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99 Särge: Roman (German Edition)

99 Särge: Roman (German Edition)

Titel: 99 Särge: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Xiaolong Qiu
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›95 Supreme Majesty‹ vorkam, schließen und alle diesbezüglichen Artikel löschen sollen. Für die Behörden wäre das ein Leichtes gewesen, wenn sie nur gewollt hätten. So etwas ist ja schon öfter vorgekommen. Aber sie wollten einfach nichts zu seiner Rettung unternehmen.«
    »Nun, die Lage war schwierig«, bemerkte Chen vage. Er wusste nicht, was er sonst sagen sollte.
    » Wenn das Kaninchen erwischt wird, werden auch die Hunde mitgekocht «, zitierte Frau Zhou ein altes Sprichwort. »Ich weiß genau, dass die fragliche Rede über den Wohnungsmarkt mit seinen Vorgesetzten abgesprochen war. Es war wirklich ungerecht, ihn das allein ausbaden zu lassen.«
    Dass sie sich beklagte, wunderte Chen nicht, wohl aber, worüber. Er wechselte das Thema: »Sie erwähnten, dass so viele Beamte hier waren. Können Sie das näher erläutern?«
    »Ja, es waren mehrere Gruppen. Ich war so schockiert, dass ich mir die Namen nicht merken konnte. Sie haben Zhous Unterlagen durchwühlt und seinen Computer mitgenommen, angeblich als Beweismaterial.«
    »Und? Haben sie gefunden, was sie suchten?«
    »Das weiß ich nicht. Mein Mann hat nichts Wertvolles hinterlassen.« Dann fuhr sie nach einer kurzen Pause fort: »Doch, wir haben mehrere Apartments in der Stadt gekauft. Es war meine Idee. Zu Hause hat Zhou kaum über seine Arbeit gesprochen, aber er bekam ständig Anrufe. Aus dem, was ich so mitgekriegt habe, konnte ich schließen, dass die Wohnungspreise weiter steigen würden. Deshalb habe ich Kredite aufgenommen, die muss ich jetzt alle abzahlen. Glauben Sie bloß nicht, was im Internet über den sagenhaften Reichtum unserer Familie verbreitet wird.«
    Es war nicht seine Sache, den Reichtum der Zhous zu hinterfragen. Frau Zhou wäre dabei gewiss keine glaubwürdige Quelle.
    »Vorgestern sind sie dann wieder erschienen und haben die ganze Wohnung durchsucht.«
    Das musste nach Zhous Tod gewesen sein, überlegte Chen.
    »Und was haben die Ermittler Ihnen gesagt?«
    »Jiang, der Leiter der Gruppe, hat mich wiederholt aufgefordert, etwas herauszugeben, was Zhou angeblich hinterlassen hat. Ich wusste überhaupt nicht, wovon er sprach. Wie ich Ihnen ja bereits gesagt habe, hat mein Mann zu Hause nicht über seine Arbeit gesprochen. Er hat mir auch nichts gegeben, was mit seiner Arbeit zu tun hatte.«
    »Hatte Jiang einen Durchsuchungsbefehl?«
    »Nein, aber sie haben trotzdem alles durchwühlt. Die ganze Wohnung haben sie auf den Kopf gestellt. Sagten Sie nicht, shuanggui sei keine Polizeiangelegenheit? Die mussten sich offenbar nicht an irgendwelche Regeln halten.«
    »Trotzdem hätte das nicht passieren dürfen.«
    »Und dann haben sie mir auch noch verboten, darüber zu sprechen. Kein Wort an die Presse oder an Außenstehende. Bei Ihnen ist das natürlich etwas anderes. Sie sind der Erste, der mir wirklich zuhört.«
    Chen konnte eine gewisse Sympathie für die Frau nicht unterdrücken. In China konnte ein Parteikader in entsprechender Position alles haben. Aber sobald man ihm die Macht entzog, blieb ihm gar nichts mehr.
    Das war der Grund für Frau Zhous Hilflosigkeit; ihr Mann lebte nicht mehr, ihr Heim wurde durchsucht, und niemand half ihr.
    Das war vermutlich auch der Grund, warum Parteisekretär Li so verzweifelt an seiner Stellung festhielt und dem Oberinspektor das Leben schwer machte.
    »Es ist wie ein Traum, der in tausend Stücke zerplatzt ist.« Jetzt schluchzte sie hemmungslos. »Gestern Abend habe ich mir gewünscht, nie wieder zu erwachen, ewig weiterzuträumen.«
    Damals und heute, nichts als ein Traum,
    in Vergangenheit oder Gegenwart.
    Wer wäre je daraus erwacht?
    Es gibt nur die nie endende Wiederkehr
    von alter Freude und neuem Leid.
    Vielleicht wird ein anderer, zu einer anderen Zeit
    des Nachts für mich einen Seufzer hinaufsenden
    zum gelben Turm.
    Steckte nicht doch noch etwas anderes hinter Frau Zhous Klage?
    Aber der Gedanke entglitt Chen, bevor er ihn zu fassen bekam. Er ermahnte sich, keine vorschnellen Schlüsse zu ziehen. Da gab es noch vieles, was er herausfinden musste.

6
    Nach seiner Rückkehr ins Präsidium schaltete Chen als Erstes den Computer ein, ganz so, wie Hauptwachtmeister Yu es von Peiqin berichtet hatte.
    Prompt stieß er auf etwas, von dem er allerdings schon vor seinem Gespräch mit Peiqin gewusst hatte. Im Internet wurden alle politischen Inhalte gemäß eines Kanons spezifischer Suchbegriffe »harmonisiert«. Es überraschte ihn nicht, dass 95 Supreme Majesty nun ebenfalls

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