9783944842165
Fußgelenk hängen. »Mist!«, schimpfte Pia. Mit einem Ruck riss sie sie von den Füßen und fiel geradezu ins Bad, wo sie sich eine Handvoll Wasser ins Gesicht schaufelte.
Verdammt, war es schon spät. Pia wusste nicht genau, wie lange sie mit dem Rad zum Café brauchen würde.
Ein Blick in den Spiegel zeigte ihr, dass auch haartechnisch noch Nachholbedarf anzumelden war. Bis sie ihre Frisur gebändigt hatte würde es dauern. Vor allem die rote Strähne musste mit Haarspray ins rechte Licht gerückt werden. Es half nichts, wenn sie einigermaßen normal vor Sören auftreten wollte, würde sie zu spät kommen.
Sie stürzte zurück in ihr Zimmer und hämmerte eine Nachricht an Sören in ihr Handy.
Komme etwas später. Hat länger gedauert. Pia
Ich warte bis ich Wurzeln kriege, Sören.
Pias Bewegungen wurden ruhiger, ihre Handgriffe gezielter. Jetzt, wo ihr nicht mehr die Zeit im Nacken saß. Schließlich war sie mit ihrem Äußeren zufrieden, der noch unterschwellige Pferdegeruch wurde von ihrem Parfüm übertönt.
»Ich fahre dann jetzt los!« Pia machte die Küchentür gleich wieder zu und schwang sich die Außentreppe herunter.
»Pia! Halt! Stehenbleiben!« Wie ein Polizist stand Mama in der Tür, die Arme vor der Brust verschränkt. »Wann willst du wiederkommen? Es wird gleich dunkel.«
Pia zuckte mit den Schultern. Das wusste sie nicht. Mal sehen, wie Sören so drauf war. Aber besser, man erwähnte den Namen nicht.
Mama zog die Brauen hoch, als Pia nicht sofort antwortete, drehte sich um und hatte gleich die Jacke über dem Arm. »Ich fahre dich. Wenn du vor sieben nach Hause willst, dann ruf an.«
Pia verdrehte die Augen. Das hatte sie befürchtet, dass sie wie ein Baby hingebracht werden würde. Mit dreizehn Jahren, na toll.
»Ich kann doch …«
»Tagsüber ja, abends in der Dunkelheit, nein. Hier sind nicht einmal Straßenlaternen.« Mama hatte mit der Fernbedienung schon das Auto geöffnet.
»Dann sieht mich ja auch keiner. Ohne Licht«, wandte Pia ein. Ein Blick auf die Uhr sagte ihr aber, dass es vielleicht doch nicht so verkehrt war, das Mama-Taxi zu benutzen.
Pias Mutter war anständig. Sie ließ Pia an der Ecke raus und fuhr weiter, ohne zu schauen, mit wem ihre Tochter sich traf. Pia war sich ziemlich sicher, dass ihre Mutter meinte, sie sei wegen der Pferdesache mit Jana verabredet. An einen Jungen dachte sie bestimmt nicht. Trotz der Bemerkung, Pia sei verliebt. Mütter behaupten ständig so etwas. Die meisten jedenfalls. Pia war es jedenfalls ganz recht, dass ihre Mutter nicht gefragt hatte. So hatte sie nicht einmal zu lügen brauchen.
Sie betrat das Jugendcafé. Ein Billardtisch stand gleich vorn im Eingangsbereich, dahinter versperrte ein überdimensionaler Kicker den Durchgang. Pia konnte sich nur mit Mühe durch die Traube der Jungen und Mädchen hindurchquetschen. Sie bohrte ihre Augen in das dämmrige Licht und versuchte, Sören ausfindig zu machen. Sie konnte ihn aber nirgends entdecken.
Hinten in der Ecke saßen ein paar Mädchen aus der Parallelklasse, aber Pia traute sich nicht, sich dort einfach dazuzusetzen. Sie konnte aber jetzt auch schlecht schon wieder bei ihrer Mutter anrufen, dass sie es sich anders überlegt hatte. Plötzlich hielt ihr jemand die Augen zu. »Suchst du mich?« Der Geruch von Waschpulver, gepaart mit einer Spur von Rauch ging von diesen Händen aus. Pia dreht sich um. Es blitzte und krachte, das berühmte »Zooom« setzte auch ein. Er war es.
Sören hatte dunkelbraune Augen. Groß und rund. Seine Nase passte in das leicht eckige Gesicht und die Form der Lippen war einfach sensationell. »Hast du gedacht, ich wäre schon weg?« Sören lachte. »Ich warte, habe ich doch gesagt.«
°°°
»Und, hat dein Vater was erreicht?«, fragte Jana gleich, als Pia in die Schule kam.
»Nichts.« Pia zuckte mit den Schultern. Sie war noch immer ganz durcheinander. Irgendwie ging hier alles so schnell. Das Pferd, Sören … Es war schön gewesen gestern. Sie schaute Jana wieder an. »Sie haben gestern kurz telefoniert und Ivonnes Vater weiß nicht, ob er verkaufen soll. Mein Vater kann aber gut reden, er schafft es eigentlich immer, die Menschen von seinen Ideen zu überzeugen.«
»Und weiter?«
»Papa bleibt dran. Angeblich liebt diese Ivonne ihr Pferd noch abgöttisch.«
»Ivonne? Die liebt nur eines auf der Welt. Und das ist sie selbst«, sagte Jana düster. Wieder spürte Pia ihren Ellenbogen in der Seite. »Was genau hat denn mein Onkel vom
Weitere Kostenlose Bücher