AAA - Das Manifest der Macht
vor, dass du Urlaub nimmst – bezahlten natürlich“, setzte er hinzu, als er Johns überraschten Blick sah. „Deine Provision aus deinem letzten Mandat steht dir auch noch zu. Also, du kannst es dir leisten. Von mir aus mach’ Urlaub, solange wie du willst oder solange du brauchst, um dir über dich selbst klar zu werden. Ich habe in der Firma einiges zu regeln, und ich möchte dich dabei so weit wie möglich aus der Schusslinie bringen.“
Er sah Johns fragenden Blick und setzte hinzu: „Weißt du, John, vielleicht war es gar nicht so schlecht, dass diese Reporterin gestern Abend mit ihrer Story über dich herausgekommen ist.“ Er holte tief Luft. „Und außerdem: Falls die Geschichte mit deiner Abstammung wahr ist, dann überlege bitte, ob es wirklich so schlimm ist, ein Nachfahre von Karl Marx zu sein. Vielleicht hat das Ganze ja sogar einen Nutzen. Ich würde es an deiner Stelle nicht ausschließlich negativ sehen.“
Er wandte sich um, ging hinüber zu dem Honda und öffnete die Fahrertür. Bevor er einstieg, drehte er sich noch einmal zu John.
„Bei allem, was du unternimmst, John, tu´ mir einen Gefallen: Pass´ auf dich auf.“
Frank van den Bergh stieg in den Wagen, startete den Motor, und der Wagen verschwand durch ein Tor an der Schmalseite der düsteren Lagerhalle. John starrte ihm nach, bis er schließlich ganz alleine in der Mitte der großen Halle stand. Totale Stille umgab ihn.
Nach einiger Zeit trat er durch die Stahltür, durch die er gekommen war, wieder nach draußen und sah sich um. In einiger Entfernung luden zwei Männer irgendwelche Gegenstände in einen schwarzen Geländewagen, sonst war niemand zu sehen. John setzte sich in Bewegung, um irgendwo ein Taxi zu finden.
Im Inneren der Halle erhob sich eine schlanke, in einen schwarzen Anzug gekleidete Gestalt von einer knapp unterhalb des Hallendachs verlaufenden Stahlkonstruktion und kletterte katzenhaft die in die Hallenwand eingelassenen Sprossen hinunter. Dominique war zufrieden mit dem, was sie gehört hatte. Es hatte sich gelohnt, das Mobiltelefon ihres Vaters anzuzapfen.
KAPITEL 24
„Was heißt das, du bist beurlaubt?“
Kaum im Taxi hatte John Samanthas Nummer gewählt und ihr in kurzen Sätzen das Treffen mit dem Chef von First Internationals geschildert.
„Das bedeutet, dass ich die nächsten Wochen nicht ins Büro
gehe, sondern mein eigener Herr bin. Ich kann tun und lassen, was ich will“, erklärte er.
„Aha, und was fängst du mit deiner neu gewonnenen Freiheit an?“
„Das ist doch klar. Ich werde deiner verrückten Geschichte von meinem angeblichen kommunistischen Urahn nachgehen und beweisen, dass du alles an den Haaren herbeigezogen hast. Und wenn ich Recht habe und das alles Mist war, was du da über mich vom Stapel gelassen hast, dann verklag ich dich und deinen Laden.“ John schmunzelte, während er sich Samanthas Gesicht vorzustellen versuchte.
„In einem gebe ich dir Recht, John: Es ist eine verrückte Geschichte, aber im Gegensatz zu dir bin ich überzeugt, dass sie absolut wahr ist. Und das werde ich beweisen. Mein Boss hat mir grünes Licht gegeben. Mein Spesenkonto ist aufgefüllt, ich kann also loslegen. Und das werde ich ab morgen tun.“
„Und wie willst du das tun?“
„Ich habe für morgen früh einen Flug nach Europa gebucht. Du erinnerst dich vielleicht: Dort lebte dein Ur-Urgroßvater. Genau da werde ich so lange suchen, bis ich alle Beweise zusammen habe.“
„Und wo geht’s zuerst hin?“
„Nach Köln, wenn du es genau wissen willst, wieso?“
„Weil ich mitfliege.“
„Das wirst du nicht!“
„Vorhin wolltest du das noch.“
„Ich hab’s mir überlegt, ich komme allein besser zurecht.“
„Verstehe. Dann kannst du völlig ungestört zu der Märchengeschichte noch die dazugehörenden Beweise erfinden.“
„Ben begleitet mich; da brauche ich dich nicht.“
„Ach du liebe Zeit, ausgerechnet Ben, das ist ja schrecklich! Der hat ja eine noch blühendere Fantasie als du.“ Jetzt hatte John wirklich Spaß daran, Samantha zu provozieren.
„Ich arbeite professionell, für mich zählen nur Fakten. Ben wird mir auf keinen Fall in meine Recherchen hineinreden. Meine Reportagen schreibe ich immer noch höchstpersönlich.“
„Dachte ich mir, und darum möchte ich gern dabei sein. Du brauchst jemanden als übergeordnete Kontrollinstanz.“
„Und die willst du sein?“ Samantha lachte kurz auf.
„Natürlich. Schließlich geht es doch um mich; und wenn schon,
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