900 MEILEN - Zombie-Thriller: Horror-Bestseller 2013 in Amerika! (German Edition)
winzigen Blutstropfen, der einen Streifen auf dem Spiegel gebildet hatte. Meine Augen folgten ihm bis zu seinem Ursprung: einem kreisförmigen Blutfleck an der Decke.
Und wieder raste mein Herz. War da ein Zombie im Haus? War da oben jemand gestorben?
Ich lief in die Küche, machte einen Schritt in Richtung des Waschbeckens und ging dann um die Kochinsel herum. Einen Moment lang stand ich da und begutachtete Michaels Bandagen. Ich tat so, als würde ich mich dafür interessieren, wie gut Sophia gearbeitet hatte. Jetzt stand ich genau neben der Schrotflinte. Ich griff nach unten, nahm sie, und schaute zu Sophia hinüber.
»Wer oder was ist in der oberen Etage?«, fragte ich und betrachtete sie sorgfältig.
Es wurde still im Raum. Nur das Ticken einer Standuhr von irgendwo aus dem Haus durchbrach diese Stille.
»Konkret: Was blutet da oben?«, verlangte ich zu wissen.
»Ich weiß nicht, wovon du sprichst.«
Sie lächelte süß, während sie langsam um die Kochinsel in der Mitte des Raums ging.
Ich hob die Schrotflinte und richtete sie auf Sophia.
»Da tropft Blut von der Decke des Badezimmers. Keines der Bilder in diesem Haus zeigt dich oder deinen Ehemann. Wer ist da oben?«
»Dies ist unser Zuhause. Dies ist mein Zuhause. Verschwinde!«, schrie sie und flüchtete aus der Küche. Sie rannte den Flur hinunter. Kyle und Michael starrten ihr hinterher. Sprachlos.
»Was zu Hölle war das?«, fragte Michael ungläubig.
»Ich weiß nicht, was vor sich geht. Da ist Blut im Badezimmer und wir haben ja gerade ihre Reaktion darauf gesehen«, erwiderte ich bissig und forderte sie mit einem Kopfnicken auf, mir zu folgen.
Die undichte Stelle war zwischenzeitlich sogar noch größer geworden. Kyle deutete auf die Treppe, deren Stufen nach oben führten. Direkt daneben befand sich die Standuhr. Wir verstanden uns auch ohne Worte. Ich wusste, was er vorhatte. In der kurzen Zeit, die ich ihn kannte, hatte ich gelernt, seine versteckten Hinweise zu lesen.
»Wir kommen nach oben und wir sind bewaffnet, wollen aber niemanden verletzen!«, rief Kyle aus, als wir hinaufstiegen.
Keine Antwort. Nur das Ticken der Uhr. Tick, tock, tick, tock.
Als wir die oberste Treppenstufe erreicht hatten, schaltete Michael das Licht ein. Ich gab Kyle die Schrotflinte.
»Du kannst wahrscheinlich besser mit dem Ding umgehen«, flüsterte ich, während ich die Pistole aus meinem Gürtel zog, die er mir zuvor gegeben hatte.
Plötzlich sah ich Sophia unten an der Treppe stehen. Mein Magen zog sich zusammen. Sie warf mir einen hasserfüllten, irren Blick zu.
»Geht da nicht rein. Dies ist mein Haus! Ihr müsst jetzt gehen!«, schrie sie.
»Halt‘s Maul, du verrückte Schlampe«, rief Michael und schüttelte verwundert den Kopf.
In ihrem Gesichtsausdruck kam etwas zum Vorschein, dass mich an Verrat denken ließ. Sie verschwand wieder im Flur. Ich hörte, wie eine Tür zugeschlagen wurde. Dann war alles still.
Wir schauten zur Tür, die zum Raum über dem Badezimmer führte. Ich fragte mich, was wir dahinter sehen würden. Schließlich drehte Kyle vorsichtig den Griff und stieß die Tür auf.
Tick, tock, tick, tock.
Der Raum war dunkel, dennoch konnte ich in der Ecke eine Bewegung ausmachen und richtete meine Waffe auf die Stelle. Mit der anderen Hand tastete ich die Wand am Türrahmen ab, bis ich den Lichtschalter fand und betätigte. Die aufflammende Helligkeit enthüllte eine schreckliche Szene, auf die ich nicht vorbereitet war: Zwei Menschen, Mann und Frau, die grausam zusammengeschlagen und gefoltert worden sein mussten. Der Mann lag bewusstlos am Boden. Ihm fehlten die Finger. Die Frau hatte entsetzliche Prellungen im Gesicht und an den Armen.
Beide lebten. Sie waren keine Zombies.
Trotz ihres geschwollenen Gesichts und der unzähligen Wunden erkannte ich sie als die Frau von den Fotos, die in der unteren Etage des Hauses standen.
Sie sah zu uns auf. Das Entsetzen war ihr ins Gesicht geschrieben. Ein schwaches und heiseres Flüstern war alles, was sie hervorbringen konnte.
Wir wollten gerade die Seile lösen, mit denen die beiden gefesselt waren, als draußen eine Alarmanlage losging.
Michael blieb, um sie loszubinden, während Kyle und ich nach unten rannten. Wir überprüften die Hintertür und erschreckten die Cops mit unserem hastigen Erscheinen. Sie versuchten wohl vergeblich eine Stellung zu finden, in der sie nicht so aussahen, als würden sie einander rammeln.
Das Geräusch kam von der Vorderseite des Hauses.
Wir
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