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999 - Der letzte Wächter: Roman (German Edition)

999 - Der letzte Wächter: Roman (German Edition)

Titel: 999 - Der letzte Wächter: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carlo Adolfo Martigli
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Italien immer mehr Sorgen und braucht jemanden, dem er sich anvertrauen kann. Auch die Judenfrage …«
    »Ist de Mola Jude?«, unterbrach ihn Zugel.
    »Nein, er ist Italiener mit entfernten französischen Vorfahren.«
    »Schade«, sagte Zugel maliziös lächelnd.
    »Der Punkt ist«, sagte Mackensen, während er aufstand, »dass wir nicht viel Zeit haben. Sehen Sie, Herr Volpe, wir sind hier zwar in Rom, in eurem schönen Italien, wo alles so angenehm ist wie euer Klima. Aber in Berlin sieht es ganz anders aus: Dort sind Begriffe wie langsam oder warten Fremdwörter . Ich verrate Ihnen ein kleines Geheimnis: Unser Reichsführer-SS persönlich, Heinrich Himmler, ist an Ihnen interessiert. Mit Ihrem Angebot haben Sie, wie soll ich sagen, sein Herz erobert. Wie alle großen Eroberer verfügt der Reichsführer über viele Tugenden, allerdings Geduld ist nicht darunter. Seit er von der Existenz des Buches weiß, fragt er andauernd danach. Er will es von uns, daraus macht er keinen Hehl – haben Sie das verstanden?«
    Giovanni Volpe war nervös, versuchte aber, dies auf keinen Fall zu zeigen. Er wollte in diesem Match auf Augenhöhe mit den anderen spielen, denn nur so würde er nicht untergehen.
    »Sie müssen wissen«, fuhr der Botschafter in vertraulichem Ton fort, »dass Himmler von der großen Mission des Tausendjährigen Reiches überzeugt ist, ja vielleicht noch mehr als unser Führer selbst. Er ist davon überzeugt, dass diese Mission schon seit Beginn der Schöpfung prophezeit worden ist, und er braucht, sagen wir einmal, ›Hinweise‹, die dies zweifellos belegen. Es ist Ihnen wahrscheinlich nicht entgangen, dass die Longinuslanze, mit der Christus am Kreuz durchbohrt wurde, mit allen Ehren von Wien in unser Nürnberg verbracht worden ist. Was Sie noch nicht wissen, ist, dass wir nahe daran sind, auch den Heiligen Gral in unseren Besitz zu bringen, von dem wir wissen, dass er sich in Spanien befindet. Das sind bedeutsame Vorzeichen. Damit das Reich seinen großen Plan – den einzigen, den wahren und für die Ewigkeit gemachten Plan – verwirklichen kann, muss es die wesentlichen Werkzeuge in seinen Besitz bringen. Wir können daher nicht weiter auf Ihr Buch warten: Seine Veröffentlichung wird hoffentlich wie eine Bombe einschlagen, die auch die letzten Widerstände hinwegfegen wird: Widerstände gegen das, was unser Reichsführer die Religion des Reiches nennt. Ich sage ›hoffentlich‹, weil bislang ja noch niemand Ihr Buch zu Gesicht bekommen hat. Wenn es sich als gut für das Reich erweist, lassen Sie mich so viel andeuten, dann ist es auch gut für Sie. Sie verstehen mich, nicht wahr, Herr Volpe?«
    Die letzten Worte hatten entschlossen und bedrohlich geklungen. Nur mit Mühe gelang es Volpe, Ruhe auszustrahlen, als er seine halbgerauchte Zigarette ausdrückte.
    »Es wäre also durchaus willkommen, wenn de Mola so schnell wie möglich sterben würde, nicht wahr?«
    »Ja«, sagte von Mackensen lächelnd und breitete seine Arme aus, »das wäre mehr als willkommen.«
    »Ich nehme es zur Kenntnis«, antwortete Volpe kalt, »aber ich bin nicht bereit zu …«
    »Nein, nein«, unterbrach ihn Zugel und hakte sich komplizenhaft bei Volpe ein, was auf Giovanni aber ganz und gar nicht freundschaftlich wirkte: Mit Abscheu blickte er auf Zugels Hand, die mit rotbraunen, schuppigen Flecken übersät war.
    »Nein«, fuhr Zugel unbeirrt fort, »das ist Ihnen auf keinen Fall zuzumuten. Sie sind ein Feingeist. Wir werden uns um diese kleinen Probleme selbst kümmern. Sie werden nur über das Wann und Wie informiert, den Rest übernehmen wir.«
    »Das ›Wie‹ interessiert mich nicht, aber ich möchte Sie daran erinnern, dass das Schließfach für weitere 20 Jahre verschlossen bleibt, sollte der Tod meines Meisters nach einem unnatürlichen Tod aussehen«, sagte Volpe und machte sich aus der Umklammerung frei. »Ich will nur – dass unsere Vereinbarung eingehalten wird.«
    »Seien Sie beruhigt«, sagte von Mackensen, »Dr. Himmler hat schon Anweisungen für die Bezahlung gegeben. Um die Wahrheit zu sagen, war er ein wenig erstaunt und irritiert, dass Sie Dollar anstelle unserer Mark gewollt haben – Amerika ist wirklich überbewertet. Trotzdem ist alles nach Ihren Regeln ausgeführt worden: Sobald de Mola tot ist und Sie das Buch übergeben haben, werden auf Ihrem Schweizer Bankkonto 200.000 Dollar mehr sein. Ich hoffe für Sie, dass das Buch auch wirklich so viel wert ist, denn ansonsten, Herr Volpe, werden Sie

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