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900 Großmütter Band 1

900 Großmütter Band 1

Titel: 900 Großmütter Band 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R. A. Hrsg Lafferty
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tun sollen. Er wußte, daß sie es im Zentrum nicht gern sahen, wenn er von der Arbeit weglief.
    »Aber ich muß nachdenken. Ich habe alle Menschen dieser Erde in meinem Hirn, und dabei kann ich nicht denken. Diese Kraft müßte jemand anders haben, jemand, der Nutzen daraus zu ziehen versteht …«
    Er ging in die Kneipe Zum Falschen Fünfziger, aber der Mann, der dort Dienst hatte, wußte, daß er im Zentral-Filter arbeitete und daher gesperrt war; deshalb wollte er ihn nicht bedienen.
    Er bummelte mißmutig durch die Stadt. »Ich kenne die Leute in Omaha und die in Omsk. Was haben die Städte dieser Erde doch für komische Namen! Ich kenne jeden Menschen in der Welt und weiß, wann er geboren wird und wann er stirbt. Und Oberst Cooper findet daran nichts Ungewöhnliches. Und doch soll ich auf was Ungewöhnliches aufpassen. Es erhebt sich nun die Frage: Würde ich etwas Ungewöhnliches überhaupt erkennen, wenn ich es sehe?«
    Und eben in diesem Moment fiel ihm etwas auf, was ein kleines bißchen ungewöhnlich war, nicht ganz richtig – nur eine Kleinigkeit. Aber der Oberst hatte ihm ja befohlen, alles, egal wie unbedeutend, zu melden, was ihm ein bißchen seltsam vorkam.
    Es handelte sich nur darum, daß unter den Leuten in seinem Kopfe, die da auf der Welt ankamen und wieder weggingen, eine kleine Gruppe war, die nicht in das Muster paßte. In jeder Minute gingen Hunderte ab, die starben, und Hunderte kamen hin zu, die geboren wurden. Und jetzt war da eine kleine Gruppe, sieben Personen, die waren auf die Welt gekommen, aber nicht geboren worden.
    Anthony ging also zu Oberst Cooper und wollte ihm melden, daß ihm da etwas aufgestoßen war, das er ein bißchen merkwürdig fand.
    Aber, bei allen verdammten zwei- und vierbeinigen wutschnaubenden Teufeln, da waren schon wieder die Gören auf der Straße, die schrillten und sangen und buhten hinter ihm her: »Tony Blech-Mann, Tony Blech-Mann!«
    Er sehnte den Tag herbei, da sie wie Blätter aus seinem Hirn fallen und der Tod sie hinwegnehmen würde.
    »Tony Blech-Mann, Tony Blech-Mann!«
    Woher wußten sie bloß, daß sein Vater Schrotthändler gewesen war?
    Oberst Cooper wartete schon auf ihn.
    »Sie haben ja wirklich ziemlich lange gebraucht, Anthony. Erzählen Sie mir sofort, was es ist und wo es ist! Die Reaktion ist bereits registriert, aber es würde ohne Ihre Hilfe eine stundenlange Fummelei kosten, bis wir die Ursache exakt geortet haben. Also dann – erzählen Sie so ruhig wie Sie können, was sie gefühlt oder bemerkt haben. Oder, um genauer zu fragen: Wo sind Sie?«
    »Nein, Sie müssen mir erst gewisse Fragen beantworten.«
    »Ich habe keine Zeit dazu, Anthony. Sagen Sie mir sofort, was es ist und wo es ist!«
    »Nein. Es geht nicht anders. Sie müssen mit mir handeln – das eine gegen das andere.«
    »Mit gesperrten Personen handelt man nicht.«
    »Also, ich handele so lange, bis ich weiß, was es überhaupt bedeutet, daß ich eine gesperrte Person bin.«
    »Das wissen Sie wirklich nicht? Nun, wir haben jetzt keine Zeit, diese widerspenstige Stelle in Ihrem Hirn zu reparieren. Also zackzack! Was müssen Sie wissen?«
    »Ich muß wissen, was eine gesperrte Person ist. Ich muß wissen, warum die Kinder ›Tony Blech-Mann‹ hinter mir herbrüllen. Wie können sie wissen, daß mein Vater Schrotthändler war?«
    »Sie haben keinen Vater. Wir geben jedem von euch eine Basisausrüstung von Konzeptionen mit dem zur Benutzung notwendigen Vokabular, sowie eine genügende Menge Gedächtnisstoff und einen background in einer entfernten Stadt. Zu Ihrem background gehört zufällig, daß Ihr Vater Schrotthändler war; aber in dieser Hinsicht besteht keine Verbindung. Die Kinder nennen Sie Tony Blech-Mann, weil sie, wie alle zutiefst grausamen Geschöpfe, einen Instinkt für die manchmal sehr schmerzhafte Wahrheit haben, und die vergessen sie niemals.«
    »Dann bin ich also wirklich ein Blech-Mann?«
    »Genaugenommen – nein. Tatsächlich enthalten Sie nur siebzehn Prozent Metall. Und weniger als ein Drittelprozent Blech. Sie bestehen aus tierischem, pflanzlichem und mineralischem Gewebe, und auf Ihre Herstellung und Programmierung ist beträchtliche Mühe verwandt worden. Aber trotzdem beruht der Spott der Kinder grundsätzlich auf Wahrheit.«
    »Wenn ich ein Tony Blech-Mann bin, wie können mir dann alle Menschen der Erde im Geiste gegenwärtig sein?«
    »Sie haben keinen Geist.«
    »Also dann in meinem Gehirn. Wie können die alle in so einem kleinen Hirn

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