9783944842165
Mädchen gesehen habe. Du und Njala, ihr wart so etwas wie eine Einheit.«
»Wie schmalzig«, höhnte Pia. »Wenn es so gewesen wäre, warum dann die Sache mit dem Alkohol? Das passt doch gar nicht. Es hat mich fast alles gekostet.« Pia wies mit der Hand in Richtung Stall, wo Njala sicher schon auf sie wartete. »Dieses Bild, mit mir betrunken darauf, war der Anlass, dass Dr. Tackenberg Njala zurückwollte.«
Sören winkte ab. »Das war nur vorgeschoben. Ivonne hätte sie dir trotzdem weggenommen. Ich …«
»Fass dich kurz, Sören. Ich habe wirklich noch zu tun. Auf deine Ausflüchte kann ich wirklich verzichten.« Pia hatte das Gefühl, Sören wolle sich ganz gepflegt aus der Sache herausreden.
Er sog die Luft kurz ein. »Das mit dem Schnaps war eine Panne. Von mir nicht geplant. Ich habe nur Tee gekocht, wusste nicht, dass die Jungs da heimlich Rum reingekippt haben. Das habe ich auch erst unten in der Umkleide gemerkt. Und da dachte ich, ein paar Schlücke wärmen. Dass es dich so umhauen würde, konnte ich doch nicht ahnen!«
»Und das mit dem Foto sicher auch nicht, oder?« Pia sprang erneut vom Gatter. Sie musste sich bewegen, wenn sie nicht rumschreien wollte. Wie ein Panther lief sie mit schnellen Schritten auf und ab.
»Das mit dem Foto waren meine Freunde nicht. Und das war auch nie geplant.«
Pia blieb stehen, hielt sich mit der rechten Hand die rote Strähne aus dem Gesicht und stellte sich breitbeinig vor Sören. Dabei reckte sie ihr Kinn vor. Sie musste ein bisschen zu ihm aufgucken, da er noch immer auf dem Gatter saß und sie um einen Kopf überragte. »Das war alles nicht geplant«, wiederholte sie in bedauerndem Tobfall. »Da bekommt man ja fast Mitleid mit dem armen Sören, dem da so übel mitgespielt wurde.«
»Schon vergessen, dass ich genauso auf dem Foto bin wie du und es auch für mich nur peinlich ist?« Sörens Stimme hatte sich merklich verschärft. Er rutschte ebenfalls vom Gatter, legte seine Hände auf Pias Schultern und sah ihr in die Augen. »Pia! Es ist die Wahrheit. Ich sage dir jetzt nur das, was war: Das Foto stammt nicht von meinen Freunden. Von ihnen heißt auch keiner mit Nickname Kissyou. Das Foto …«
Pia hielt die Luft an, holte sich das Bild eines keifenden Mädchens ins Gedächtnis. Dieses Mädchen hatte einen Anhänger um. Mit gespitztem Mund und dem englischen Wort »you«. »Ivonne«, stieß Pia hervor. »Das war Ivonne. Stimmt ’ s?«
Sören nickte. »Mit ihr war ich einmal vor dir im Keller. Sie war eine Zeit meine … «, wieder druckste er herum. Pia vollendete den Satz. »Sie war deine Freundin und dieser dämliche Anhänger stammt von dir. Liebespfand oder so.«
Pia wandte sich ab. Deshalb hatte Jana sie so vor Sören gewarnt. Weil er sich sonst mit Mädchen wie Ivonne Tackenberg einließ. Mädchen, ach was. Blöde Weiber waren das. Sören hatte also vor ihr Ivonne geküsst. Jana war gar nicht eifersüchtig. Jana wusste nur zu viel. »Ivonne«, spuckte Pia den Namen noch einmal aus. Dann wandte sie sich wieder Sören zu. »Warum hat sie das getan?«
»Ivonne ist eifersüchtig. Ich hatte mit ihr Schluss gemacht. Sie hat alles getan, damit wir zusammenbleiben. Voll der Terror. Nun konnte sie zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. Mich und dich lächerlich machen, dir gleichzeitig Njala wieder wegnehmen und dir so richtig wehtun. Sie wusste, wie ihr Vater auf ein solches Foto reagieren würde.«
»Aber woher wusste sie, dass Alkohol im Tee war und wann wir uns treffen?«
»Hauke«, sagte Sören nur. »Er würde alles für sie tun.« Pia nickte. Der stille Hauke.
»Er ist unsterblich in Ivonne verliebt und hoffte so, besser vor ihr dazustehen. Er ist es gewesen, der den Rum in den Tee gekippt hatte. Vermutlich auf Ivonnes Anweisung.« Sören nagte mit den Schneidezähnen auf der Unterlippe herum.
»Tja, und nun ist alles kaputt«, schloss er. »Es tut mir leid, Pia. Ohne das alles …«
» … hättest du mich noch eine ganze Weile weiter im Dunkeln gelassen. Niemals wärst du mutig genug gewesen, es mir zu sagen, stimmt ’ s?«
»Wahrscheinlich«, gab Sören zu. »Weil ich dich nicht verlieren wollte.«
»Na denn«, Pia zuckte mit den Schultern. »Dann weiß ich ja nun, was ich wissen muss, oder?«
»Und, was wird nun?« Sören stand mit aufrichtig flehendem Blick da. Er hatte Furcht vor Pias Antwort und doch konnte sie ihm jetzt noch nichts sagen. »Ich weiß es einfach nicht, Sören. Ich weiß einfach nicht, was jetzt ist.« Pia wunderte
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