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90 Tage auf Bewaehrung

Titel: 90 Tage auf Bewaehrung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Fisher
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wohl!« Jörg war ernsthaft besorgt, und seine grünen Augen fixierten mich kummervoll. »Der erste Kurztrip. Und das mit dir. Das kann nur eine Katastrophe werden.«
    Wir saßen in bewährter Runde in unserem Lieblingscafé. Eigentlich war bis eben beste Laune - das änderte sich gerade schlagartig. Selbst Sabrina kaute nun noch intensiver an ihrem Brötchen, Kerstin guckte zur Decke, und Ronja verschluckte sich am Rührei.
    »Bitte?« Zu mehr war ich vorübergehend nicht in der Lage. Wir wollten doch nur ein paar Tage verreisen. Ein so genanntes Wellness-Wochenende im Spreewald. Nichts Aufregendes. Der Spreewald ist keine Gefahrenzone. In einer Stunde wäre ich im Notfall wieder im Schoß meiner Freunde. Für ihn galt natürlich das Gleiche.
    »Also, Schätzchen. Du weißt schon: Der erste gemeinsame Kurztrip beinhaltet mehr Gefahren als eine Safari ohne Führer und Auto durch den Serengeti-Park. Oder ohne Sauerstoffgerät auf den Mount Everest. Wie lange wollt ihr denn?
    »Na, von Freitagnachtmittag bis Sonntagabend. So richtig gemütlich. Handy aus, kleines Gepäck, gute Laune und nur wir zwei.«
    »Weißt du eigentlich, was du da sagst? Das sind 65 Stunden
am Stück, in gleicher Begleitung, fremder Umgebung, ohne Rückzugsmöglichkeiten und den Risiken einer spontanen Durchfallerkrankung.«
    »???« Ich war immer noch sprachlos und guckte inzwischen blöd wie’ne lila Kuh im Regal.
    »Süße, du weißt doch, wie sensibel, empfindsam und anspruchsvoll du bist«, ergänzte Ronja die seltsamen Ergüsse von Jörg. »Denk mal an den Supersohn deiner Ex-Horror-Schwiegermutter. Nicht nur, dass er alle zwei Stunden bei der alternden Alkoholikerin angerufen hat, der hat auch seine Tasche anders ausgepackt, als du wolltest. Der hatte merkwürdige Klamotten mit, hatte abends in der Hotelbar dann noch mit dem Pianisten laut und schlecht gesungen und wollte sich am Ende noch mit der Auszubildenden an der Rezeption um die zwei Wasser aus der Minibar streiten. Danach warst du merklich abgekühlt.«
    »Ja, warum wohl... ist ja auch klar. Aber das war doch was gaaaanz anderes als jetzt. Wir lieben uns doch und kennen uns auch schon irre gut«, sagte ich tapfer, während meine Marmelade langsam vom Croissant tropfte. Und dann trumpfte ich auf und funkelte Jörg kampflustig an. »Erinnere du dich mal bitte an dein Streifenhörnchen, der mit den wahnsinnig schlecht gefärbten Strähnen. Dieser drittklassige Schauspieler aus der Provinz! Wo wart ihr noch zusammen? Auf einem Filmfest an der Ost-Ostsee. Und da hat er sich ja schon benommen wie Tante Gisela das erste Mal in der großen weiten Welt. Erst war er unpünktlich, dann knallte er dir am roten Teppich die Autotür vor den Schädel, dann ist er ohne dich reingerannt und hatte DEINE Karte auch noch in seinem schlecht sitzenden Sakko, und du standst zehn Minuten wie ein unerwünschtes Groupie vor den schlecht gelaunten Bodyguards. Als er, der eigentlich
nur dein Begleiter war, endlich merkte, dass du, der geladene Gast, fehltest, war er auch noch pampig, weil du angeblich zu langsam warst. Was für ein Idiot. Das ganze Wochenende hat er dir versaut, beim Frühstück fünf Zigaretten geraucht und nichts gegessen, keinen Sinn für Sinnlichkeiten gehabt, die Schönheit der Landschaft nicht erkannt, stattdessen mit dem hotelansässigen, rosa gekleideten Animateur geflirtet.«
    Sabrina kicherte laut auf, und der vor Wut rot angelaufene Jörg schlug zurück: »Du, liebe Sabrina, hast es noch nicht mal bis zum Ziel geschafft - auf dem Weg dahin hast du dir auf der dritten Raststätte den Ausstieg erpresst.« Er hob seine Stimme und äffte sie erstaunlich gut nach: »Wenn du mich nicht sofort rauslässt, erzähle ich allen, was für einen hässlich behaarten Rücken du hast.«
    Sie reagierte mit kurzem Atemstillstand. »Das hätte keiner von euch ausgehalten. Keine einzige Minute länger. Dieser Spießer. Dieser Pedant. Klugscheißer. Stundenlang gurkten wir durch die Gegend, weil der Idiot den Weg nicht kannte. Ich durfte in seiner heiß geliebten Kutsche nichts essen und trinken wegen Schmier- und Krümelgefahr, durfte meine Beine nicht übereinander schlagen, weil dabei meine Schuhsohle unter Umständen irgendwie sein Cockpit hätte beschmutzen können, durfte keine Musik hören - das machte ihn nervös - und mir dann noch die ganze Zeit sein Gesülze über die Trennung von seiner Frau und die Vorteile eines Ehevertrages anhören. Die Krönung war dann, als er mir, während wir an

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