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999 - Der letzte Wächter: Roman (German Edition)

999 - Der letzte Wächter: Roman (German Edition)

Titel: 999 - Der letzte Wächter: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carlo Adolfo Martigli
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hatte eine gebrochene Nase und einen unregelmäßigen roten Bart. »Im Namen Seiner Heiligkeit, Papst Innozenz: Seid Ihr Giovanni Pico Graf von Mirandola?«, fragte er.
    »Ja, das bin ich«, antwortete Giovanni ruhig.
    »Im Namen Gottes, dann folgt uns.«
    Ein Schatten löste sich hinter der Säule und warf sich mit voller Kraft auf die Mönche. Diese waren nicht auf einen Angriff gefasst und gingen zu Boden.
    »Flüchtet! Und denkt an das, was ich Euch gesagt habe!«, raunte sein Retter.
    Giovanni erkannte den Mann in Schwarz, der ihn zwei Tage zuvor in der Basilika aufgehalten hatte. Stumm dankte der Gerettete mit einem Augenzwinkern und rannte zum Ausgang. Die drei Männer hatten unterdessen die Verfolgung durch das Mittelschiff aufgenommen, scheiterten jedoch an dem Mann in Schwarz und dessen gezücktem Schwert. Einer der Häscher kam nicht rechtzeitig zum Stehen und lief geradewegs in die Klinge, die ihm mit einem unangenehmen Knirschen den Brustknochen durchbrach. Er sackte einfach lautlos in sich zusammen. Die anderen beiden Verfolger krachten mit den beiden Pagen zusammen, die Giovanni mit kurzen Dolchen in der Hand zu fangen versuchten. Der Mann in Schwarz trat einem der Mönche, der sich gerade wieder berappelt hatte, auf den Kopf und verpasste dem anderen einen Schnitt durch die Kehle.
    Margherita lief unterdessen zur Sakristei, um sich dort zu verbergen. Kaum war sie jedoch eingetreten, wurde sie von einer ihr wohlbekannten Hand am Handgelenk gepackt.
    »Ihr!«, rief sie überrascht und zornig aus und sah ihn voller Hass an.
    »Ja, ich! Ich wusste, dass Ihr Euch treffen würdet. Aber dieses Mal habe ich Gott auf meiner Seite, und dieser wahnsinnige Ehebrecher wird seiner gerechten Strafe nicht entkommen!«
    Giuliano Mariotto de’ Medici, ihr rechtmäßiger Ehemann, drehte ihr das Handgelenk um und sah sie mit flammenden Blicken an – aber stolz hielt Margherita seinen Blicken stand.
    »Was wollt Ihr damit sagen?«, fragte sie, ohne sich ihren Schmerz anmerken zu lassen.
    »Ich habe es Fränzchen gesteckt, dem Sohn des Papstes. Es hat mich fünfhundert Golddukaten gekostet, aber das war es mir wert. Und er wird die Information für ein Vielfaches an seinen Vater verkaufen.«
    »Ihr habt Euer Geld schlecht angelegt, werter Gatte. Giovanni ist längst geflüchtet.«
    Giuliano lachte hämisch. »Niemals! Schaut selbst!« Mit diesen Worten zerrte er seine treulose Gattin in das Kirchenschiff zurück.
    Das Klirren der Schwerter und die Schreie waren verstummt, und Margherita fürchtete bereits das Schlimmste. Was sie dann aber sah, ließ ihr Herz hüpfen vor Freude und Erleichterung. Ihrem Gatten indes blieb das Lachen im Halse stecken: Die drei Häscher lagen in ihrem eigenen Blut, das sich in Lachen über die in den Boden eingelassenen Marmorgräber zweier Ritter ergoss. Die anderen vier Verfolger saßen jammernd auf den Kirchenbänken und beklagten ihre Blessuren.
    Giuliano zerrte seine Frau über die Toten hinweg und suchte nach dem Körper seines Rivalen. Im Vorübergehen ohrfeigte er mit der freien Hand einen der Verletzten. »Wo ist er?«, schrie Giuliano zornig.
    »Herr«, antwortete einer der Verletzten hinter ihm, »wir sind angegriffen worden … er war wie ein Dämon! Wir konnten nichts ausrichten …«
    »Wo ist der Graf?«, schrie Giuliano noch lauter.
    »Er konnte leider fliehen«, antwortete ihm einer seiner Männer mit schwacher Stimme.
    Giuliano stieß einen schrecklichen Fluch aus, holte einen schmalen Dolch hervor und stieß ihn in den Hals des Mannes. Mit letzter Kraft versuchte der Mann, mit seinen bloßen Händen das herauspulsierende Blut aufzuhalten. Er klammerte sich an Giuliano fest, als wolle er sein Leben zurückfordern, das dieser ihm einfach im Zorn genommen hatte. Dann glitt er zu Boden und ehrte mit einem letzten Röcheln den Gott, in dessen Namen er versucht hatte, des Grafen von Mirandola habhaft zu werden.
    * * *
    Giovanni rannte. Es war ungewöhnlich, einen Edelmann so laufen zu sehen, denn die Etikette gebot, selbstsicher, hoch erhobenen Hauptes und gemessenen Schrittes zu wandeln. Die Händler in der Via dei Penitenziari ließen ihre Geschäfte links liegen, um die ungewöhnliche Szene zu beobachten und über den Grund der ungebührlichen Eile dieses Edelmannes zu diskutieren. Vielleicht war er ja ein Falschspieler, ein Schwindler oder Verbrecher? Als Giovanni an ihnen vorbeigerannt war, schauten sie – in Vorfreude auf eine spektakuläre Verhaftung – gleich nach, ob

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