Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
9783944842165

9783944842165

Titel: 9783944842165 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren:
Vom Netzwerk:
sich über die Ruhe, mit der sie das alles sagen konnte. Noch gestern hätte sie geglaubt, Sören an die Gurgel gehen zu müssen, wenn er mit solchen Enthüllungen kommen würde. Wahrscheinlich waren die Ereignisse in den letzten Tagen einfach zu viel gewesen, als dass sie noch Kraft genug hatte, Sören so gehörig in den Hintern zu treten, wie er es, weiß Gott, verdient gehabt hätte.
    »Es ist besser, du haust einfach erst einmal ab«, sagte sie zu ihm. »Das ist wirklich einfach besser im Augenblick.« Pia drehte sich um und ließ Sören einfach so stehen.
    °°°
    »Hast du mit ihm geredet?« Mama goss gerade Wasser in den Teefilter.
    »Ja, er hat sich einiges geleistet. Aber das mit dem Foto war Ivonne.« Es sprudelte nur so aus Pia he­raus. Mit jedem Satz, den sie sagte, merkte sie, dass ihre ganze Wut sich mehr und mehr auf Ivonne Tackenberg richtete.
    »Wer weiß, was dieses Weib sich noch ausdenkt, um mir zu schaden. Die geht über Leichen!«
    Mama biss in ihr Toastbrot. »Trotz allem solltest du versuchen, das Foto von dieser Alumni Seite verschwinden zu lassen. Da muss es doch eine Beschwerdestelle oder eine Aufsicht geben.«
    Pia nippte am Tee. Der Appetit war ihr nach Sörens Geständnis gehörig vergangen. Außerdem hatte sie vergessen, ihn zu fragen, warum er ihr nicht einfach gleich gesagt hatte, dass er nichts mit dieser Kissyou- Sache zu tun hatte. Aber dann hätte Sören ihr viel eher sagen müssen, wie tief er in dem ganzen Betrug ihr gegenüber drinhing. Er war eben doch feige.
    »Ich gehe wieder zu Njala.«
    »Iss wenigstens ein Brot, Pia!«, rief ihre Mutter ihr hinterher.
    °°°
    Pia hatte sich zu der Stute ins Stroh gesetzt und musste eingeschlafen sein. Als sie erwachte, hörte sie ein Motorengeräusch und ohne, dass sie nachsehen musste, war ihr klar, wer das sein musste. Sie wuselte sich das Stroh aus dem Haar. Njala stand unverändert still in der Box. Pia trat aus dem Stall. Dr. Tackenberg kletterte mit steifen Bewegungen aus einem nagelneuen Auto, der das alte an Luxus noch bei weitem übertraf. Sein Arm war bandagiert, aber gut beweglich. Er begrüßte Pia auch nicht, sondern stürmte schnurstracks in den Stall. Dort warf er einen kurzen Blick auf Njala, die recht zufrieden ihr Heu malmte.
    »Das Tier wird morgen abgeholt«, sagte er. »Da ist ja eh nicht mehr viel zu machen.«
    »Abgeholt?«, fragte Pia. »Von wem?«
    »Sie kommt weg.«
    Pia wurde blass. »Das können Sie doch nicht tun!«
    »Ich werde nicht mehr in das Tier investieren.«
    »Aber, aber das geht doch gar nicht …«, rief Pia. »Njala wird wieder gesund! Das sehen Sie doch! Es ist schon wieder viel besser mit ihr!« Sie hatte es gewusst. Wenn er kam, war es gleich einer Bombe, die sofort alles zerstörte. Ein Dazwischen gab es für diesen Mann nicht.
    »Schon die erste Tierarztrechnung wird mich ein Vermögen kosten und wer weiß, was dem Weißrock noch einfällt, um sein Gehalt aufzubessern.«
    »Ich kann die Kosten übernehmen«, sagte Pia, aber Dr. Tackenberg brach nur in Lachen aus. »Von deinem Taschengeld etwa?«
    »Meine Eltern könnten …«
    Dr. Tackenberg schüttelte unwirsch den Kopf und hörte Pia gar nicht mehr zu. Es war, als spräche er mit sich selbst. »Da werden hässliche Narben bleiben, ich kann die Mängel ja gar nicht absehen. Der Gaul ist nichts mehr wert, muss weg.«
    Pia fand, dass er die Stute behandelte wie ein altes Auto, das nun zum Schrotthändler sollte.
    »Dann geben Sie uns Njala, wir würden sie so nehmen, wie sie jetzt ist. Njala wird wieder gesund!« Pia schoss einfach drauf los, dachte nicht an ihre Eltern, nur an Njala.
    »Du bist doch gar nicht geschäftsfähig, Mädchen. Wenn ich damals deinen Vater richtig verstanden habe, war er froh, dass er das Tier nicht gleich kaufen musste. Beenden wir diese lächerliche Diskussion.«
    »Sie haben wirklich kein Herz«, sagte Pias Mutter, die den Rest des Gesprächs gerade noch mitbekommen hatte.
    Dr. Tackenberg drehte sich um. Er erinnerte Pia in seiner Bewegung an einen billigen Westernhelden, der gleich seinen Colt ziehen würde. Er hatte die Augen zu kleinen Schlitzen gezogen, rechnete scheinbar damit, dass Pias Mutter vor Angst zurückweichen würde, aber sie trat sogar noch einen Schritt näher und hielt dem Blick stand. Dr. Tackenbergs Augen wurden durch sein jetzt aufgesetztes Grinsen noch enger; es s chien ihm diebischen Spaß zu bereiten, Pia und ihre Mutter zu quälen.
    »Njala ist gemeingefährlich und Schuld an diesem

Weitere Kostenlose Bücher