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900 Großmütter Band 1

900 Großmütter Band 1

Titel: 900 Großmütter Band 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R. A. Hrsg Lafferty
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wenn du fallen solltest. Außerdem besitzen wir Oganta den Impuls, diejenigen vollends zu töten, die schon dem Tode nahe sind. Sehr oft töten wir andere Oganta, nur weil wir sie in einer Situation antreffen, in der sie schwer gefährdet sind. Und das, glaube ich, ist ein irrationaler Zug an uns.«
    »Das glaube ich auch, Chavo. Mehrere kleine Felsbrocken tanzen hier auf dem Abhang herum. Täuschen mich meine Augen? Sind es vielleicht kleine springende Tiere, die wie Felsbrocken aussehen?«
    »Nein, das sind wirklich tanzende Steine, Papa Garamask. Deine Augen täuschen dich nicht. Da – ich werde wieder auf meiner Hittur spielen, und dann tanzen sie wieder danach. Da! siehst du? Ist das nicht eine lustige, behende Musik, Papa Garamask?«
    »Ich würde was anderes dazu sagen. Verdammt nochmal, Chavo, muß ich die Frage erst aussprechen, die so nahe liegt? Was ist die Ursache, daß die Steine tanzen?«
    »Das bin ich. Ich lasse die Steine tanzen, Papa Garamask, ich oder mein dunkler Genosse. Warum bist du so überrascht? Auf der Erde gibt es das doch auch?«
    »Wenn das der Fall ist, so habe ich nie etwas davon gehört.«
    »Aber es ist doch so. Auf der Erde, so habe ich gehört, hat von zehn jungen Menschen einer einen dunklen Genossen, und dafür gibt es einen Namen auf Erd-Deutsch. Aber hier wie dort ist der dunkle Genosse ein Satellit des Ich. Auf der Erde wird, wie ich höre, diese Tatsache oft verborgen oder abgeleugnet. Aber hier, wo die meisten imstande sind, den dunklen Genossen zu projizieren, kann man das nicht verbergen. Außerdem, es macht doch Spaß. Paß doch mal auf, wie ich diesen Busch sich wiegen und schwingen lasse, als wäre ich der Wind. Schau!«
    »Du komischer Lümmel, du hast einen Poltergeist?«
    »Ja, das ist euer Erden-Wort dafür. Nein, ich bin ein Poltergeist. Und gleichzeitig bin ich ein sichtbares Wesen. Früher war es so, daß wir, wenn wir älter wurden, die eine oder die andere Form aufgaben; entweder wir trennten uns von dem dunklen Körper und waren nur noch sichtbare Wesen; oder wir ließen den Körper verwesen und waren nur Spuk. Aber jetzt, in der Wartezeit der Oganta, haben wir beide Formen, und wir können nicht aus dieser Doppelexistenz hinaustreten.«
    »Jetzt ist also Wartezeit für euch? Und worauf wartet ihr?«
    »Auf das, was mit uns geschehen wird. Es ist eine sehr unruhige Wartezeit. Die Leiter ist so schmal, und immer nur so wenige auf einmal können sie hochsteigen. Und an der Spitze, da ist es nicht, wie es einmal war, und auch nicht, wie es sein soll.«
    »Ich schlafe jetzt, Chavo, und ich will heute nacht weder dein verdammtes Instrument noch deine Stimme mehr hören«, sagte Garamask gelassen. »Aber woher soll ich wissen, daß du mich nicht umbringst, während ich schlafe?«
    »Aber Papa Garamask, würde ein Oganta die Nacht schänden?«
    »Zum Teufel, was weiß ich, was ihr tut oder nicht tut? Ich schlafe jetzt!«
    Und er schlief tatsächlich, wütend, rasch und tief. Und als sein Schlaf am allertiefsten war, erschien ihm Allyn; er stand in geringer Entfernung, etwas höher zum Berge Giri hin.
    »Paß auf diesen dummen jungen Bären Chavo auf«, rief die Erscheinung zu Garamask herunter, »er ist nicht so schlau wie Ocras, aber du bist auch nicht so klug wie ich.«
    »Ich bin ganz genau so klug wie du, Allyn«, antwortete Garamask der Erscheinung. »Jetzt sag mir aber, was es war, das du beinahe entdeckt hast, als du starbst. Gib mir etwas, das mich weiterfuhrt!« Jedoch Allyn hörte Garamask nicht. Er war gekommen, um zu sprechen, nicht um zu hören.
    »Ich war so dicht daran!« rief Allyn wieder. »Räche mich an Ocras, was oder wer auch immer er jetzt ist! Ich würde dasselbe für dich tun.«
    »Ich will jetzt weiterschlafen, Allyn!« wies ihn Garamask zurecht, »und heute nacht keine Totenreden mehr von dir hören, wenn du mir nicht etwas Neues zu sagen hast.« Und Garamask schlief weiter.
    Er wachte beim ersten grauen Licht auf, leicht und tatenfroh. »Die erste Sonne darf mich nicht mehr am Fuße dieses Berges finden«, sprach er bei sich. »Ich sehe die Kante, wo mich der erste Sonnenstrahl treffen soll. Es gibt immer noch einen höheren Felsensaum – das Bergsteigen wäre kein Bergsteigen, wenn dem nicht so wäre. Treorai der Rogha meinte, die Oganta seien keine Morgen-Typen. Wollen mal sehen!«
    Garamask schrie und brüllte Chavo an, aber er mußte ihn mit Fußtritten wecken. Belustigt sah er zu, wie der tapsige Bold aufs neue in Schlaf sank; dann

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