900 Großmütter Band 2
Talgrund.
Blätter vom Schwarzen Heuschreckenbaum – und das Tal wurde noch schmäler! Die Kinder wie die Alten im Tal schrien fürchterlich, und Mary Mabels fröhliche Stimme kreischte: »Erdbeben! Erdbeben!«
»Auf daß mein Teil weit und breit sein möge, und so weiter und so weiter, und blühe und grüne an Geld und Gras!« skandierte Clarence Kleiner Sattel im besten Pawnee-Medizinmann-Stil. »Aber möge es eng werden, wenn Eindringlinge kommen, und sie zerquetschen wie Wanzen!«
Leute, das Tal war jetzt nur noch höchstens hundert Fuß breit, und das Geschrei der Menschen dort unten mischte sich mit dem Husten des Camping-Wagens, der den Hang heraufgetuckert kam.
Willy und Clarence schmissen alles, was noch herumlag, ins Feuer. Aber das Wort? Wer weiß das Wort noch?
»Corsicanatexas!« heulte Clarence Kleiner Sattel und hoffte, daß seine Zuversicht die Mächte des Schicksals bluffen würde.
Daraufhin blitzte gleißendes Wetterleuchten auf; außerdem donnerte es, und Regentropfen fielen. »Cha-hik-si!« fluchte Clarence Kleiner Sattel. »Es hat tatsächlich funktioniert. Hätt’ ich nicht gedacht. Jetzt stimmt’s wieder. Den Regen kann ich gut brauchen.«
Das Tal war jetzt wieder ein fünf Fuß breiter Graben. Der Camping-Wagen kämpfte sich aus dem Engen Tal heraus und durch das kleine Tor. Er war flachgepreßt wie ein Blatt Papier; die schreienden Kinder und die Eltern darin hatten nur eine Dimension.
»Es geht zusammen! Es geht zusammen!« brüllte Robert Rampart, und er war nicht dicker, als wenn er aus einem Stück Pappe geschnitten wäre.
»Wir werden zerquetscht wie die Wanzen!« brüllten die Rampart-Jungens. »Wir sind schon wie dünnes Papier!«
»Mort, ruine, ecrasement!« deklamierte Cecilia Rampart, die große Tragödin.
»Hilfe! Hilfe!« krächzte Nina Rampart, aber sie blinzelte Clarence und Willy zu, als sie vorüberrollten. »So eine besoffene Siedlerei – also da bin ich platt!«
»Schmeißt die Papierpuppen nicht weg – vielleicht sind’s die Ramparts!« schrie Mary Mabel.
Der Campingwagen hustete nochmal und schaukelte dann auf ebenem Grund dahin. Das konnte ja nicht ewig so weitergehen! Im Vorwärtsrollen weitete sich der Wagen langsam wieder aus.
»Haben wir das nicht etwas übertrieben, Clarence?« fragte Willy McGilly. »Wie sagte doch der eine Flachländer zum anderen?«
»Mein Speisezimmer ist so niedrig, daß ich nur Flundern essen kann«, sagte Clarence. »Nein, ich glaube nicht, Willy. Dieser Wagen muß schon mindestens achtzehn Zoll breit sein, und bis sie auf der Hauptstraße sind, müßten sie eigentlich alle wieder ihre normale Breite haben. Das nächste Mal, wenn ich das mache, werfe ich Holzmehl-Plastik ins Feu er – ich will doch mal sehen, wer hier wen veräppelt!«
Rechtswesen, Sitten und Gebräuche der
Camiroi
BERICHT AN DEN RAT FÜR REGIERUNGS- UND JUSTIZREFORM, VORGELEGT VON DER STUDIENGRUPPE ZUR ERFORSCHUNG AUSSERIRDISCHER SITTEN UND GEBRÄUCHE.
Exzerpt aus dem Tagebuch des Polit-Analytikers Paul Piggott:
Verabredungen mit den Camiroi zu treffen, gleicht dem sprichwörtlichen Bemühen, ein Haus aus Quecksilber zu bauen. Diese Erfahrung machten wir sehr bald. Trotzdem besitzen die Camiroi die fortschrittlichste Kultur der vier Menschenwelten. Und wir hatten eine ausdrückliche Einladung zum Besuch des Planeten Camiroi in Händen, wel che die Erlaubnis einschloß, uns über dortige Sitten und Gebräuche eingehend zu informieren. Außerdem war uns fest zugesagt worden, daß uns eine dortige Parallelgruppe gleich bei unserer Ankunft in Empfang nehmen und betreuen würde.
»Wo ist die Gruppe zur Erforschung von Rechtswesen, Sitten und Gebräuchen?« fragten wir das Fräulein, das im Raumhafen als Informations- Faktor Dienst tat.
»Fragen Sie den Pfahl da drüben«, sagte sie. Sie war eine junge Dame von mutwilligem, fast verwegenem Gesichtsausdruck.
»Ich hoffe, wir sind noch nicht so tief gesunken, daß wir uns mit Pfählen unterhalten müssen«, sagte unser Führer, Charles Chosky, »aber ich sehe schon – das ist so eine Art Kommunikationsgerät. Spricht der Pfahl Englisch, junge Dame?«
»Der Pfahl beherrscht die fünfzig Sprachen, die alle Camiroi beherrschen«, sagte die junge Dame. »Auf dem Camiroi sprechen sogar die Hunde fünfzig Sprachen. Reden Sie mit ihm!«
»Ich werde es versuchen«, sagte Mr. Chosky. »Äh – Pfahl, wir sollen hier von einer Parallelgrup pe betreut werden. Wo können wir die Gruppe zur Untersuchung von
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