900 Großmütter Band 1
Donner, schreckensvoll und hysterisch, und ein drittes Gewicht fiel schwer herab. Aus den Eingeweiden des Riksino kam ein Todesröcheln, und Garamask wurde zu Tode gequetscht, jedoch nicht sofort. Sein Helmstachel half ihm. Seine Ellbogenklingen zerschlitzten den Magen des Tieres. Aber dann wurde er trotzdem zerquetscht, und sein Schädel spaltete auseinander. Und dann war der Druck vorbei, und die Welt um ihn wurde schlaff.
Und nach einer Weile kletterte er weiter zum Gipfel des Giri. Er war mehr oder weniger am Leben, aber es war ihm wirr im Schädel, und die Kehle war ihm wie verstopft. War dieser ganze Kampf mit Riksino nur ein blutiger Traum gewesen? Chavos Stimme dröhnte so widerlich wie eh und je; aber die Sache war kein Traum gewesen.
»Ich habe dir das Leben gerettet, Papa Garamask«, dröhnte Chavo. »Bin ich nicht wunderbar? Ich schneide dem Großen Riksino die Kehle durch, als er sich reckt, um dich in seinem Schlund zu zerquetschen. Der Große Riksino kann immer nur an eine Sache auf einmal denken, und der Große Chavo kann die dicksten angespannten Sehnen durchschneiden, wenn er an sie herankommt. Anders ist Riksino nicht zu töten, als von zwei Jägern gleichzeitig; aber der, der als Köder in sein Maul geht, stirbt fast immer.«
»Du hast doch versucht, mich umzubringen, als Sinek sich vom Berg herab zu Tode gestürzt hatte, Chavo«, keuchte Garamask. »Warum hast du denn nicht zugelassen, daß Riksino mich tötete? Du wünschest doch meinen Tod?«
»Auf die Art, wie Riksino tötet, würdest du für uns nicht mehr taugen«, sagte Chavo. »Er verschlingt zu schnell.«
»Aber auf andere Art wäre ich für euch von einigem Nutzen, wenn ich tot wäre, Chavo?«
»Tot, ganz frisch tot, oder noch sterbend wärest du für uns von größtem Nutzen«, sagte Chavo höflich. »Sterbend, oder eben gestorben, bist du unsere letzte Hoffnung.«
Grade mit der letzten Sonne erreichten sie den Gipfel des Giri, des zweiten Berges im Dreier-Massiv. Sie aßen bittere Bergkost, und Chavo tupfte Medizin auf Garamasks Wunden.
»Würdest du die Bergjagd überleben (aber das wirst du nicht), dann könntest du dir eine neue Nase machen lassen und wieder schön sein«, sagte Chavo. »Aber so mußt du, nehme ich an, nasenlos weiterleben bis zu deinem Tode, morgen bei Sonnenuntergang. Oder soll ich versuchen, dir aus dem Holz dieses Dornbusches da eine Ersatz-Nase zu machen?«
»Keine Umstände, Chavo. Ich will jetzt schlafen.«
Garamask schlief nicht. Chavo nahm seine saitenbespannte Hittur aus seinem Packen, spielte seine verdammungswürdige Musik und sang dazu.
»Chavo!« Garamask sprach es in scharfem Ton. »Weißt du, warum Spanien – ein Land auf der Erde – innerhalb einer Generation von der höchsten Nation Europas zur niedersten abfiel?«
»Vielleicht haben sie den Frosch-Gott beleidigt?«
»Nein. Nein, wir haben keine Frosch-Götter auf der Erde.«
»Wie? Was? Bist du sicher? Keine Frosch-Götter auf der Erde? Na, das haut mich aber um!«
»Ein teuflischer Araber, der wütend darüber war, daß die Araber aus Spanien vertrieben worden waren, brachte eine Gitarre in dieses unglückliche Land. Sie bürgerte sich ein. Und so ging dieses unglückliche Land zugrunde, und seine ursprünglich edle Seele verschrumpfte zu einem elenden Gewinsel.«
»Ich verstehe, Papa Garamask«, sagte Chavo und zupfte weiter, »es ging unter, so wie die edlen Rogha untergingen, damit wir Oganta werden konnten.«
»Eine gute Parallele, Chavo. Und einst gab es auf der Erde, mitten im Stillen Ozean, ein edles Königreich, das hieß Hawaii. Ein seefahrender Mann führte dort die Gitarre ein, und das edle Königreich mußte bald darauf einen Viel-Länder-Staat bitten, es unter seine Sklaven aufzunehmen.«
»Ja, natürlich, das mußte ja dabei herauskommen, Papa Garamask. Wir Oganta würden solche Dienste mit Freuden auf uns nehmen, aber es ist niemand da, der uns als Sklaven haben wollte.«
»Mein eigenes Land, die Conglomerat-Staaten, fiel auf ähnliche Weise«, sagte Garamask düster. »Und früher war es einmal ein edles Land.«
»Die edlen Rogha verabscheuen natürlich dieses Instrument«, sagte Chavo voller Trauer. »Aber für uns ist es die Shetra, das heilige Instrument. Es ist unsere Religion. Es ist unsere Liebe.«
»Es ist das Geräusch, das zum Ausdruck bringt, wie zufrieden ihr seid, wenn alle Dinge niedrig und schlecht sind.«
»Selbstverständlich, Papa Garamask. Und wer ist niedriger als wir, die Oganta? Aber
Weitere Kostenlose Bücher