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was?«, sagte er schließlich.
Pia nahm den Strick von Wodan und führte ihn in seinen Offenstall zurück.
»Mache die untere Tür zu, sonst rennt er da wieder so rum und schwitzt nachher!« Herr Ommen hinkte zu seinem Haus. Pia versorgte Wodan, kraulte ihn wieder zwischen den Ganaschen und flüsterte in seine gespitzen Ohren.
»Wodan, wenn das alles klappt, dann bist du bald nicht mehr allein und kannst wieder richtig glücklich sein.«
Pia schloss den unteren Teil der Box, so dass Wodan durch die Klappe aber noch nach draußen blicken konnte.
Als sie vor die Stalltür traten, kam ihnen Pias Vater entgegen.
»Schön, dann lernen wir Sie ja auch mal kennen«, sagte Herr Ommen.
»Wie ich mir denken kann, hat meine Tochter Sie schon informiert.« Pias Vater war die Situation unangenehm, das konnte man merken. Dann zuckte nämlich sein Nasenflügel immer leicht. Pia war sich ganz sicher, dass er davon nichts wusste und sie würde den Teufel tun, es ihm zu verraten.
»Von meiner Seite geht das klar. Das hatte ich ja schon zu ihrer Frau gesagt.«
Pias Vater nickte. »Es sind da ja ein paar Schritte zu klären. Mit Ihnen, mit den Besitzern des Pferdes, falls sie überhaupt einverstanden sind und verkaufen wollen. So wie ich meine Tochter verstanden habe, wissen die ja noch gar nichts davon.«
Herr Ommen nickte.
»Ich wollte alles nur im Vorfeld mit Ihnen klären. Nicht, dass wir ein Pony kaufen und sie wollen hier gar keins haben.« Pias Vater kratzte sich am Kopf. »Da ist noch was. Ich möchte keinen Teufel als Pferd für meine Tochter. Ich stimme dem nur zu, wenn es sich um ein charakterlich einwandfreies Tier handelt. Und wenn dieser Wulf Ihnen wirklich helfen möchte … Wissen Sie, ich bin in der Landwirtschaft und im Handwerklichen nicht so erfahren.«
Pia grinste. Ihr Papa war so süß, umschrieb so nett, dass er einen Hammer kaum von einem Schraubenzieher unterscheiden konnte. Sie musste ein bisschen lachen, als sie daran dachte, wie Papa letzte Woche die Außenlampe anbringen wollte. Er hatte immer die falsche Bohrergröße genommen und geflucht, weil die Dübel nicht passten. Schließlich hatte Mama das dann in die Hand genommen.
»Wenn Wulf das sagt, dann macht der das. Kann man sich drauf verlassen.«
Pias Vater nickte. »Ich spreche dann erst mal mit Ivonnes Vater und wir melden uns.« Pias Vater tippte mit seinem Zeigefinger zum Gruß gegen die Stirn und eilte wieder nach Hause.
8.
Pia sah auf die Uhr. Es war halb fünf und sie wollte noch zum Jugendcafé. Wodans Box war noch nicht ganz sauber, aber sie wollte Sören auch nicht zu lange warten lassen. Also kippte sie einfach etwas mehr Stroh über die Stelle, wo sie noch nicht ganz fertig war. Herr Ommen bemerkte nichts, ihr schlug das Herz bis zum Hals. Das war kein guter Anfang, das wusste Pia selbst. Sie hatte noch gar kein eigenes Pony, war eigentlich noch in der Probephase und arbeitete schon jetzt nicht sorgfältig. Und das wegen eines Jungen! Als sie gerade eine feuchte Stelle abdeckte, stand plötzlich Drömel darüber und sah sie mit seinen Katzenaugen an. Wieder wackelte der Schwanz angriffslustig hin und her.
Pia zog die Mistgabel langsam zurück und schaufelte das Stroh wieder beiseite. Dann holte sie doch den Rest Mist aus der Box. Als sie alles wieder aufgefüllt hatte, sprang Drömel von seinem Beobachtungsposten, den er schwanzwackelnd während der Aktion auf der Boxenseite eingenommen hatte, und umschlich Pias Beine. Dabei stieß er ein feines Maunzen aus, das sich mit lautem Schnurren abwechselte.
»Der hat dich jetzt akzeptiert. Nun brauche ich ihn nicht mehr wegzupfeifen«, sagte Herr Ommen. »Wen er so umgarnt, den kratzt er im Leben nicht mehr.«
Pia beugte sich zu dem Kater und streichelte sein weiches Fell. Er stupste ihre Hand kurz mit der kalten Nase an und verschwand dann so plötzlich wie er gekommen war.
Pia sah auf die Uhr. Nun musste sie sich wirklich sputen. Aber es war gut, dass Drömel kein wirklicher Drömel war, sondern aufgepasst hatte, dass sie ihre Arbeit anständig machte.
Die paar Meter zu ihrem Hof rannte sie, es wurde wirklich Zeit. Sie musste sich noch umziehen, zumindest etwas waschen und bis zum Jugend café radeln. Im Laufen schlüpfte sie aus ihren Schuhen. Sie polterten, als sie in die Ecke schlitterten. Die Jacke segelte wieder gekonnt über den Haken. Pia stolperte die Treppe hinauf, weil sie vor lauter Pullover im Gesicht nichts sah. Die Hose rollte sich beim Ausziehen auf und blieb am
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