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999 - Der letzte Wächter: Roman (German Edition)

999 - Der letzte Wächter: Roman (German Edition)

Titel: 999 - Der letzte Wächter: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carlo Adolfo Martigli
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nicht einen Cent von dem Geld genießen können.«
    »Das ist das Buch auf alle Fälle wert – jeden Cent – und noch viel mehr«, versicherte Giovanni.
    »Und was werden Sie mit dem ganzen Geld machen?«
    »Wenn es Ihnen nichts ausmacht, werde ich tatsächlich in die Vereinigten Staaten gehen. Aus diesem Grund habe ich auch Dollar verlangt.«
    »Sehr gut, Herr Volpe, Sie können hingehen, wo Sie wollen. Aber: Sollte Dr. Himmler nicht zufrieden sein, werden wir Sie finden … auch wenn Sie Ihren Namen und Ihr Aussehen verändern. Wir haben in den kapitalistischen Ländern viele Freunde.«
    »Wann planen Sie weiterzumachen?«
    »Haben Sie es so eilig?«, fragte Zugel mit einem doppeldeutigen Lächeln.
    »Nein, nein. Ich hatte eher den Eindruck, dass es Ihnen eilt«, antwortete Volpe und schaute ihm direkt in die Augen.
    »Bald, sehr bald«, beendete der Botschafter die Unterhaltung, indem er Volpe die Hand reichte.
    Giovanni Volpe öffnete also seine Aktentasche und holte ein edles, in rotes Ziegenleder gebundenes Buch mit Goldrand hervor und legte es auf den Tisch. Der Botschafter schaute einen Moment überrascht, fasste sich dann an die Stirn und lächelte wissend.
    »Das Wappen des Prinzen von Condé«, sagte er und strich zärtlich über den Einband des Buches.
    Dann nahm er einen Umschlag aus der Schreibtischschublade und reichte diesen Giovanni Volpe, der ihn schnell in die Innentasche seines Jacketts steckte.
    »Wollen Sie nicht nachzählen?«, fragte von Mackensen. »Tausendfünfhundert Lire sind nicht gerade wenig Geld.«
    »Nein«, antwortete Volpe ernsthaft, »ich vertraue Ihnen.«

Rom
    Sonntag, 17. Dezember 1486
     
    Der Knabenchor der Sankt-Peters-Basilika begann gerade mit dem Miserere, dem 51. Psalm, der die Liturgie eröffnete, als Graf Mirandola und Girolamo Benivieni eintraten. Sie schritten mit ihren raschelnden Gewändern auf der rechten Seite des zweiten Seitenschiffes voran und wirbelten dabei ein bisschen Staub auf. Seit dem Ableben von Papst Niccolò V. vor über 30 Jahren war die Basilika eine einzige Baustelle, was wohl auch noch für viele Jahre so bleiben würde.
    Ein Fanfarenstoß aus silbernen Trompeten kündigte den triumphalen Einzug des Papstes an, und als dieser erschien, ertönte ein Chor von Hallelujas. Es klang, als würde die Wiederauferstehung von Christus verkündet. Seine Heiligkeit war von seinen in Purpur gekleideten Kardinälen umringt, und das weiße, mit Goldstickereien verzierte Gewand brachte seine korpulente Gestalt besonders gut zur Geltung. Nachdem er auf seiner Papstsänfte Platz genommen und seine rote, mit Hermelin umrandete Mozetta abgelegt hatte, bedeutete er einer Gruppe wartender Adeliger, sich ihm nähern zu dürfen. Einer nach dem anderen trat vor, um vor dem Heiligen Vater niederzuknien und ihm den Pantoffel zu küssen. Dieser tausendjährige Ritus unterstrich die unterwürfige Anerkennung der Autorität des Papstes durch den Adel.
    »Wer sind die denn?«, flüsterte Pico verschwörerisch in Girolamos Ohr. »Die Magdalenen, die Christus die Füße küssen, oder Senatoren, die dem Imperator huldigen?«
    »Ich weiß es nicht«, antwortete lächelnd Benivieni, »ich weiß nur, dass der heilige Pantoffel einen Geruch hat, der sogar eine Sau verjagen würde.«
    »Ihr sprecht ketzerischer als Savonarola und ich zusammen. Innozenz wäre in der Lage, Euch noch für viel weniger kastrieren zu lassen, das ist Euch doch klar, oder?«
    »Meine Genitalien sind sicherer als meine Hinterbacken. Ich fürchte mich, ehrlich gesagt, mehr vor den Lanzen seiner Wachen, sollte …«
    »Margherita! Sie ist es, endlich! Schaut nur, wie schön sie ist, Girolamo.«
    Im gegenüberliegenden Seitenschiff, ganz in ihrer Nähe, stand stolz und mit erhobenem Haupt eine Frau, die regungslos die Szene des Pantoffelkusses beobachtete. Ihre Haltung erschien so ganz und gar nicht unterwürfig, sondern eher neugierig zu sein. Sie trug ein azurblaues Damastkäppchen und einen mit goldenen Lilien auf blauem Grund bestickten Umhang, der ihre Herkunft – nämlich die einer verheirateten de’ Medici – symbolisierte.
    »Margherita?«, sagte Benivieni ungläubig. »Sie, hier in Rom?«
    »Warum glaubt Ihr, dass ich jeden Sonntag hierherkomme, um an der Messe teilzunehmen? Das ist unsere Abmachung. Genau das haben wir uns geschworen, dass wir uns hier, an diesem Ort treffen, sobald die Zeit günstig ist.«
    »Das ist nicht möglich! Ihr verzehrt Euch also immer noch nach ihr?«
    »Wie könnte ich

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