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stark an, weil sie seine Blicke glühend in ihrem Rücken spürte.
Als sie in die Klasse kam, wartete Jana schon auf sie. »Das mit dem Knecht, das ist geritzt!«
»Wie jetzt?« Pia kramte in ihrer Schultasche. »Schieß los!«
»Ich habe mal mit Wulf gegeredet, meinem Bruder. Der ist schon fast uralt, also so Mitte zwanzig.«
»Weiter!« Pia legte die Federmappe auf den Tisch und verschwand mit ihrem Kopf gleich wieder darunter. In ihrer Tasche herrschte immer ein heilloses Chaos, was es unmöglich machte, die entsprechenden Bücher und Mappen auf Anhieb zu finden.
»Er kann seine Cousine nicht besonders gut ab«, hörte sie Janas Stimme. »Und ihm tut Njala ziemlich leid.«
»Nun sag schon …« Pia hatte gefunden, was sie suchte.
»Er hilft uns. Damit das zweite Pony für Herrn Ommen nicht zu anstrengend wird, denn alles kannst du ja auch nicht machen.«
Pia setzte sich hin. »Wie das?«
»Heu liefert er an und wenn mal ein Zaun defekt ist, ist das auch kein Problem.«
»Das hat er echt gesagt?«, fragte Pia.
»Das ist Geschwisterliebe, manchmal funktioniert sie.«
Das waren Neuigkeiten, die sie nicht erwartet hatte. Jana war echt eine Freundin.
»Nun muss nur noch mein Vater zustimmen. Ich habe meinen Eltern von Njala noch gar nichts gesagt.« Pia zog die Nase kraus. »Weil ich wirklich nicht weiß, ob Papa da mitmacht.«
»Der macht mit, ganz sicher!«
°°°
Ein kleiner Stein prallte gegen Pias Schultasche. Pia schaute in die Richtung, aus der er gekommen war. Von weitem grinste sie Sörens Gesicht an. »Was ist denn das für ein Kinderkram«, murmelte sie. Gleichzeitig freute sie sich unbändig über diese doch recht plumpe Kontaktaufnahme.
Beim Reingehen nach der Pause lief Pia absichtlich ein kleines Stück hinter Jana her, ließ sich abdrängen und schaffte es, so ab und zu mit Sören auf gleicher Höhe zu sein. Einmal streiften sich ihre Jacken und Pia glaubte, ihr Herz bliebe stehen. Verdammt, sie hatte sich verliebt.
»Kommst du nachher ins Café?«, raunte Sören ihr beim Weggehen zu.
Wie von selbst nickte Pia. Jana konnte viel über Sören erzählen. Pia sagte sich, sie müsse es selbst herausfinden, könne sich schließlich nicht auf das Urteil anderer verlassen. Vielleicht ist sie eifersüchtig?, dachte Pia. Vielleicht ist sie selbst in ihn verliebt und sagt deshalb solche Sachen über ihn. Bestimmt war es so.
°°°
»Du bist so still«, sagte Mama beim Essen, als Pia das Gemüse von einer Seite des Tellers zur anderen schaufelte und sich nur hin und wieder eine Gabel in den Mund stopfte.
»Was?«, fragte Pia. Sie hatte gar nicht zugehört. Es waren zu viele Dinge, die ihr im Augenblick durch den Kopf geisterten. Ein Problem davon konnten ihre Eltern lösen, aber es schien Pia, als hätten sie es nicht besonders eilig damit.
»Du sagst gar nichts. Gab es Ärger in der Schule?« Papa schaute Pia in die Augen. Es wurde Zeit, dass er wieder auf Dienstreise ging und sich nicht mehr ausschließlich damit beschäftigte, was Pia den ganzen Tag so trieb. Fürsorge war ja ganz nett, aber wenn Papa zu Hause war, übertrieb er es immer ein bisschen damit.
»Nein, wie kommst du darauf?«
»Pia, es ist doch was. Nun sag schon! Raus mit der Sprache!«
»Jana hat eine Idee«, brach es da aus Pia heraus. Vielleicht konnte sie die Sache doch ein bisschen ankurbeln. In Windeseile spulte sie alles herunter und endete mit: »Es ist ein liebes Pony, sagt Jana. Und die schweren Arbeiten, die macht ihr Bruder, der kann so was. Und Herr Ommen oder du, ihr habt dann gar nichts damit zu tun.« Sie sah ihren Vater von unten her an. Mama hatte den typisch kritischen Mama-Blick drauf, den Mütter immer dann an den Tag legen, wenn sie nicht so richtig an etwas glauben. Pia fand das jetzt blöd, wo Mama die Sache mit dem eigenen Pony doch selbst angeregt hatte. Bestimmt bereute sie es schon.
Und Papa? Der sagte gar nichts, sondern aß weiter, als ginge ihn das gar nichts an. Die Standuhr schlug zwei Mal und beim letzten Schlag hatte Pia das Gefühl, dass die Luft vibrierte.
»Ein eigenes Pferd«, sagte Papa da auch schon. »Dieser Wulf kann viel erzählen, wenn der Tag lang ist. Ich wette, du kennst ihn nicht einmal.«
»Es ist Janas Bruder«, warf Pia ein.
»Und, wie lange kennst du Jan a?«
»Drei Tage«, murmelte Pia.
»Eben.«
Pias Vater begann wieder zu essen. Es war still und Pia hörte das Ticken der Uhr. Sie war lange mit dem Essen fertig, als sie sich endlich aufraffte, ihrem Vater die
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