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999 - Der letzte Wächter: Roman (German Edition)

999 - Der letzte Wächter: Roman (German Edition)

Titel: 999 - Der letzte Wächter: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carlo Adolfo Martigli
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die Papstgardisten seine Verfolgung bereits aufgenommen hatten. Ihre Hoffnungen wurden jedoch enttäuscht: Niemand verfolgte den Flüchtenden, der bereits hinter einer Straßenbiegung verschwand.
    Um nicht weiter aufzufallen, ging Giovanni nun langsamer und schritt durch die engen Gassen des Borgo Santo Spirito. Die niedrigen Häuser waren so eng aneinandergebaut, dass nicht mehr als zwei Männer nebeneinander gehen konnten. Manche Häuser waren auf der Höhe des ersten Obergeschosses miteinander verbunden, so dass Passanten wie durch ein Tor zwischen den beiden Häusern hindurchgingen. Sie mussten sich jedoch in Acht nehmen, denn der Zwischengang hatte ein Loch in der Mitte, durch das die Bewohner ihre Nachttöpfe ausleerten. Obwohl es sehr kalt war, war der Gestank dieser Gassen unsäglich – genau wie der Schmutz.
    Um nicht im Schlamm und in Exkrementen waten zu müssen, drückte sich Giovanni eng an den Häuserwänden entlang und ging immer geradeaus. Er entfernte sich weiter von der Kirche, in der er Margherita hatte zurücklassen müssen, war sich allerdings nicht sicher, wo er sich gerade befand – die Gassen sahen alle gleich aus. Giovanni lief auf einen kleinen Platz zu, weil er auf diesem einen Sonnenstrahl erspäht hatte. Von hier aus konnte er abschätzen, wie weit es bis zur Engelsburg war, und sich entsprechend orientieren. An der Tiberbrücke machte er kurz Halt, um wieder zu Atem zu kommen und seine Gedanken neu zu ordnen. Er dachte an den Mann in Schwarz, der die falschen Mönche angegriffen hatte – oder waren sie echt gewesen? Ohne seinen Retter wäre er nun diesen Mönchen ausgeliefert, die ihn gefesselt und geknebelt in den Annona-Kerker oder in die Geheimverliese der Engelsburg geworfen hätten. War der Fremde, der ihm aus der Ferne beistand, wirklich Lorenzo de’ Medici? Und war er wirklich der Einzige, auf den Giovanni noch zählen konnte? Er hätte gleich auf Lorenzos Gesandten hören sollen, schoss es ihm durch den Kopf, doch nun war es zu spät: Er saß in der Falle, wie ein von den Jagdhunden in die Enge getriebener Fuchs. Und das Schlimmste war, dass er nicht einmal wusste, wohin er gehen sollte. Rom war mittlerweile ein zu heißes Pflaster für ihn geworden. Deshalb musste Giovanni Mittel und Wege finden, um nach Florenz zu gelangen. Wie sollte er das aber bewerkstelligen? Sein gesamtes Hab und Gut war im Hause seines Gastgebers, Kardinal de’ Rossi, geblieben. Und dass dieses Haus kein sicherer Ort mehr für ihn war, verstand sich von selbst. Giovanni überlegte fieberhaft. Er brauchte Geld und wenigstens für diesen Tag noch Schutz, um seine Flucht aus Rom vorbereiten zu können. Von dem Moment an, in dem er den Papst gegen sich wusste, würde ihm keiner seiner Bewunderer aus den Reihen der Edelleute und Kardinäle mehr helfen können – weder die Borgias, noch die Farnese oder die della-Rovere-Familie.
    Eucharius! Vielleicht würde er ihm beistehen! Der Buchdrucker würde ihm zwar keine Gastfreundschaft gewähren können, aber vielleicht würde er ihn bei einem Mitglied der jüdischen Gemeinschaft unterbringen! Bei einem Glaubensgenossen, der den Papst nicht fürchtete oder einfach nur nichts mit ihm zu tun haben wollte. Vielleicht würde man ihm im Ghetto sogar Geld leihen. Sein guter Name würde als Bürgschaft ausreichen. Wachsam wanderte Giovanni in Richtung Judenviertel und von dort aus die de-Cenci-Gasse hinauf. Er ging langsam und versuchte, so wenig wie möglich aufzufallen. Nur allzu gerne hätte er sein auffälliges Gewand mit irgendeinem einfachen Wollumhang getauscht. Eine Gruppe Soldaten ging achtlos an ihm vorbei, und auch die anderen Passanten nahmen keine Notiz von ihm, wie Giovanni erleichtert feststellte.
    Die Werkstatt des jüdischen Buchdruckers war geöffnet. Giovanni ging zweimal an ihr vorbei und schaute sich dabei genau um. Auch an diesem Ort konnte er in einen Hinterhalt geraten, doch er hatte keine andere Wahl. Schließlich trat er entschlossen und ohne an der Glocke zu läuten ein. Niemand schien von seiner Anwesenheit Notiz zu nehmen. In einer Ecke pressten zwei Helfer verschiedene Blätter in eine Presse, die von einem dritten mit Tinte bestrichen wurden. Auf der anderen Seite der Werkstatt füllte ein junger Gehilfe den Setzkasten mit Lettern, die auf die Seite gedruckt werden würden. Die Arbeiten wurden gewissenhaft ausgeführt, bemerkte Giovanni, aber von Eucharius fehlte jede Spur. Er wandte sich an den jüngsten Gehilfen, dessen Tätigkeit ohne

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