9783944842165
einen Burschen für Njala.«
»Und weiter?« Pia hatte das Fadenende noch nicht ganz erhascht, wusste nicht, worauf Jana hinaus wollte. Jana hatte doch wohl nicht ernsthaft vor, diesen Pferdeknecht für Herrn Ommen zu engagieren.
»Pass auf! Sie hat an dem Pony eigentlich null Interesse. War wie ein Paar Schuhe. Eine Saison schick und dann ab in die Kiste. Ivonne kann ja nicht mal reiten.«
»Dann hat das wahrscheinlich mit Njala auch nicht gut geklappt«, stellte Pia fest.
»Stimmt genau, es ist aber nur traurig. Der Hof ist wie geleckt, alles vom Feinsten mit elektrischer Garage und so. Der Stall ist auch sauber, dazu haben sie ja den Knecht, wie sähe das auch sonst aus. Aber Njala ist völlig verwahrlost.«
»Kümmert sich der Typ denn nicht darum?«
»Ach was, der hat von Pferden ja auch nicht so den Schimmer, er ist ja eigentlich der Gärtner oder so. Er hasst Njala jedenfalls, weil sie bockig geworden ist.«
Pia überlegte. »Und du meinst …?«
»Genau. Wenn jemand jetzt sagt, Ivonne, ich will das Pferd, dann gibt sie es sicher ab. Was soll sie auch damit?«
»Und warum hat sie es noch nicht verkauft?«
»Entschuldige«, fragte Jana, »hast du mir nicht zugehört? Trotz Pferdeknecht ist sie völlig verwahrlost. Das kauft so keiner. Außer der Schlachter«, setzte sie grimmig hinzu. »Der würde bestimmt zugreifen.«
»Und außer mir, meinst du.« Pia kicherte. »Wie soll ich das meinem pferdehassenden Vater verkaufen?«
»Keine Ahnung. Aber ein Pony hätten wir somit schon für dich.«
Für Jana war der Kauf also schon perfekt. Pia hatte da noch ihre Zweifel. »Soll ich hingehen und sagen, › Hi Papa, ich habe mir überlegt, ein völlig verwahrlostes Pony zu kaufen, vor allem, wo du ohnehin keines willst ‹ . Du spinnst doch, Jana.« Düster sagte sie noch: »Und du kennst meinen Vater nicht.«
»Lass uns jetzt erst die Ponys holen«, schlug Jana vor.
Pia griff nach Janas Ellenbogen: »Du, Jana …«
»Hm?«
»Geht um diesen … Sören«, druckste Pia herum. »Er hat mir schon zwei SMS geschickt.«
»Und?« Jana tat zwar gleichgültig, aber Pia merkte, dass sie gespannt war wie ein Flitzebogen.
»Er will mit mir ins Jugendcafé.«
» › Jugendcafé ‹ «, setzte Jana kurz an. »Lass mal stecken. Voll die vergammelte Kneipe.«
»Das Café ist mir egal. Es geht um Sören.«
»Wenn du mich fragst …«
»Tu ich ja gerade«, fiel Pia Jana ins Wort. »Los!«
»Er ist ein mieser Typ. Ich würde nicht hingehen, die Nachricht wegdrücken und ihm morgen den Stinkefinger zeigen.«
»Warum gibst du ihm dann meine Handynummer? Wenn er so blöd ist?«
»Die hat er nicht von mir. Nicht freiwillig jedenfalls.« Jana ging in Richtung Weide.
»Wie geht das?« Pia rannte hinterher und zupfte ihre Freundin erneut am Arm. Jana blieb stehen. Ihre Augen funkelten wütend. »Er hat mir an der Bushaltestelle das Handy weggenommen, deine Nummer zu sich geschickt und es mir dann zurückgegeben. Ich weiß, dass du dachtest, ich hätte sie ihm ohne dein Einverständnis gegeben. Aber das würde ich nie tun, verstehst du? Nie! Das wäre Verrat.« Sie lief zu Stern und klickte den Führstrick ans Halfter.
»Nächste Woche kannst du mal kommen, dann können wir bei uns zu Hause springen.«
Der Themenwechsel war etwas abrupt, aber Pia merkte, dass Sören für Jana seit der Geschichte mit dem Handy ein heikles Thema war. Vorher hatten sie über die Sache mit ihm lachen können, aber da war er wohl zu weit gegangen. Komisch, Pia fand die Art und Weise, wie er es getan hatte, auch nicht gut, aber es hatte trotzdem etwas. Er tat eben alles, um mit ihr, Pia, in Kontakt zu kommen.
7.
Pias Handy leuchtete auffordernd auf ihrem Bett.
Warum meldest du dich nicht? Der Kakao dort ist echt lecker! Sören
Pia überlegte eine Weile. Dann tippte sie ein:
Weil du dich erst einmal mit mir unterhalten sollst. Ich kenne dich doch gar nicht. Pia
Will ich ja. Im Jugendcafé. Sören
Mal sehen, bis morgen. Pia
Als Pia am nächsten Tag aus dem Bus stieg, wartete Sören mit seinen Freunde auf der gegenüberliegenden Straßenseite. Er sagte nichts, nicht einmal »Hallo«. Aber er grinste und nickte kurz mit dem Kopf. Pia lächelte zurück und ging dann in Richtung Schulhof. Ein kleines bisschen warf sie ihre rote Haarsträhne über die Schulter, indem sie sie mit einem Kopfschwung nach hinten schleuderte. Aber sie kontrollierte nicht, ob er diese Geste auch bewundernd zur Kenntnis nahm. Sie nahm es aber
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