90 Tage auf Bewaehrung
dann gibt’s noch die Menschen, die einfach nicht anders können, weil sie sich selbst nicht lieben, schätzen und achten. In erster Linie steckt dahinter natürlich die Angst, nicht genug geliebt oder gar verlassen zu werden. Eifersucht ist definitiv die Schattenseite der Liebe, aber man kommt halt schwer raus aus seiner Haut. Es ist die Phantasie, die einem einen Streich spielt.
Eifersucht ist wie ein glitschiges grünes Monster, das bekämpft werden muss. Die Waffe dafür ist die Offenheit, über seine Ängste und Zweifel zu sprechen. Dabei quält Frauen in erster Linie die Angst, dass ihre Männer sich emotional zu einer anderen hingezogen fühlen, während Männer ausrasten, wenn sie ihre Frau in den Armen eines anderen vermuten.
»Du bist schon dreist drauf«, sagte ich zu Katharina. »Ja,
aber das ist doch noch gar nichts. Ich kannte da mal einen Typen, der hat das volle Abhörprogramm auf die Beine gestellt. Als er vermutete, seine Freundin habe einen anderen, hat er ihren Computer angezapft und Richtmikrophone auf ihre Wohnung gestellt. Frage mich nicht, wie das technisch geht. Aber es funktioniert. Den Spaß kriegst du für ein Schnäppchen von 3000 Euro, nur um zu hören, wie deine Olle ihrer Freundin am Telefon vorheult, wie scheiße du als Typ bist. Ich sach ja immer: Der Lauscher an der Wand...«
Ich war verwirrt, kein bisschen schlauer, dafür inzwischen blau wie ein Veilchen. Ich schätze, ich lag mittlerweile bei 1,7 Promille, und erinnerte mich selber gerade ein bisschen an meine Ex-Ex-Schwiegermutter in spe, die mit den ausrangierten Rückspiegeln rund ums Haus, um uns, ihren Supersohn und mich, Tag und Nacht kontrollieren zu können. Dieses eifersüchtige Stück. »Wie einsam und hart Eifersucht machen kann. Och nö, wer will denn das? Ist ja furchtbar. Wenn er’ne andere abschnullert, dann ist er halt der Falsche.« Räusper. Ich kräuselte meine Nase und wunderte mich über mich selbst.
»Seit wann bist du denn so altruistisch?«, fragte Sabrina.
»Isch glaube, seit dem dritten Glas... Das Zeug ist echt lecker. Wieso habt ihr mich noch nie mitgenommen zum Nachtmittagsbesäufniskränzchen. Champagner und Austern für ALLLLEEEEE… Und nieder mit der Eifersucht! Für immer!« Im Nachhinein muss ich befürchten, dass ich an dieser Stelle nur noch gelallt habe und von Glück sagen kann, dass niemand auf mein Angebot eingestiegen ist. Ich hätte mich für die nächsten zehn Jahre verschuldet.
Nachdem ich gut und gern drei Stunden meinen Rausch ausgeschlafen hatte, frisch geduscht, hübsch angezogen
und angemalt war, trafen mein Liebster und ich uns zum Essen. Der Vormittag kräuselte immer noch durch mein Hirn. Während wir gerade die Speisekarte auswendig lernten (irgendwie war mein Magen doch sehr instabil), setzten sich zwei blöde Hühner an den Nachbartisch und warfen dreiste Blicke auf meinen Liebsten. »Sag mal, Süße, geht’s dir nicht gut? Du bist so blass?«, fragte er mich besorgt.
Ach du Scheiße, zwei attraktive Frauen am Nachbartisch, und ich blass um die Nase. Da rechnete ich mir doch mal kurz meine Chancen aus, wie der heutige Abend enden könnte …
Was war denn das jetzt? Er grinste tatsächlich rüber zu den Mädels. Am liebsten hätte ich vor lauter Wut theatralisch den Stuhl umgeworfen, 20 Euro auf den Tisch geschmissen und wäre hocherhobenen Hauptes mit einem »Leck mich!« auf den Lippen aus dem Laden gefegt. Hoppla! Ich war ja eifersüchtig! Da war es, das glitschige grüne Monster. Ich zückte meine Waffe, atmete tief ein, richtete mich auf und sagte den klaren, gut formulierten Satz: »Ich bin eifersüchtig!«
Er kam komplett aus dem Mustopf.
»Ich hab’s genau gesehen. Du hast da rübergegrinst wie ein Gockel. Hat dir wohl gefallen, wie?«
Er sagte immer noch nichts.
»Los, gib’s schon zu... Billig sehen die aus mit dem Neckholderteilchen, wir haben ja noch nicht mal Frühling! Was ziehen denn die im Sommer an?!«
»Egal, was sie anziehen werden, ich werde es nicht sehen. Weil ich nur Augen haben werde für die Frau, die ich jetzt sogar noch ein bisschen mehr liebe, weil sie so eine bescheuerte süße Meise hat.«
Offensichtlich ist ein bisschen Eifersucht auch sexy...
Ich schielte noch mal rüber zu den beiden Tussen und überlegte, ob ich der einen wohl mein Tuch anbieten sollte. Sie schien zu frieren, die Arme… So dünn angezogen. Grrr...
Der erste Kurztrip
»Er hat mich übers Wochenende eingeladen.«
»Ach du Scheiße. Das war’s ja denn
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