestätigte: »Klar, immer. Die können dir doch alles erzählen, die Typen. Du musst wissen, welche Nummern sie im Handy haben, SMSen lesen - auch die gesendeten -, Kilometerstand im Auto kontrollieren, auch mal hinterherfahren, die Brieftasche und Anzüge nach interessanten Rechnungen durchsuchen. Erinnere dich an Ronja. Die hat ja mal eine Bordellrechnung im Portemonnaie ihres Damaligen gefunden. Manche Männer sind so dämlich und nachlässig, dass sie es einem da sehr einfach machen.« Und Katharina ergänzte: »Und sobald du mal bei ihm alleine in seiner Wohnung bist, gehst du aufs Ganze: Schubladen, Schränke, Schreibtisch, Badezimmer und wenn’s geht, natürlich auch der Computer.« Das alles aus Eifersucht?
»Ich denke, ich bin nicht eifersüchtig!?«, sagte ich und glaubte mir selber nicht so richtig. Ich war natürlich entsetzt und fand das Damen-Eifersuchts-Programm relativ grotesk. Wenn ich liebe und geliebt werde, vertraue ich auch, oder? Und wozu soll es gut sein, alles zu wissen und zu
hinterfragen? Was ist, wenn man wirklich ein Indiz findet, das man gar nicht so richtig zuordnen kann? Ein Alptraum...
»Klar, Schätzchen«, so Sabrina. »Lieber mal einen Blick zu viel riskieren, als hinterher die Doofe zu sein.« In mir brodelte es. Nun gut, ich spielte hier und jetzt zwar die Klosterschülerin, hatte ja aber selber schon mal in sein Handy geguckt. Und eine Nachricht gefunden, die zu unserem ersten Streit führte. Und diese SMS an seine Ex kann ich bis heute nicht vergessen. Ich hatte mir damals geschworen, sein Handy nie wieder anzufassen. Bis heute erinnere ich mich an das brennende Gefühl im Magen, das schlechte Gewissen, die Angst, erwischt zu werden, und noch mehr die Angst, etwas Wichtiges zu finden. Was treibt Menschen zu solchen unangenehmen Handlungen? Bei mir war’s tatsächlich eine Intuition, bei Katharina waren es geballte schlechte Erfahrungen und grundsätzliches Misstrauen. Und
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